Mit einer Gedenkveranstaltung und der Anbringung eines Erinnerungszeichens wird am Dienstag, 4. Oktober, an den katholischen NS-Gegner Franz Wipplinger erinnert.
Der katholische Priesterseminarist (1915-1944) äußerte sich in Briefen und Tagebucheinträgen erschüttert über den Krieg und das NS-Regime, wurde denunziert und im Oktober 1944 hingerichtet. Zu seinen Ehren findet um 15 Uhr im Schulhof der Grundschule Tumblingerstraße, Tumblingerstraße 6, eine Gedenkveranstaltung mit Stadtrat Stefan Jagel (DIE LINKE./Die PAR-TEI Stadtratsfraktion) in Vertretung des Oberbürgermeisters, der Rektorin der Grundschule Tumblingerstraße, Ulrike Hohl, Pastoralreferentin Judith Einsiedel, Fachbereichsleitung Erinnerungs- und Gedenkstättenarbeit, Erzdiözese München und Freising, Friedbert Mühldorfer, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – BdA (Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten), Initiator des Erinnerungszeichens, Bruder Thomas M. Schied, OFMCap (Ordo Fratrum Minorum Capucinorum), Priester und leitender Seelsorger im Pfarrverband Isarvorstadt, sowie Barbara Turczynski-Hartje, Bezirksausschuss 2 (Ludwigvorstadt-Isarvorstadt) statt. Es singen Kinder des Chores der Grundschule Tumblingerstraße. Im Anschluss wird um16 Uhr an seinem ehemaligen Wohnort in der Maistraße 31 das Erinnerungszeichen angebracht. Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist ohne Anmeldung möglich.
Franz Wipplinger kam 1915 in München zur Welt und wuchs in der Maistraße 31 auf. Er gehörte einer katholischen Jugendgruppe an. Nach dem Gymnasium trat er in das Priesterseminar in Freising ein und studierte Philosophie und Theologie. Im September 1939 wurde Franz Wipplinger zur Wehrmacht einberufen. Nach einer schweren Verwundung an der Ostfront wurde er ab Dezember 1942 als Schreiber beim Heer in München eingesetzt. In Briefen äußerte er sich erschüttert über den Krieg, in sein Tagebuch schrieb er im August 1943: „Hitler wird [...] nicht mehr verhindern können, daß trotz aller Stumpfheit, Massenpsychose und Furchtsamkeit der Deutschen das geknechtete Gewissen sich rührt und Sorge, Vernunft und radikale Ablehnung lauter und lauter werden.“ Seine Tagebucheinträge lassen vermuten, dass er Flugblätter der „Weißen Rose“ gekannt hat. Franz Wipplinger wurde denunziert und im Dezember 1943 inhaftiert. Das Militärgericht warf ihm zudem vor, „Feindsender“ gehört und staatsfeindliche Flugblätter besessen zu haben. Wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ verurteilte ihn das Feld-Kriegsgericht des Zentralgerichts des Heeres Berlin am 31. August 1944 zum Tode. Franz Wipplinger wurde am 24. Oktober 1944 im Gefängnis Berlin-Spandau hingerichtet.
Weitere Informationen unter www.erinnerungszeichen.de und www.map.erinnerungszeichen.de.
(Siehe auch unter Terminhinweise)