In einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung gaben im Jahr 2021 28 Prozent der befragten Münchner*innen an, in den letzten zwei Jahren Diskriminierungen erfahren zu haben. Der Bildungsbereich (Kindergarten, Schule, Hochschule) wurde in 32 Prozent als der Ort genannt, an dem die Diskriminierung stattgefunden hat. Diese Zahlen verdeutlichen: Schulen sind ein Spiegelbild der Gesellschaft und deshalb nicht frei von Rassismus, Antisemitismus, anderen Formen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und rechtem Hass.
Der Münchner Stadtrat hat aufgrund vermehrter Meldungen von Vorfällen mit menschenfeindlichen und volksverhetzenden Hintergründen an Münchner Schulen beschlossen, eine neue Anlaufstelle bei der Fachstelle für Demokratie einzurichten, die neben einem Monitoring dieser Vorfälle auch als vertrauliche Anlaufstelle für Schüler*innen und deren Erziehungsberechtigte sowie als Beratungsstelle für städtische Mitarbeitende an Münchner Schulen bei der Unterstützung im Umgang mit diesen Vorfällen dienen soll. Verankert wurde in diesem Zusammenhang auch eine Meldepflicht für menschenfeindliche und volksverhetzende Vorfälle für Mitarbeitende an städtischen Schulen durch eine Verfügung des Referats für Bildung und Sport. Diese Meldepflicht soll eine strukturierte Erfassung derartiger Vorfälle ermöglichen und damit das Dunkelfeld aufhellen. Stadtschulrat Florian Kraus: „Unsere Schulen leisten einen ganz zentralen Beitrag zur demokratischen Bildung. Um diesem Auftrag gerecht zu werden, müssen Schulen selbst demokratische Orte sein. Dazu gehört ein sensibler und konsequenter Umgang mit rassistischen, antisemitischen oder anderen demokratiefeindlichen Vorfällen. Einen diskriminierungsfreien Raum für alle Mitglieder der Schulfamilie zu schaffen, ist Teil unseres übergeordneten Ziels der Bildungsgerechtigkeit. Im Referat für Bildung und Sport hat das Thema schon lange einen hohen Stellenwert, unter anderem in der Fort- und Weiterbildung unseres pädagogischen Personals. Dass die Schulen durch die neue Anlaufstelle und die vereinfachten, digitalen Meldewege dabei nun in ihren Bemühungen zusätzlich unterstützt werden, freut mich sehr. Unser Motto muss lauten: Hinsehen statt wegsehen!“ Ozan Aykaç, Vorstandsmitglied des Kreisjugendrings München-Stadt: „Münchner Schulen sind als Schutzräume für Heranwachsende von gesellschaftlichen Einflüssen nicht befreit, sie spiegeln diese wider. Unsere Verantwortung als Stadtgesellschaft ist es, den Betroffenen nicht das Gefühl zu geben, dass sie alleine damit zurechtkommen müssen, nur weil es vermeintliche Einzelfälle sind – das sind sie nämlich nicht. Das Monitoring kann maßgeblich dazu beitragen, Licht ins Feld der Dunkelziffern zu bringen – rassistische und diskriminierende Vorfälle passieren Woche für Woche an Münchner Schulen. Aber die Arbeit hört nicht mit der Meldung auf, sondern sie beginnt dann erst richtig.“
Um das Meldeverhalten bei Schüler*innen zu erhöhen, startet heute dar-über hinaus eine neue Webseite: www.melden-gegen-diskriminierung.de. Diese informiert darüber, was gemeldet werden kann, warum gemeldet werden sollte, was nach einer Meldung passiert und an welche Beratungsstellen sich Betroffene oder Zeug*innen wenden können. Zusammen mit der Webseite wird unter muenchen.de/melden-gegen-diskriminierung ein städtisches Online-Formular neu gelauncht, über das Vorfälle auch anonym gemeldet werden können – schriftlich oder per Voice-Mail. Philip Fickel, Lehrkraft an der Städtischen Anita-Augspurg-Berufsoberschule München: „Die neu eingerichtete Meldestelle ermöglicht es mir als Lehrkraft, umfassend Hilfe und Unterstützung bei rassistischen und diskriminierenden Vorfällen zu erhalten – ebenso wird auch den Schülerinnen und Schülern gezeigt, dass sie nicht alleine gelassen werden!“ Mit dem Launch der Webseite verbunden ist eine Kampagne, um die Anlaufstelle und die neuen Meldewege bekannter zu machen. So werden ab dieser Woche 230.000 Flyer, 6.000 Poster und 15.000 Sticker unter anderem an alle 440 öffentlichen und privaten Schulen in München versandt, jeweils adressiert an die Schulleitung, die Schülermitverantwortung (SMV) und die Schulsozialarbeit.
Dr. Miriam Heigl, Leiterin der Fachstelle für Demokratie: „Mit der neuen Anlaufstelle und den Meldewegen für rassistische, antisemitische oder volksverhetzende Vorfälle an Schulen wollen wir Betroffene und Zeug*innen darin bestärken, diese zu melden oder sich Unterstützung zu holen. Ziel ist es, Betroffenen solidarisch zur Seite zu stehen und die Schulen in der Nachbearbeitung der Vorfälle zu beraten und begleiten. Unser Beratungsangebot richtet sich ausdrücklich an alle Mitglieder der Schulfamilie: Schulleitungen, Lehrer*innen, Sozialarbeiter*innen sowie Schüler*innen und Eltern. Betroffene Schüler*innen und Eltern haben auch die Möglichkeit der anonymen Meldung und Beratung.“
Achtung Redaktionen: Bei Fragen ist die Fachstelle für Demokratie per E-Mail an fgr@muenchen.de oder unter Telefon 233-92642 zu erreichen.