Anstieg der Todesfälle durch Drogenkonsum in München Archiv
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Rathaus Umschau 195 / 2022, veröffentlicht am 12.10.2022
Das Gesundheitsreferat der Landeshauptstadt München beobachtet für das laufende Jahr einen deutlichen Anstieg der Drogentodesfälle im Stadtgebiet. Bis Montag, 10. Oktober, hat das Polizeipräsidium München dem Gesundheitsreferat 55 Drogentodesfälle gemeldet. Damit ist die Zahl erheblich höher als im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres (31 Fälle) sowie in den Jahren 2020 (33 Fälle) und 2019 (36 Fälle). Der Anstieg ist derzeit nur in München zu beobachten, in den anderen Regionen Bayern bewegen sich die Zahlen in etwa auf Vorjahresniveau. Bürgermeisterin Verena Dietl: „Bisher fehlen eindeutige Hinweise auf die Gründe für diesen massiven Anstieg. Aussagen von Drogenkonsumierenden deuten auf gestiegenen Wirkstoffgehalt und Verunreinigungen bzw. Beimischungen zu den Substanzen hin, etwa zu Heroin oder Kokain. Ebenso wird von einem erhöhten Konsum von sogenannten Neuen Psychoaktiven Substanzen (NPS) berichtet, deren tatsächliche Zusammensetzung den Konsumierenden nicht bekannt ist. Die besorgniserregende Entwicklung der Todesfälle zeigt einmal mehr, wie wichtig schadensminimierende Angebote wie Drogenkonsumräume für das Überleben von drogenkonsumierenden Menschen ist. Aber die bayerische Staatsregierung verweigert den Städten weiterhin die erforderliche Rechtsverordnung für Drogenkonsumräume.“
Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek: „Ein Drug-Checking-Programm kann Leben retten, denn es reduziert das Risiko des Substanzmissbrauchs, dem abhängige Menschen durch den Einkauf auf dem kriminellen Schwarzmarkt ausgeliefert sind. Drug-Checking ist die Möglichkeit für Drogen-Konsumierende, die Substanzen vor dem Konsum analysieren zu lassen, um so Beimischungen unerwünschter Substanzen zu erkennen und den Konsum anzupassen. Doch um in München ein solches Angebot einzurichten, bedarf es klarer gesetzlicher Regelungen, damit die Beteiligten davor bewahrt werden, sich strafbar zu machen. Ich begrüße es sehr, dass die Bundesregierung Drug-Checking legalisieren will, ein Modellprojekt in Thüringen zeigt erste positive Ergebnisse.“
Polizei, Landeskriminalamt, die Träger der Suchthilfe und das Gesundheitsreferat beobachten die Entwicklung engmaschig und tauschen Hinweise auf Gründe für den Anstieg der Todeszahlen aus, um so die Konsumierenden möglichst rechtzeitig zu warnen.