Stadt übergibt Erinnerungszeichen für NS-Opfer der Öffentlichkeit Archiv
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Rathaus Umschau 201 / 2022, veröffentlicht am 20.10.2022
Mit der Anbringung von Erinnerungszeichen wird am Montag, 24. Oktober, vier jüdischer Münchner*innen gedacht, die in der Johannvon-Werth-Straße 2, 3 und 4 lebten und die durch das NS-Regime ums Leben kamen. Um 16 Uhr findet eine gemeinsame Gedenkveranstaltung für Arthur und Paula Dreyer, Hugo Rothschild und Ludwig Frank im Neuhauser Trafo, Nymphenburger Straße 171, statt. Zum Gedenken sprechen Stadtrat Stefan Jagel (DIE LINKE. / Die PARTEI Stadtratsfraktion) in Vertretung des Oberbürgermeisters, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, die Initiatorin der Erinnerungszeichen Ingrid Reuther, Richard Lauchner, Enkel von Hugo Rothschild, sowie Anna Hanusch, Vorsitzende des Bezirksausschusses 9 (Neuhausen-Nymphenburg). Um 17 Uhr werden an den historischen Wohnorten der jüdischen Münchner*innen in der Johann-von-Werth-Straße 2, 3, und 4 die Erinnerungszeichen der Öffentlichkeit übergeben.
Die Schicksale der NS-Opfer
- Der Arzt Arthur Dreyer musste bereits 1933 unter dem Druck des NS-Regimes die von ihm geführte Privatheilanstalt aufgeben. 1940 kündigte der Vermieter dem Ehepaar Dreyer die Wohnung in der Johann-von-Werth-Straße 2. Paula Dreyer starb am 27. November 1940 in einem kleinen Zimmer der Pension in der Goethestraße, in die das Paar eingewiesen worden war. Die Gestapo deportierte Arthur Dreyer im Juni 1942 nach Theresienstadt, wo er an den katastrophalen Lebensbedingungen zugrunde ging und am 24. Februar 1943 starb.
- Ludwig Frank lebte in der Johann-von-Werth-Straße 3. Der Studienprofessor lehrte Mathematik und Physik an der Rupprecht-Oberrealschule in Neuhausen. Ein Kollege denunzierte ihn wegen eines angeblichen Verhältnisses mit einer Kollegin. Der Vorwurf der „Rassenschande“ brachte Ludwig Frank im Februar 1940 in das KZ Dachau. Dort starb er wenige Wochen später am 12. April 1940 unter ungeklärten Umständen.
- Während der Pogromnacht im November 1938 verhafteten SA-Männer den Rechtsanwalt Hugo Rothschild in seiner Wohnung in der Johannvon-Werth-Straße 4 und misshandelten ihn schwer. Als junges Mädchen wurde die heutige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde von München und Oberbayern, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Zeugin dieses brutalen Vorgangs. 1944 half Hugo Rothschild einer untergetauchten Jüdin. Als diese entdeckt wurde, verhaftete die Gestapo auch Hugo Rothschild und verschleppte ihn in das KZ Dachau, wo er am 13. Februar 1945 ermordet wurde.
Informationen zur Veranstaltung
Der Zugang zum Neuhauser Trafo ist barrierefrei möglich. Die Tramhaltestelle Volkartstraße ist 50 Meter entfernt. Die Aufstellungsorte der Erinnerungszeichen sind 300 Meter vom Ort der Gedenkveranstaltung entfernt, die Hälfte der Strecke kann mit der Tram 12 bis Haltestelle Neuhausen zurückgelegt werden. Weitere Informationen unter www.erinnerungszeichen.de und www.map.erinnerungszeichen.de.
(Siehe auch unter Terminhinweise)