Das diesjährige „Forum“ des Literaturfests München wird von der aus der Ukraine stammenden Autorin Tanja Maljartschuk kuratiert und trägt das Motto „Frei sein – Mitteleuropa neu erzählen“. Es bietet die Chance, die aktuelle Situation der Ukraine in ihren historischen Tiefen auszuloten – und damit die Situation der postsowjetischen Staaten insgesamt besser zu verstehen. Aus diesem Anlass lädt das NS-Dokumentationszentrum München, Max-Mannheimer-Platz 1, am Samstag, 19. November, zu einem internationalen Symposium ein. Das Programm der Veranstaltung hat zwei Teile:
- Ab 14 Uhr geht es im ersten Teil um das Böse in Geschichte, Politik und in uns. Irrte Hannah Arendt, wenn sie meinte, das Böse sei schlichtweg ein Ergebnis des Nichtdenkens? Übertrieb der Philosoph Leszek Kołakowski, als er sagte, man hätte die Nachricht vom Teufel zu oft vernommen, um ihn ignorieren zu dürfen? Über neue Antworten auf diese Fragen diskutieren Karl Golling (Psychoanalytiker und Dozent), Sigmund Freud (Privatuniversität in Wien), Jan-Werner Müller (Politikwissenschaftler und Professor Princeton University), Witold Szabłowski (Journalist und Autor, Polen) und Wolodymyr Jermolenko (Philosoph, Essayist, Chefredakteur von UrkaineWorld.org).
-Um 15.30 Uhr findet die Veranstaltung „Mythos Europa. Illusion und Ernüchterung“ statt. Noch in den 1990er-Jahren warnte der britisch-ame- rikanische Historiker Tony Judt davor, die Europäische Union als Allheilmittel und Selbstzweck zu betrachten. Ansonsten entstehe die Gefahr, eines Tages feststellen zu müssen: Der „Mythos Europa“ hat die Probleme des Kontinents nicht nur nicht gelöst. Er hat daran gehindert, sie überhaupt zu erkennen. War der 24. Februar 2022, der Kriegsbeginn in der Ukraine, der Tag dieser schmerzhaften Erkenntnis? Auf dem Podium diskutieren Diana Mishkova (Professorin für Gegenwartsgeschichte Südosteuropas, Sofia), Andrij Portnov (Historiker und Professor für Entangled History of Ukraine, Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/ Oder), Karolina Wigura (Soziologin, Ideenhistorikerin, Mitbegründerin der polnischen Zeitschrift Kultura Liberalna, Professorin an der Universität Warschau, Fellow an der Robert Bosch Academy in Berlin). Der Eintritt ist kostenfrei, eine Anmeldung ist erforderlich per E-Mail an info@litmuc.de. Infos zur Barrierefreiheit unter http://www.ns-dokuzentrum-muenchen.de/besucherinformation/barrierefreiheit.