Monacensia: 450 Videobänder von Rabe Perplexum digital zugänglich Archiv
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Rathaus Umschau 218 / 2022, veröffentlicht am 15.11.2022
Um bislang noch nicht ausgewertetes Kulturgut zu sichern, veranlasste die Monacensia im Rahmen des Forschungsprojekts #femaleheritage die dringend erforderliche Restaurierung und Digitalisierung von rund 450 Videobändern der 1996 verstorbenen Künstler*in Rabe Perplexum. Jetzt können ihre Videoarbeiten und Performance-Dokumentationen von Wissenschaftler*innen und Forschenden im Literaturarchiv der Monacensia eingesehen werden.
Die bestandserhaltende Maßnahme wurde großzügig gefördert von der Ernst von Siemens Kunststiftung. Damit ist eine wichtige Voraussetzung für die Wiederentdeckung und kunsthistorische Verortung von Rabe Perplexum im kulturellen Gedächtnis geschaffen.
Anke Buettner, Leiterin der Monacensia: „Ich freue mich, dass wir die kaum bekannten Videoarbeiten von Rabe Perplexum nachhaltig sichern konnten. Die Filme zeigen besonders anschaulich, warum Rabes künstlerische Position gerade für die heutige Rezeption so spannend ist. Vor allem in gesellschaftspolitischer Hinsicht. Sexualität, Körper, aber auch gesellschaftliche Rollenerwartungen werden sehr direkt verhandelt.“ Rabe Perplexum wurde 1956 als Manuela Margarete Hahn in München geboren. Nach einem Studium der Malerei bei dem Fluxus-Künstler Robin Page an der Akademie der Bildenden Künste in München arbeitete die nicht-binäre Performer*in und Multimediakünstler*in transdisziplinär und mit einer starken Affinität für digitale Techniken. In den 80er Jahren leistete Rabe Perplexum Pionierarbeit in künstlerischen Verarbeitungen von Computeranimationen. Von der Landeshauptstadt München erhielt Rabe 1986 den erstmals vergebenen Förderpreis für „Neue Ausdrucksformen in der Bildenden Kunst“.
Der umfangreiche Nachlass befindet sich in der Monacensia im Hildebrandhaus und wird derzeit erschlossen. Er enthält Fotografien, frühe Papierarbeiten, bildnerische Werke, Tagebücher, Skizzenbücher, Manuskripte und Entwürfe, Dokumente und Requisiten von Performances sowie rund 450 Videobänder unterschiedlichster Formate. Es handelt sich hierbei um die Mastertapes und vielfach um die einzigen Aufnahmen der Performances und Videoinstallationen von Rabe Perplexum. Entstanden sind die Videoaufnahmen überwiegend in den 1980er und frühen 1990er Jahren. Viele der Bänder sind vom unmittelbaren Informationsverlust bedroht. Thomas Schütte, Leiter des Literaturarchivs: „Von außen sind die Plastikkörper der Kassetten unverwüstlich. Anders sieht es bei den im Inneren liegenden Kunststoffbändern aus, die die Bild- und Toninformation tragen. Sie sind rapiden Alterungsprozessen unterworfen.“
Mit dem kooperativen Forschungs- und Vermittlungsprojekt #femaleheritage nimmt die Monacensia im Hildebrandhaus Lücken im literarischen Gedächtnis der Stadt in den Blick. Gleichzeitig erprobt sie neue Formen der Erinnerungskultur und der Kulturvermittlung. Sie setzt dabei von vornherein auf überregionale Vernetzung und interdisziplinäre Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Partner*innen aus Kultur, Bildung und Wissenschaft. Informationen zur Monacensia im Hildebrandhaus unter http://www.muenchner-stadtbibliothek.de/monacensia.