„Die letzten Europäer“: Ausstellungseröffnung im Jüdischen Museum Archiv
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Rathaus Umschau 220 / 2022, veröffentlicht am 17.11.2022
Das Jüdische Museum München, St.-Jakobs-Platz 16, eröffnet am Dienstag, 22. November, 19 Uhr, die Ausstellung „Die letzten Europäer. Jüdische Perspektiven auf die Krisen einer Idee“. Sie ist von Mittwoch, 23. November, bis 21. Mai 2023 für die Öffentlichkeit zugänglich. 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist Europa von einem Rückfall in nationalistische und menschenfeindliche Ideologien bedroht. Der europäische Imperativ „Nie wieder!“ wird von vielen in Frage gestellt. Zugleich entdecken Europas Nationalisten ihre eigene Fantasie vom „christlich-jüdischen Abendland“ – als Kampfbegriff gegen Zuwanderung und Integration.
Was war das „Projekt Europa“ und was ist daraus geworden? Und was wird aus ihm werden? Ist die europäische Gemeinschaft in Zeiten beunruhigender globaler Herausforderungen – und nicht nur im Zeichen der Corona-Pandemie, der Klimakrise und des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine – noch weiter auseinander statt näher zusammengerückt? Werden nationale Interessen immer mehr gegen europäische Lösungen ausgespielt?
Vor dem Hintergrund dieser Fragen blickt das Jüdische Museum München auf jüdische Individuen, die angesichts der Zerstörung Europas im 20. Jahrhundert nationale und kulturelle Grenzen überschritten, die universelle Geltung von Menschenrechten erneut einforderten und vehement einen europäischen Traum verfolgten. Anhand ihres Engagements für ein geeintes und friedliches Europa erkundet die Ausstellung gleichzeitig dessen neuerliche Bedrohung.
Das Museum öffnet sich zu einem Ort der Debatte über die Zukunft Europas, über die reale und die ideelle Substanz der Europäischen Union, über Gefährdungen und Chancen, über zukunftsweisende und überkommene Konzepte. Über die europäische Aufklärung wird hier ebenso zu streiten sein wie über ihre Kinder: Säkularisierung und Moderne, Emanzipation und Partizipation, Nationalismus und Chauvinismus, Kolonialismus und Kapitalismus.
Die Ausstellung wurde im Jüdischen Museum Hohenems realisiert und für das Jüdische Museum München angepasst und erweitert.
Anmeldungen zur Eröffnung unter https://www.juedisches-museum-muenchen.de/kalender/details/die-letzten-europaeer-eroeffnung. Der Zugang zum Museum ist barrierefrei; Gehörlose und hörbeeinträchtigte Menschen haben die Möglichkeit, die Eröffnungsreden mit Gebärdensprachdolmetschung zu verfolgen.
(Siehe auch unter Terminhinweise)