Fünf Ausbildungsbetriebe erhalten Erasmus-Grasser-Preis Archiv
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Rathaus Umschau 221 / 2022, veröffentlicht am 18.11.2022
Bürgermeisterin Katrin Habenschaden und Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft, haben fünf Münchner Ausbildungsbetriebe mit dem Erasmus-Grasser-Preis 2022 ausgezeichnet. Die Stadt ehrt damit das Engagement um die berufliche Bildung von Jugendlichen.
Bürgermeisterin Katrin Habenschaden: „Der wirtschaftliche Erfolg unserer Stadt beruht hauptsächlich auf den vielen kleinen und mittleren Unternehmen. Sie setzen sich täglich mit großer Leidenschaft und Erfolg dafür ein, jungen Menschen eine berufliche Perspektive zu bieten. Es freut mich sehr, fünf von ihnen dafür den Erasmus-Grasser-Preis verleihen zu dürfen. Die Versorgung mit ausreichend gut ausgebildeten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ist eine unabdingbare Voraussetzung für Wettbewerbsfähigkeit, Wohlstand und Lebensqualität unserer Stadtgesellschaft.“ Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft, betont die Bedeutung von Ausbildungsbetrieben in Zeiten des Fachkräftemangels: „Mit dem Münchner Oscar für ausgezeichnete Ausbildung rückt die Stadt die Betriebe in den öffentlichen Fokus, die sich um Jugendliche in Ausbildung verdient machen. Die Preisträgerinnen und Preisträger bilden qualifizierten Nachwuchs aus, bieten Arbeitsplätze in mittelständischen Unternehmen und sichern Fachkräfte in unterschiedlichsten Branchen.“ Im Bezirk der Agentur für Arbeit München bleiben zahlreiche Ausbildungsplätze unbesetzt. Zum 30. September waren 665 gemeldete Ausbildungsplätze noch nicht vergeben.
Der Erasmus-Grasser-Preis gehört zum Münchner Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramm (MBQ) und wird seit 1993 vom Referat für Arbeit und Wirtschaft ausgelobt. Das Referat kooperiert mit der Handwerkskammer für München und Oberbayern, der IHK für München und Oberbayern und dem Verband Freier Berufe in Bayern e. V.
Das Streaming der Preisverleihung kann auf dem YouTube-Kanal des Referats für Arbeit und Wirtschaft unter der Adresse https://youtu.be/CQjcpCX5xNM angesehen werden.
DenErasmus-Grasser-PreiserhieltenindiesemJahrfolgendeBetriebe:
ANJOMalereiGmbH
Das Engagement von Antje und Johannes Hajer ist ein hervorragendes Beispiel dafür, was Verantwortung für die Ausbildung von jungen Menschen bedeutet. Sie ermöglichen Menschen eine Chance zur Inklusion in die Ausbildungs- und Berufswelt in Deutschland, unabhängig der Herkunft, der Nationalität, des Geschlechts, des Schulabschlusses und des Alters. Besonders hervorzuheben ist die Bereitschaft der Firma, gerade diejenigen Auszubildenden aufzunehmen, die nur schwer einen Ausbildungsplatz bekommen. Die Auszubildenden dürfen an allen Nachhilfeangeboten teilnehmen und erhalten sogar von der Chefin selbst vor der Abschlussprüfung einmal wöchentlich persönlich Nachhilfe. Im letzten Jahr bestand ein Geflüchteter, der erst in Deutschland alphabetisiert wurde, die Prüfung zum Maler und Lackierer. Seither arbeitet er bei der Malerei ANJO.
EC Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Die EC Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gibt allen Menschen eine Chance, beruflich und persönlich voranzukommen. Es spielt dabei für sie eine untergeordnete Rolle, wie der Lebenslauf bisher aussah. Mehr als das Alter, das Geschlecht, die Herkunft oder eine Behinderung zählen der Mensch und seine Persönlichkeit. Die bisherigen Auszubildenden kamen aus verschiedensten Nationen. Das Altersspektrum der Auszubildenden reichte bisher bei Ausbildungsbeginn von 18 bis zu 50 Jahren. Alle Auszubildenden wurden nach Ende der Ausbildungszeit übernommen und haben auch weiterhin regelmäßig Weiterbildungen erhalten.
Schreinerei Gratzer GmbH
Die Schreinerinnung München bezeichnet die Schreinerei Gratzer als Musterausbildungsbetrieb. Die Schreinerei Gratzer bildet Fachkräfte aus, die eine tiefe Verbundenheit mit dem Unternehmen entwickeln und ihm in der Folge die Treue halten. Das entspricht im Schreinerhandwerk nicht der Regel, da viele Auszubildende in anderen Schreinereien die Ausbildung als Basis einer weiterführenden Ausbildung nutzen. Die Schreinerei Gratzer steht als Praktikumsbetrieb der Schreinerinnung München in der Ausbildung lernbehinderter oder benachteiligter Jugendlicher zur Verfügung. Auch sonst schwer unterzubringende Azubis erhalten Einblick in die betrieblichen Abläufe. Hansi Gratzer ist Mitbegründer des Arbeitskreises „Duale Partner“, in dem mit den Münchner Berufsschulen die Zusammenarbeit laufend besprochen und Verbesserungen in der Kooperation umgesetzt werden.
Kilian Münchner Schlüsseldienst GmbH
Die Kilian Münchner Schlüsseldienst GmbH bildet auch behinderte und lernbeeinträchtigte Jugendliche aus. Der Betrieb arbeitet bei der Erarbeitung eines neuen Berufsbilds in der Branche mit und engagiert sich ehrenamtlich in der Prüfungskommission. Der Kilian Münchner Schlüsseldienst GmbH ist es ein Anliegen, auch Auszubildenden in armen Ländern zu helfen. Daher finanziert sie über „Brot für die Welt“ ein Projekt in Kamerun. Frauen erhalten in Kamerun nur sehr schwer eine Ausbildungsstelle, da berufliche Ausbildung fast nur Männern vorbehalten ist. Die Firma übernimmt daher für junge Frauen die Ausbildungskosten für das Schneiderhandwerk.
Stumbaum GmbH, Elektrotechnik, Sanitär, Heizung, Klima und Photo- voltaik
Die Firma Stumbaum GmbH bildet seit ihrer Gründung im Jahr 1949 aus. 2015 wurde die Position des Ausbildungsbeauftragten neu geschaffen. Der Ausbildungsbeauftragte kümmert sich neben seiner originären Tätigkeit um alle Belange, die im Rahmen einer Ausbildung auftreten. Von der Besetzung der Ausbildungsplätze bis zur Abschlussprüfung begleitet er die Auszubildenden. Die Firma engagiert sich auch außerhalb des eigenen Unternehmens, indem sie bei der Gewinnung von Nachwuchs für das Handwerk unterstützt oder Beschäftigte für den Gesellenprüfungsausschuss freistellt. Um Begeisterung für eine Ausbildung im Handwerk zu wecken und neue Auszubildende zu gewinnen, geht die Firma direkt in die regional ansässigen Schulen. 2018 konnte Stumbaum im Ausbildungsberuf „Kauffrau für Büromanagement“ die Jahrgangsbeste Absolventin in Oberbayern stellen. Die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund oder Geflüchteten liegt der Firma sehr am Herzen: So wurden bereits zwei Geflüchtete erfolgreich durch die Ausbildung geführt und übernommen.
Die Jury
Eine Jury mit Vertreter*innen aus Wirtschaftskammern, dem Münchner Stadtrat und der Frauengleichstellungsstelle hat die fünf Preisträger ausgewählt. Kriterien für die Entscheidung der Jury sind die Dauer der Ausbildungstätigkeit, die Anzahl der Ausgebildeten, der Ausbildungserfolg und eine im Zusammenhang mit der Ausbildung ausgeübte ehrenamtliche Tätigkeit. Seit 2018 können sich nicht nur Handwerksbetriebe, sondern alle Ausbildungsbetriebe um den Preis bewerben. Die Preisträger erhalten jeweils eine Moriskentänzer-Statuette sowie ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro.
Informationen zum Erasmus-Grasser-Preis sind zu finden im Internet unter www.muenchen.de/erasmus-grasser-preis.