Am 1. Januar 2022 hat das Institut für Stadtgeschichte und Erinnerungskultur im Kulturreferat seine Arbeit aufgenommen. Der Stadtrat hatte im Juli 2021 die Einrichtung des Instituts und die Zusammenfassung des Fachbereichs Stadtgeschichte des Kulturreferats und des Sachgebiets Zeitgeschichte aus dem Stadtarchiv München beschlossen. Ziel des neuen Instituts ist die Sichtbarmachung der Stadtgeschichte seit dem frühen 20. Jahrhundert und ein zeitgemäßer und kritischer Umgang damit. Für Kulturreferent Anton Biebl eröffnet das Institut vielfältige Chancen: „Die Einrichtung des Instituts für Stadtgeschichte und Erinnerungskultur ist ein folgerichtiger Schritt, um stadtgeschichtliche Kompetenzen zu stärken und innerhalb der Stadtgesellschaft eine fruchtbare Grundlage für eine kritische und diskursoffene Auseinandersetzung auch im Hinblick auf politisch kontroverse und gesellschaftlich heftig umkämpfte Themenfelder zu schaffen.“
Geleitet wird das neue Institut für Stadtgeschichte und Erinnerungskultur kommissarisch von der Historikerin Dr. Sabine Schalm und dem Historiker Dr. Andreas Heusler.
Das Institut fördert und gestaltet die lebendige Auseinandersetzung der Münchner Zivilgesellschaft mit Stadtgeschichte und gegenwartsbezogener Erinnerungsarbeit. Jährlich werden dafür Kulturfördermittel ausgereicht, um engagierte Menschen und innovative Ideen zusammenzubringen.
Ebenso beraten die Mitarbeiter*innen des Instituts lokale und überregionale Initiativen sowie gesellschaftliche Akteur*innen bei ihren stadtgeschichtlichen und erinnerungskulturellen Projekten (Anfragen per E-Mail an stadtgeschichte@muenchen.de).
Das Institut entwickelt unter breiter Beteiligung Dritter stadtweite Programme und Veranstaltungen zu stadtgeschichtlich relevanten Themen. So entstehen interdisziplinäre, multiperspektivische, subsidiär und dialogisch ausgerichtete Geschichts- und Kulturprogramme, in der sich die historische Rückschau mit gesellschaftlichen Fragen der Gegenwart verbindet. Beispielgebend sind hier Projekte wie „Migration bewegt die Stadt“, „Was ist Demokratie? – 100 Jahre Revolution und Rätezeit in München 1919-2019“, „past statements – Denkmäler in der Diskussion“ oder „#LastSeen. Bilder der NS-Deportationen“.
Diesen Ansatz verfolgt das Institut für Stadtgeschichte und Erinnerungskultur auch bei der Ausgestaltung zentraler Gedenkveranstaltungen für die Landeshauptstadt, etwa beim jährlichen Gedenken an die aus München deportierten Sint*izze und Rom*nija oder beim Gedenken an das rechtsterroristische Oktoberfest-Attentat und an das rassistische Attentat am Olympia-Einkaufszentrum.
Unter dem Dach des neuen Instituts wird auch das Gedenkprojekt „Erinnerungszeichen für die Todesopfer des Nationalsozialismus in München“ fortgeführt (https://stadt.muenchen.de/infos/erinnerungszeichen.html). Darüber hinaus werden eigenständige Forschungsarbeiten zu stadtgeschichtlich relevanten Fragestellungen und Themen initiiert, konzeptionell und fachlich begleitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Beispielhaft sind in diesem Zusammenhang das Projekt „Die Münchner Stadtverwaltung im Nationalsozialismus“ und die seit vielen Jahren erfolgreich etablierten Kulturgeschichtspfade.
In enger Zusammenarbeit mit dem Bereich Kunst im öffentlichen Raum entwickelt das Institut für Stadtgeschichte und Erinnerungskultur Programme zur Memorialkunst im öffentlichen Raum, realisiert neue Erinnerungsorte und betreut die Dokumentation Oktoberfest-Attentat (http://www.oktoberfest-attentat.de). Ein weiteres wichtiges Aufgabenfeld ist die fachwissenschaftliche Beratung von Stadtrat und Verwaltung, etwa hinsichtlich des Umgangs mit historisch belasteten Straßennamen und anderen städtischen Erinnerungsprojekten.