Städtisches Luisengymnasium wird 200 Jahre alt Archiv
-
Rathaus Umschau 230 / 2022, veröffentlicht am 01.12.2022
Das älteste städtische Gymnasium in München feiert am morgigen Freitag seinen 200. Geburtstag. Gegründet wurde das Luisengymnasium am 2. Dezember 1822 als „Städtische Höhere Töchterschule“ im Auftrag des Münchner Stadtrats und auf Initiative des Kaufmanns Simon Spitzweg, dem Vater des Malers Carl Spitzweg. Wenige Tage danach begann der Unterricht im Schulhaus am Kreuz. Seit 1961 heißt die Schule offiziell „Städtisches Luisengymnasium“.
1901 kam der Umzug der damals rund 500 Schülerinnen in das von Theodor Fischer entworfene moderne Schulhaus in der Luisenstraße. 1911 wurde erstmals ein Gymnasialzweig eingerichtet. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts war das Luisengymnasium dann das größte Mädchengymnasium in Bayern. 1927 wurde die gymnasiale Ausbildung an Mädchenschulen neu geregelt und sie unterschieden sich im Aufbau und Lehrplan nicht mehr von den Jungengymnasien. Die „Luisenschule“ nutzte ab dem Schuljahr 1927/1928 als erste Schule in Deutschland diese Möglichkeit; jahrzehntelange Forderungen der Frauenbewegungen nach einer gleichwertigen Ausbildung von Mädchen waren endlich erfüllt. 1938 wurde aus dem Luisengymnasium als Folge der nationalsozialistischen Umstrukturierung der Schullandschaft eine Oberschule mit fremdsprachlichem und hauswirtschaftlichem Zweig – bei deutlicher Geringschätzung des Intellektuellen in der Mädchenbildung. Im selben Jahr folgte ein Erlass, der jüdischen Schüler*innen den Besuch höherer Schulen un- tersagte. In der letzten Kriegsphase wurden die Keller des „Luisen“ zum öffentlichen Luftschutzbunker für 200 Menschen, in der Turnhalle standen 94 Betten als Notquartiere für Flüchtlinge oder Obdachlose. In der Nacht vom 23. auf den 24. April 1944 wurde das Nebengebäude zerstört. Am 7. Januar 1945 zerstörte ein Luftangriff schließlich das Hauptgebäude. 1949 erfolgte der Wiedereinzug in das renovierte Gebäude, nachdem die Zerstörungen des zweiten Weltkrieges eine vierjährige Evakuierung notwendig gemacht hatten. Richtungsweisende Entwicklungen folgten: 1969 kam als eine der größten Reformen die Einführung der Koedukation. 2005 entschied sich die Schule als eines der ersten Gymnasien Münchens für den Ganztag, 2010 folgte die Einführung eines musischen Zweigs. Am 9. Dezember 2019 erhielt das Luisengymnasium die Urkunde zur „Umweltschule in Europa/Internationale Nachhaltigkeitsschule“.
Heute prägen das einzigartige Schulgebäude, die besondere Geschichte des Städtischen Luisengymnasiums und seine Bedeutung als zentral gelegenes Ganztagsgymnasium mit musischem Zweig nach wie vor die Münchner Schullandschaft. Beim feierlichen Jubiläumsempfang am Freitag, 2. Dezember, um 15 Uhr gratulieren unter anderem Bürgermeisterin Verena Dietl und Stadtschulrat Florian Kraus.
(Siehe auch unter Terminhinweise)