Der Bauausschuss des Stadtrats hat das Baureferat vorberatend beauftragt, bei Bauprojekten die Schwammstadtelemente für die Wasserspeicherung vor Ort und für die Vegetationsbewässerung anzuwenden, weiterzuentwickeln und somit diese Prinzipien der Schwammstadt auf öffentlichen Flächen umzusetzen. Ebenso wurde das Baureferat beauftragt, verstärkt auf die „Münchner Regenwasserbehandlungsanlage“ zu setzen. Darüber hinaus soll die Stadtverwaltung künftig bei Bebauungsplänen mit integrierter Grünordnung die Schwammstadtprinzipien anwenden und jeweils prüfen, ob durch die Offenlegung beziehungsweise Renaturierung von Gewässern das Mikroklima sowie weitere grünplanerische Aspekte verbessert werden können.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Der Klimawandel zeigt sich auch in München deutlich. Wir werden mit einer weiteren Zunahme der Hitze-Extrema, länger andauernden Hitze- und Trockenperioden sowie häufigerem Starkregen rechnen müssen. Das Schwammstadt-Prinzip trägt dem Rechnung. Es wird uns dabei helfen, München an Hitzeperioden besser anzupassen, die Stadt an heißen Tagen abzukühlen und auch mit heftigen Regenfällen besser zurechtzukommen. Entsprechend wichtig ist dieser Beschluss, der das Baureferat beauftragt, dieses Prinzip bei allen Projekten konsequent anzuwenden.“
Baureferentin Dr.-Ing. Jeanne-Marie Ehbauer: „Das Schwammstadt-Prinzip steht für eine klimaresiliente Stadt. Im Zentrum steht dabei ein maximal sensibler Umgang mit dem Thema Wasser. Die natürliche, standortbezogene Wasserbilanz aus Niederschlag, Verdunstung und Speichern von Niederschlagswasser hat dabei ebenso Priorität wie eine naturnahe Entwässerung.“
Je nach Standort sind demnach Maßnahmen anzuwenden, die bei Starkregenereignissen einen Rückhalt des Regenwassers an der Oberfläche ermöglichen und die Verdunstung fördern oder eine naturnahe Versickerung durch den Boden oder Substrate mit einer hohen Speicherkapazität sicherstellen. „Zu einem hohen Wasserspeichervolumen tragen insbesondere großzügig dimensionierte Baumgruben bei, die weit über gängige Richtlinien hinausgehen. Hier geht München schon länger mit gutem Beispiel voran“, sagt die Baureferentin.
Bäume im Straßenbegleitgrün und in den Grünanlagen tragen erheblich zur Verdunstung, Verschattung und somit zur Kühlung der Stadt bei. Um Regenwasser optimal zurückhalten zu können, realisiert das Baureferat bei Neu- oder Umbaumaßnahmen mit speziellem Substrat befüllte Baumgruben mit einem Volumen von 36 m³ – das Dreifache dessen, was etwa die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) empfiehlt. Die besonders wasserabsorbierende Substratmischung ist das Ergebnis jahrelanger Erprobung und kontinuierlicher Weiterentwicklung durch das Baureferat nach wissenschaftlichen Erkenntnissen. Baumgruben dieser Art können bis zu 12.000 Liter Wasser aufnehmen. Dadurch kann ein Baum im Sommer mehr als 20 Tage ohne sonstige Wasserzufuhr schadlos überstehen – und die Stadt auf zusätzliche Bewässerung weitgehend verzichten.
Außerdem setzt München auf die Verdunstung und Versickerung über das Straßenbegleitgrün oder über versickerungsfähige Flächenbeläge. Sollte eine oberirdische Versickerung nicht möglich sein, wird eine unterirdische, zum Beispiel über Versickerungsschächte, ermöglicht. Unterirdische Schachtanlagen wie die ebenfalls vom Baureferat entwickelte und vom Wasserwirtschaftsamt zugelassene „Münchner Regenwasserbehandlungsanlage“ für Straßen mit einem hohen Verkehrsaufkommen und mangelndem Flächenangebot für oberirdische Anlagen, können am Fahrbahnrand platziert und effektiv mit anderen Schwammstadt-Elementen kombiniert werden.
Achtung Redaktionen: Mehr Informationen finden sich in der Sitzungsvorlage für den Bauausschuss des Münchner Stadtrats am 6. Dezember 2022 (Sitzungsvorlage Nr. 20-26/V 07943).