Das Referat für Stadtplanung und Bauordnung erörtert regelmäßig im Dialog mit Expert*innen Trends der Wohnungsmarktentwicklung und leitet daraus Handlungsansätze für die Münchner Wohnungspolitik ab. Die Befragung dient unter anderem der Weiterentwicklung des wohnungspolitischen Handlungsprogramms „Wohnen in München“. Die aktuellen Ergebnisse wurden jetzt im Stadtrat bekanntgegeben.
Im Frühjahr 2022 wurden 110 Wohnungsunternehmen, Bauträger, Banken, Genossenschaften und Verbände kontaktiert und gebeten, ihre Einschätzung zum Münchner Wohnungsmarkt und möglichen Einflüssen der Corona-Pandemie abzugeben. Die Beteiligung an der Befragung war in diesem Jahr besonders hoch. Die Teilnehmenden wurden zu einem gemeinsamen Gespräch mit Stadtbaurätin Professorin Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk am 26. Juli eingeladen, das in diesem Jahr erstmals digital stattfand. Aus Sicht der befragten Fachleute ist und bleibt die Situation auf den Grundstücks- und Immobilienmärkten angespannt. Die Nachfrage nach Mietimmobilien ist vor allem in München über alle Einkommensgruppen und Haushaltstypen sehr hoch. Der deutlich überwiegende Teil der Ex- pert*innen ist der Meinung, dass die Corona-Pandemie einen Einfluss auf den Wohnungsmarkt Münchens und des Umlands hat. Nachfrageseitig ist vorrangig ein erhöhter Raumbedarf (vor allem Arbeitszimmer) durch die Zunahme des Arbeitens im Home-Office erkennbar, was auch den Wunsch der Wohnstandortverlagerung in das Umland eröffnet. Somit steigt folglich die Nachfrage nach Wohnimmobilien im Umland.
Die Nachfrage nach energetischen Standards konzentriert sich im Neubau im Wesentlichen auf den gesetzlichen Standard, das KfW-Effizienzhaus 55 und das KfW-Effizienzhaus 40. Vor dem Hintergrund steigender Energiekosten wird Handlungsbedarf für die weitere Förderung bei der energetischen Sanierung der Wohnungsbestände gesehen – insbesondere auch bei Genossenschaften. Aufgrund des zum Teil bestehenden Denkmal-
schutzes bei genossenschaftlichen Wohnungsbeständen ist die energetische Sanierung hier jedoch eine besondere Herausforderung.
Zinserhöhungen bei der Baufinanzierung und steigende Inflationsraten beunruhigen Investor*innen, Eigentümer*innen und Häuserbauende, sie dürften vielen die Erfüllung des Wunsches nach Eigentum erschweren oder unmöglich machen. Auch die schwierige weltwirtschaftliche Lage beeinflusst die Marktlage negativ. Die Preise für Baustoffe sind bereits stark gestiegen. Deutlich erhöhte Energiekosten belasten die verschiedenen Akteur*innen auf dem Wohnungsmarkt zusätzlich. Hinsichtlich der zukünftigen Marktentwicklung sehen die Expert*innen die Notwendigkeit auf Sicht zu fahren, da viele gegenläufig wirksame Faktoren eine Einschätzung schwierig machen.
Die Ergebnispräsentation „Wohnungsmarktbeobachtung München – Expert*innenbefragung 2022“ ist online unter http://muenchen.de/wohnungsmarktbeobachtung abrufbar. Sie enthält neben den zentralen Aussagen zu den Themen der Befragung für die Landeshauptstadt München und ihr Umland auch Grafiken, die einen differenzierteren Blick auf die Einschätzungen der Expert*innen zu einzelnen Fragen ermöglichen.