European Championship 2022 – Was lernt die Stadt aus der Umsetzung der Großveranstaltung?
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Professor Dr. Jörg Hoffmann, Gabriele Neff, Richard Porgl und Fritz Roth (FDP BAYERNPARTEI Stadtratsfraktion) vom 18.8.2022
Antwort Kreisverwaltungsreferentin Dr. Hanna Sammüller-Gradl:
Mit Schreiben vom 18.8.2022 haben Sie, während die European Championships andauerten (11.8. – 21.8.2022), Ihre Anfrage wie folgt begründet und sechs konkrete Fragen an Herrn Oberbürgermeister Reiter gestellt: „Bürgerinnen und Bürger sehen sich mit offensichtlich vermeidbaren planungsbedingten bzw. informationsbedingten Unannehmlichkeiten konfrontiert (vgl. z.B. Münchner Merkur vom 16. August 2022). So wurden zeitweise ganze Stadtviertel, wie z.B. das nördliche Lehel für mehrere Stunden völlig abgeriegelt. Aktuelle Informationen waren spärlich gesät. Auch eingesetzte Polizeibeamte schienen nicht über alle möglichen An- und Abfahrmöglichkeiten informiert zu sein.“
Zu den einzelnen Fragen kann ich Ihnen auf Grund der Stellungnahme der mit der Anwohnerinformation beauftragten Dienstleisterin der EC2022 sowie unter Einbindung des Polizeipräsidiums München und des Mobilitätsreferates Folgendes mitteilen:
Frage 1:
In welchen Stadtvierteln kam es zu Sperrungen, die eine komplette Abriegelung zur Folge hatten? Wie lange dauerten diese Sperrungen an?
Antwort:
Die Dienstleisterin der EC2022 listete für die sich-fortbewegenden Wettbewerbe folgende Sperrenzeiten auf:
„Schwabing West Olympiapark/Lerchenauer-Winzerer-Hornstraße-Ackermannstraße (Triathlon):
11. August 10 – 18 Uhr
12. August 14.15 – 21 Uhr
13. August 13 – 20 Uhr
Ludwigvorstadt/Schwanthalerhöhe, Altstadt-Lehel, Maxvorstadt (Straßenradrennen Männer und Frauen):
14. August 9.30 – 18 Uhr
21. August 9.30 – 18 UhrAltstadt/Lehel, Gärtnerplatz, Schwabing, Maxvorstadt (Marathon Männer und Frauen):
15. August 6.30 – 17.30 Uhr
Maxvorstadt (35 km Gehen Männer/Frauen, 20 km Gehen Männer/Frauen):
16. August 5.30 – 13 Uhr
20. August 5.30 – 13 Uhr“
Frage 2:
Wurden die Münchner Bürgerinnen und Bürger, die in den von Sperrungen betroffenen Stadtgebieten wohnen, zuvor hinreichend informiert? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, wie wurden sie informiert?
Antwort:
Hierzu sei vorausgeschickt, dass das Kreisverwaltungsreferat die Anwohnerinformation als Auflage in die Genehmigungsbescheide der Straßenwettbewerbe aufgenommen hatte. Im Sicherheitskonzept der Veranstalterin wurde der Anwohnerinformation ein eigenes Kapitel gewidmet.
Von Seiten der EC2022 wurde Folgendes geantwortet:
„Die Anwohnerinformation in der Innenstadt für Marathon und die Stra-ßenradrennen wurden am 11.7.2022 sowie am 1.8.2022 an alle betroffenen Haushalte durch den Hallo München Verlag per Hauswurfsendung verteilt. Die betroffenen Bereiche des Triathlons sowie des Age-Group-Triathlons wurden am 1.8.22 verteilt.
Im Einzelnen zu den Wettbewerben:
-Marathon und Gehen: 30.000 Haushalte/Flyer;
-Radrennen: 92.000 Haushalte/Flyer;
-Triathlon Elite: 10.000 Haushalte/Flyer
-Triathlon Age Group: 28.000 Haushalte/Flyer“
Darüber hinaus wurden Unternehmen und gewerbliche Betriebe individuell per Post informiert. Über die lokale und Münchner Tagespresse wurden zwei Wochen vor der Veranstaltung sowie vier bis fünf Tage vor dem Wettbewerb weitere Informationen verbreitet. Tagesaktuell wurden die Sperrungen über regionale Radiosender und lokale Tagespresse bekannt gegeben. Auf der Website der European Championships können noch immer ausführliche Informationen, sowie die Anwohnerinfo, welche Sperrzeiten unddie Streckenführung beinhalten, nachvollzogen werden (http://www.munich2022.com/anwohnerinfo).
An dieser Stelle ist anzumerken, dass die European Championships während der Sommerferien stattfanden. Zumindest einen Teil der betroffenen Anwohner*innen dürften die Informationen nicht erreicht haben, weil sie in der Ferienzeit die Medien nicht wie üblich genutzt haben.
Frage 3:
Hatten Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ihre Nachbarschaft mit dem Kfz. zumindest über Umleitungen zu verlassen? Falls nein, warum wurden keine temporären Umleitungen eingerichtet?
Antwort:
Die Dienstleisterin der Veranstalterin führte dazu Folgendes an: „Es gab Querungsstellen für Fahrzeuge, die bis kurz vor Rennstart genutzt werden konnten. (Marathon 5x Querungsstelle. Vollsperre der Strecke zwischen 10 – 14 Uhr und 15.30 – ca. 17 Uhr, davor, dazwischen und danach waren Querungen möglich). Während der Wettbewerbe: zu hohe Gefahr für die Athleten aufgrund der hohen Geschwindigkeiten (Radsport) und der flächenmäßigen Verteilung der Athletenfelder (Marathon).“
Das Polizeipräsidium München merkte an:
„Bei Veranstaltungen im Stadtgebiet München werden generell keine Umleitungen eingerichtet.“
Frage 4:
Falls temporäre Umleitungen eingerichtet waren, gab es dennoch offen- sichtlich Informationsdefizite hierüber bei den eingesetzten Polizeibeamten. Wie viele Einsatzkräfte der Polizei wurden von außerhalb Münchens abgerufen?
Antwort:
Von Seiten des Polizeipräsidiums München erhielten wir folgende Antwort: „Für die Gesamtveranstaltung EC 2022 wurden auch Einsatzkräfte eingesetzt, die ihre originäre Verwendung außerhalb des Polizeipräsidiums München haben. Alle eingesetzten Kräfte wurden hinsichtlich der i.Z.m. der Veranstaltung durchzuführenden Verkehrsmaßnahmen unterrichtet und zusätzlich mit Informationsmaterial ausgestattet.“
Frage 5:
Wurden besagte Einsatzkräfte über mögliche Umleitungen oder Alternativrouten in einem Vorab-Briefing informiert?
Antwort:
Auf die Antwort zu Frage 4 wird verwiesen.
Frage 6:
Wie viele Anwohnerinnen und Anwohner hatten während der European Championships das Problem, dass ihre Kfz, die in ihrem Viertel geparkt waren, abgeschleppt wurden?
Antwort:
Das Polizeipräsidium München antwortete dazu:
„Im Zusammenhang mit der EC 2022 wurden insgesamt 480 Fahrzeuge im Stadtgebiet München abgeschleppt. Inwieweit diese Anwohnern der betroffenen Vierteln zugeordnet werden können, lässt sich nicht belastbar erheben.“
Schließlich möchte ich auf Folgendes hinweisen:
Bei Großveranstaltungen, wie der EC2022 mit Sportarten wie Radrennen, Marathon, Gehwettbewerben und Triathlon, können Beeinträchtigung für die Anwohner*innen und Gewerbebetreibende grds. nicht ausgeschlossen werden. Für die EC2022 war es beabsichtigt, für Sportler*innen, Zuschauer*innen und Medien attraktive Strecken zur Verfügung zu stellen. Im Übrigen waren bei der Streckenplanung Vorgaben der Sportverbände zu berücksichtigen.
Gleichwohl wurde bereits bei der Streckenplanung darauf Rücksicht genommen, die Beeinträchtigungen zeitlich und räumlich so gering wie möglich zu gestalten. So wurde zum Beispiel für den Jedermannlauf „Run of 22“, der im Anschluss an den Marathon stattfand, nicht der 10 km lange Rundkurs des Marathon verwendet, sondern dieser zu Gunsten der betroffenen Anwohner*innen und der Münchner Bevölkerung gekürzt, damit die Isarparallele für einen besseren Verkehrsfluss wieder zur Verfügung gestellt werden konnte.