Ernst-Hoferichter-Preise 2023 für Deniz Aykanat und Karl Stankiewitz Archiv
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Rathaus Umschau 243 / 2022, veröffentlicht am 20.12.2022
Die Journalistin Deniz Aykanat und der Journalist Karl Stankiewitz werden mit den Ernst-Hoferichter-Preisen 2023 ausgezeichnet. Der mit jeweils 5.000 Euro dotierte Preis wird seit 1975 jährlich an Münchner Künstler*innen der erzählenden Kunst vergeben, die – wie Ernst Hoferichter – Originalität mit Weltoffenheit und Humor verbinden. Der Preis wurde von Franzi Hoferichter, der Witwe des Münchner Schriftstellers, gestiftet. Unter den rund 100 Künstlerinnen und Künstlern, die bisher mit dem Ernst-Hoferichter-Preis ausgezeichnet wurden, sind Herbert Achternbusch, Doris Dörrie, Axel Hacke, Jörg Hube, Bruno Jonas, Luise Kinseher, Ali Mitgutsch, Erwin Pelzig, Maria Peschek, Gerhard Polt, Herbert Riehl-Heyse, Tilman Spengler, Marcus H. Rosenmüller, Christoph Süß, Barbara Yelin sowie zuletzt Fee Brembeck und Alex Rühle.
Aus den Jurybegründungen: Deniz Aykanat
„Aykanat – türkisch also? Nicht ganz. Die Mutter ist eine Oberpfälzer Krankenschwester, der Vater ein Türke aus Marmaris, weshalb er, mal an ‚Kleinasiens‘ Strand, mal in Starnberg, mit Segelyachten zu tun hat. Deniz Aykanat – ein Mann also? Wieder falsch; sie ist eine Journalistin, die nach Journalistenschule und Magister (über islamistischen Feminismus!) seit Jahren für die Süddeutsche Zeitung schreibt; Lokales, gern in den Regionalausgaben: über alles, was so anfällt draußen im Land, vom Kaninchenzüchten bis zu Raubüberfällen. Mittlerweile ist sie in der politischen Redaktion gelandet. Vielen Lesern aber dürfte sie mit ihrer SZ-Kolumne aus deutschtürkischem Blickwinkel aufgefallen sein. Denn in der Tat, ihre hingeplauderten Beobachtungen sind so witzig wie informierend, so verblüffend wie aufklärend. ‚Mein Herz ist deutsch, meine Seele türkisch‘, schreibt sie. (…) Wie einst der weltreisende Ernst Hoferichter, aufgewachsen am Viktualienmarkt, ist die in München lebende Deniz Aykanat eine heiter plau- dernde, weltverknüpfende Erzählerin von Alltagsgeschichten.“
Karl Stankiewitz
„Karl Stankiewitz ist ein Reporter jenes Typs, für den das altmodische Wort ‚Tausendsassa‘ wie angegossen passt. Er ist auf allen journalistischen Feldern zu Hause, er schreibt über Politik ebenso wie über Sport, über kulturelle Ereignisse, spektakuläre Strafprozesse oder den meist mühsamen Alltag der sogenannten kleinen Leute. (…) Die Reportagereisen, die Karl Stankiewitz unter anderem für den Spiegel und den Stern unternahm, führten ihn in rund 60 Länder, und wo immer er recherchierte, schaute er genau hin, gab sich nie zufrieden mit den gängigen Klischees und dem Offensichtlichen. Stankiewitz ist ein Kosmopolit, noch dazu einer, der sein Metier als Weltbetrachter, salopp gesagt, seit Menschengedenken ausübt. (…) 1947 schrieb er seine erste Meldung für die Süddeutsche Zeitung, und bald fuhr er als Reporter der Abendzeitung zu den Brennpunkten des Weltgeschehens (...). Sollte es aber in seinem universellen Wirkungskreis doch ein Spezialgebiet geben, so ist es fraglos München. Stankiewitz ist seit der Währungsreform gewissermaßen der Chronist der Stadt. (...)“
Über die Vergabe hat der Stiftungsbeirat der Ernst-Hoferichter-Stiftung entschieden, der auch als Jury fungiert. Diesem gehören an: Kulturreferent Anton Biebl (Vorsitz), Alt-Oberbürgermeister Christian Ude, der Leiter der Münchner Stadtbibliothek, Dr. Arne Ackermann, die Künstlerin und Autorin Dr. Brigitta Rambeck, der Journalist Wolfgang Görl sowie der Autor und Moderator Michael Skasa.
Weitere Informationen und die vollständigen Jurybegründungen sind zu finden unter www.muenchen.de/hoferichter-preis. Achtung Redaktionen: Die Preisverleihung (mit geladenen Gästen) findet voraussichtlich am 31. Januar 2023 im Literaturhaus statt.