Wie wird der Beschluss zur Reduzierung der Kohleverbrennung am HKW Nord eingehalten?
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Marie Burneleit, Stefan Jagel, Thomas Lechner und Brigitte Wolf (DIE LINKE. / Die PARTEI Stadtratsfraktion) vom 23.8.2021
Antwort Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft:
In Ihrer Anfrage vom 23.8.2021 führten Sie als Begründung aus: „Mit dem Stadtratsbeschluss vom 27. November 2019 wurde verabschie- det, dass die Kohleverbrennung am Heizkraftwerk Nord 2 ab 2021 auf maximal 350.000 Tonnen pro Jahr reduziert werden soll und dabei eine CO₂-optimierte Fahrweise des Kohleblocks entsprechend des Konzeptes der Stadtwerke München (SWM) zur ‚größtmöglichen‘ CO₂-Reduktion1 ab spätestens Mai 2020 umgesetzt werden sollte. Diese Reduzierung von zuvor etwa 800.000 Tonnen verbrannter Steinkohle ist Folge des gemeinsamen Druckes des Volksbegehrens ‚Raus aus der Steinkohle‘, der Klimagerechtigkeitsbewegung und der Oppositionsparteien ÖDP und DIE LINKE. Mit jährlich 1,3 bis 2,0 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen war der Kohleblock in den letzten Jahren der Klimakiller Nr. 1 der Stadt2. Die beschlossene CO₂-optimierte Fahrweise HKW Nord 2 lautet wie folgt:
- Zeitraum 1: Heizperiode 1.11. bis 31.03., Betrieb bei 60% Last
- Zeitraum 2: Stillstand im Sommer (0% Last) für 12 Wochen
- Zeitraum 3: Außerhalb der Heizperiode und der Stillstandzeiten, Betrieb bei 24% Last
1 https://www.ris-muenchen.de/RII/RII/DOK/TOP/5782445.pdf
2 https://www.swm.de/dam/doc/lokales-engagement/aktualisierte-umwelterklaerung.pdf“
Die um Prüfung und Stellungnahme gebetene Stadtwerke München GmbH (SWM) teilte Folgendes mit:
Frage 1:
Aus welchen Gründen wurde die Betriebslast im HKW Nord 2 zwischen April und Juni nicht auf 24%, entsprechend des Stadtratsbeschlusses, reduziert?
Antwort:
Im Block 2 im HKW Nord gab es im Herbst 2020 beim Anfahren einen Austrag von Partikeln.
Das wurde selbstverständlich auch öffentlich und im Besonderen der Gemeinde Unterföhring kommuniziert.Die Bildung der Partikel ist nach jetzigem Stand der Fahrweise auf Grund des ergangenen Beschlusses geschuldet. Ein Betrieb mit 24% Leistung war nach diesem Ereignis nicht mehr möglich.
Frage 2:
In den Wintermonaten scheinen die SWM bislang das Kraftwerks auf weit unter 60% Last zu betreiben. Aus welchen Gründen wurde diese als positiv zu bewertende Abweichung vom Stadtratsbeschluss durchgeführt? Wird die Reduzierung der Last auch für die kommenden Winter übernommen? Wie viel Steinkohle und wie viel CO2 können damit jährlich reduziert werden?
Antwort:
Die Ablagerung von Partikeln machte umfangreiche Reinigungsmaßnahmen notwendig. Im Zeitraum der Reinigung konnte der Block 2 nicht betrieben werden. Durch diesen Ausfall kam es zu einer insgesamt reduzierten Menge an Steinkohle.
Frage 3:
In einem Zeitraum zwischen Mitte November und Mitte Dezember 2020 stand der Kohleblock im HKW Nord für ca. vier Wochen still. Aus welchen Gründen wurde der Kohleblock in dieser Zeit nicht betrieben? Sind dadurch Engpässe in der Wärmeversorgung entstanden?
Antwort:
Der Stillstand ist der intensiven Komplettreinigung der von Partikelablagerungen betroffenen Bereiche geschuldet.
Es kam zu erheblichen Schwierigkeiten in der Wärmeversorgung. Es musste durch die weiteren Wärmeerzeuger die nicht vorhandenen Leistung aus dem Block 2 kompensiert werden. Die Wärmenetze hatten erhebliche Schwierigkeiten, die benötigten Wärmemengen zu transportieren. Ein Engpass in der Wärmeversorgung kann bei erneutem Auftreten nicht ausgeschlossen werden.
Frage 4:
Wie viel Tonnen Steinkohle wurden seit dem Stadtratsbeschluss am 27. November 2019 monatlich am Standort Nord verfeuert? Welche Mengen an CO2 wurden dabei jeweils emittiert?
Antwort:
Frage 5:
Wie bewerten die SWM die bisherige Umstellung auf die CO2-optimierte Fahrweise?
Antwort:
Die entsprechend des Beschlusses festgelegte, CO2-optimierte Fahrweise hat nach jetzigen Erkenntnissen zu Ablagerungen und nachfolgend zum Auswurf von Partikeln geführt. Mit dieser Fahrweise ist die Vermeidung vor genannter Umweltbeeinträchtigung nicht möglich.
Zudem kam es in Folge der extremen Schwachlastfahrweise von 24% zu Anlagenausfällen und damit relevanten Beeinträchtigungen der Versorgungssicherheit.
Ich hoffe, dass ich Ihre Fragen hiermit zufriedenstellend beantworten konnte.