Klimaschutz konkret – Synthetisches Kerosin für den Flugverkehr
Antrag Stadträte Hans Hammer, Jens Luther, Sebastian Schall und Manuel Pretzl (CSU-Fraktion) vom 6.8.2021
Antwort Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft:
Sie haben beantragt, dass sich die Landeshauptstadt München als Gesellschafterin der Flughafen München GmbH dafür einsetzen solle, dass der Anteil an synthetischem Kerorsin im Flugverkehr erhöht wird. Die LHM solle dabei auf die weiteren Gesellschafter, den Freistaat Bayern sowie den Bund einwirken, dass eine beabsichtigte Produktionsanlage für synthetisches Kerosin möglichst nah am Flughafen errichtet wird.
Ihr Einverständnis vorausgesetzt, erlaube ich mir, Ihren Antrag anstelle einer Stadtratsvorlage als Brief zu beantworten.
Aufgrund der Stellungnahme der Flughafen München GmbH (FMG) kann ich Ihnen hierzu Folgendes mitteilen:
Die Einführung von nachhaltigem Kerosin ist der wichtigste Schritt in Richtung einer klimaverträglichen Zukunft des Luftverkehrs. Mittel- und langfristig schaffen synthetisch hergestellte, sogenannte Sustainable Aviation Fuels (SAF) die Perspektive, CO2-neutral fliegen zu können. Die FMG hat mit der am 1. Juni 2021 erfolgten Öffnung ihres Tanklagers für SAF bereits die infrastrukturellen Voraussetzungen für den Einsatz der nachhaltigen Kraftstoffe am Flughafen München geschaffen. Im Tanklager, das im Auftrag der Luftfahrtgesellschaften von diversen Mineralölgesellschaften mit Treibstoff versorgt wird, sind somit auch Lieferungen von zertifizierten SAF-Blends zugelassen, also von konventionellem Kerosin mit einer Beimischung von nachhaltig produzierten Kraftstoffen. Mit dem Einkauf von SAF für ihren Bedarf am Flughafen München können Luftfahrtgesellschaften einen Beitrag zur nachhaltigen Standortentwicklung leisten.
Parallel zur Öffnung der Tank- und Rohrleitungsinfrastruktur am Flughafen München engagiert sich die FMG in enger Abstimmung mit Industriepartnern und Politik für den Erfolg der neuartigen Kraftstoffe, etwa im Rahmen des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Am 7. Mai 2021 haben der BDL, sowie Vertreterinnen und Vertreter der zuständigen Bundes- und Landesministerien und der Luftfahrtindustrie, Mineralölwirtschaft und der Anlagenbauer und -betreiber einen Fahrplan für den Markthochlauf nachhaltiger, strombasierter Flugkraftstoffe unterzeichnet. Darin verständigen sich Politik und Wirtschaft auf die nötigen Anforderun-gen und erforderlichen Maßnahmen, um die Produktion von so genanntem Power-to-Liquid (PtL)-Kerosin in den nächsten Jahren auf- und auszubauen. Diese „PtL-Roadmap“ soll die Grundlage schaffen, um bis 2030 mindestens 200.000 Tonnen nachhaltiges Kerosin jährlich zu produzieren, rund ein Drittel des aktuellen Kraftstoffbedarfs im innerdeutschen Luftverkehr.
Die FMG begrüßt ausdrücklich die Bereitschaft der Politik, den Aufbau von Industriekapazitäten für die Produktion und den Markthochlauf synthetischer Kraftstoffe für den Luftverkehr zu unterstützen.
Aktuell plant der Bund die Errichtung einer Demonstrationsanlage mit einer Produktionskapazität von 10.000 Tonnen synthetischen Kerosins pro Jahr. Der Flughafen München engagiert sich unterdessen in der Arbeitsgruppe „CleanTech in der Luftfahrt“ des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gemeinsam mit einer Reihe von weiteren, vornehmlich industriellen Parteien für den Aufbau einer industriellen Produktionsanlage für synthetischen Flugturbinentreibstoff in Bayern. Ziel ist die nachhaltige Reduktion der Treibhausgasemissionen in der bayerischen Luftfahrt. Am 18. Oktober 2021 haben die beteiligten Unternehmen – neben der FMG unter anderem der Mineralölkonzern OMV, MTU Aero Engines, MAN Energy Solutions, Siemens Engery, Lufthansa und weitere Partnerunternehmen – eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet.
Die FMG würde die Errichtung der angestrebten PtL-Anlage in Flughafennähe bzw. im süd-ost-bayerischen Raum sehr befürworten und unterstützen, weil sich daraus kurze Lieferwege ergeben würden.
Gem. einer Pressemitteilung der Bayer. Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (StMWi) vom 18.10.2021 ist voraussichtlich im Raum Burghausen die Errichtung einer Power-to-Liquid-Anlage mit einer Kapazität von zunächst etwa 50.000 Tonnen durch ein Konsortium geplant. Konsortialführer ist das Petrochemieunternehmen OMV. Die nächsten Schritte sollen im Rahmen einer Machbarkeitsstudie geklärt und erörtert werden.
Damit wird der Intention Ihres Antrags weitgehend entsprochen. Ich bitte Sie daher, von den vorstehenden Ausführungen Kenntnis zu nehmen und hoffe, dass Ihr Antrag zufriedenstellend beantwortet ist und als erledigt gelten darf.