Die Landeshauptstadt München gedenkt und erinnert an Corinna Tartarotti und die acht weiteren Verletzten des rechtsextremistischen Anschlages auf den Club „Liverpool“ in der Münchner Schillerstraße vom 7. Januar 1984. Die rechtsterroristische „Gruppe Ludwig“ verübte von 1977 bis 1984 in Norditalien und München mehrere Anschläge mit mindestens 15 Todesopfern. Bei dem Brandanschlag auf die Diskothek „Liverpool“ wurde die damals 20-jährige Barangestellte Corinna Tartarotti schwer verwundet und erlag drei Monate später ihren Verletzungen. Acht weitere Personen wurden bei dem Anschlag in der Schillerstraße 11a verletzt. Der Anschlag auf den Club „Liverpool“ reiht sich ein in eine Folge von rechtsterroristischen Anschlägen in der Landeshauptstadt München: das Oktoberfestattentat 1980, die Morde des selbsternannten „Nationalsozialistischen Untergrunds“ 2001 und 2005 und das OEZ-Attentat 2016. Die Opfer der rechtsterroristischen „Gruppe Ludwig“ waren u.a. Wohnungssuchende, Sint*izze und Rom*nja, Homosexuelle, Sexarbeiter*innen und Drogennutzer*innen – durch die Mehrheitsgesellschaft benachteiligte Personengruppen, die in der menschenverachtenden und an den Nationalsozialismus angelehnten Ideologie der Täter als vermeintlich „minderwertig“ angesehen wurden.
Bürgermeisterin Katrin Habenschaden: „In der 2021 vorgestellten repräsentativen Hasskriminalitätsstudie der Landeshauptstadt München wird deutlich, dass viele Münchner*innen auch heute von Abwertung und Diskriminierung betroffen sind, beispielsweise aufgrund ihrer tatsächlichen bzw. ihnen zugeschriebenen Herkunft, der sexuellen Identität oder ihrer Hautfarben. Das öffentliche Gedenken an Corinna Tartarotti und die Verletzten des Brandanschlages auf den Club ‚Liverpool‘ ist ein weiterer Schritt, rechten Terror in der Landeshauptstadt München als solchen zu benennen und für eine vielfältige und gleichberechtigte Stadtgesellschaft einzustehen.“
Die direkten Opfer von rechtem Terror und menschenfeindlichen Ideologien sind meist Angehörige einzelner, durch die Mehrheitsgesellschaft benachteiligter Personengruppen. Gleichzeitig sind diese Anschläge immer auch Angriffe auf die Grundfeste der gesamten Stadtgesellschaft: Vielfalt, Gleichberechtigung, Respekt und Solidarität. Es ist Aufgabe der gesamten Stadtgesellschaft, sich gegen rechten Terror und alle Formen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit einzusetzen. Dazu gehört auch die stetige Erinnerung an die Opfer rechter Gewalt.