Pflegebeschäftigte entlasten III – Sabbaticals und Lebensarbeitszeitkonten einführen
Antrag Stadtrats-Mitglieder Kathrin Abele, Verena Dietl, Roland Hefter, Anne Hübner, Christian Köning, Barbara Likus, Christian Müller, Cumali Naz, Lena Odell, Klaus Peter Rupp, Julia Schönfeld-Knor (SPD/Volt-Fraktion) und Anja Berger, Dr. Hannah Gerstenkorn, Nimet Gökmenoglu, Judith Greif, Anna Hanusch, Sofie Langmeier, Marion Lüttig, Thomas Niederbühl, Clara Nitsche, Angelika Pilz-Strasser, Bernd Schreyer (Fraktion Die Grünen – Rosa Liste) vom 20.9.2021
Antwort Sozialreferentin Dorothee Schiwy:
Sie beantragen, dass das Gesundheitsreferat und das Sozialreferat die München Klinik gGmbH und die MÜNCHENSTIFT GmbH beauftragen sollen, Arbeitszeitmodelle zum Schutz und zur Entlastung von Pflegekräften zu konzipieren. Dabei sollen Programme entwickelt und etabliert werden, die langjährigen Pflegekräften eine mehrmonatige bezahlte Auszeit (Sabbatical) ermöglichen, um neue Kräfte zu sammeln sowie psychisch und körperlich gesund zu bleiben. Zudem ist darzustellen, ob ein Lebensarbeitszeitkonto ein geeignetes Instrument wäre, damit Pflegekräfte längere Auszeiten nehmen oder früher in Rente gehen können.
Die Verfahrensweise ist bei diesen Gesellschaften u. a. aufgrund der Refinanzierung von Personalkosten nicht vergleichbar, daher ist eine unterschiedliche Behandlung sinnvoll und unter den Betreuungsreferaten abgestimmt. Die MÜNCHENSTIFT GmbH hat sich mit dieser Thematik bereits intensiv auseinandergesetzt.
Ihr Einverständnis vorausgesetzt, teile ich Ihnen auf diesem Wege nun Folgendes mit:
1. Einführung eines Sabbaticals:
Vor Kurzem haben der Betriebsrat und die Geschäftsführung der MÜN-CHENSTIFT GmbH eine Betriebsvereinbarung für die Einführung eines Arbeitszeitkontos unterzeichnet. Dieses gibt den Mitarbeiter*innen deutlich mehr Flexibilität bei ihrer Dienstplangestaltung, da sie sowohl Mehr- als auch Minusstunden erarbeiten können und hierauf durch die Betriebsvereinbarung einen Anspruch haben. Im Rahmen dieser Betriebsvereinbarung wurde bereits festgelegt, dass nach der laufenden Betriebsvereinbarung zur Dienstplangestaltung eine Betriebsvereinbarung „Sabbatical“ verhandelt werden soll.Die Einführung eines Sabbaticals sieht die Geschäftsführung für die Pflege auf alle Fälle als positiv an. In einem überschaubaren Zeitraum könnte ein*e Mitarbeiter*in sich eine längere Auszeit erarbeiten und diese entsprechend einplanen. Da viele Mitarbeiter*innen in der Pflege immer wieder für eine Zeit aus dem Pflegeberuf aussteigen, könnte das eine gute Alternative sein, ein vorübergehendes Aussteigen zu ermöglichen, ohne dass die Mitarbeiter*innen das Unternehmen verlassen.
Der Betriebsrat und die Geschäftsführung der MÜNCHENSTIFT GmbH werden wie bereits geplant im Jahr 2022 über eine Betriebsvereinbarung Sabbatical verhandeln.
Der Vollständigkeit halber sollte erwähnt werden, dass die Einführung eines Sabbaticals für das Unternehmen auch erhebliche Planungsprobleme und Kostenrisiken birgt. So fallen für das Unternehmen Gehaltskosten fortlaufend an, also auch für die Freistellungsphase. Daher müssen die gesamten Kosten der Freistellung in Rückstellungen pro Mitarbeitendem bereits zu Beginn gesichert werden.
2. Einführung eines Lebensarbeitszeitkontos:
Ziel eines Lebensarbeitszeitkontos sollte sein, den Mitarbeiter*innen zu ermöglichen, eventuell früher in Rente zu gehen. Das ist für die körperlich und psychisch belastende Tätigkeit in der Pflege sicherlich ein richtiger Ansatz, da auch bei der MÜNCHENSTIFT GmbH viele Mitarbeiter*innen vor Erreichen der Altersgrenze versuchen, aus der direkten Pflege auszusteigen und beispielsweise in der Betreuung ohne starke körperliche Beanspruchung tätig zu sein. Hierfür hat die MÜNCHENSTIFT GmbH auch eigens eine Möglichkeit geschaffen, dass dieser Übergang – auch finanziell – für die Mitarbeiter*innen ermöglicht wird.
Ein Lebensarbeitszeitkonto sieht die MÜNCHENSTIFT GmbH jedoch aus folgenden Gründen als nicht zielführend:
-Die Betriebszugehörigkeit bei etlichen Mitarbeiter*innen ist nicht sehr lang. Zudem dürfte dasInteresse der Mitarbeiter*innen daran wohl nicht allzu hoch sein. Dafür spricht auch die sehr geringe Anzahl von Altersteilzeitverträgen bei der MÜNCHENSTIFT GmbH.
-Ein hoher administrativer Aufwand, insbesondere bei der Errichtung und Durchführung sowiehohe gesetzliche Vorgaben für die MÜNCHENSTIFT GmbH steht wenigen Interessierten gegenüber. Eine Aufwand-Nutzen-Relation wird als ungenügend eingeschätzt.-Die meisten Mitarbeiter*innen benötigen das Einkommen aktuell, insbesondere Mitarbeiter*innen mit Familie. Das Thema Altersversorgung und Rente scheint noch weit weg zu sein. Mitarbeiter*innen mit Migrationshintergrund schicken oftmals einen relativ großen Anteil ihres Einkommens ins Heimatland, um dort ihre Angehörigen zu unterstützen, was eine Ansparung erschwert.
-Die Einrichtung eines Lebensarbeitszeitkontos kann unter Umständen kontraproduktiv sein. Mehrarbeit in jungen Jahren, damit das Konto gefüllt wird, führt evtl. zu früheren Ausfällen wegen Überlastung, mit der Folge, dass die Vorteile des Lebensarbeitszeitkontos nicht wahrgenommen werden können.
Aus diesen Gründen hat sich die Geschäftsführung der MÜNCHENSTIFT GmbH derzeit gegen die Einführung von Lebensarbeitszeitkonten entschieden.
Zusammenfassend bietet ein Sabbatical sicherlich gute Chancen, Mitarbeitende dauerhaft an die MÜNCHENSTIFT GmbH zu binden und diesen zu ermöglichen, auch lange Jahre in der Pflege tätig zu sein, während das Lebensarbeitszeitkonto eher nicht den Bedürfnissen der Mitarbeiter*innen in der Pflege entspricht.
Ich hoffe, auf Ihr Anliegen hinreichend eingegangen zu sein. Ich gehe davon aus, dass die Angelegenheit für die städtische Gesellschaft MÜN-CHENSTIFT GmbH damit abgeschlossen ist. Für die städtische Klinik gGmbH erfolgt eine separate Bearbeitung durch das Gesundheitsreferat.