Die Auswertung der Tourismuszahlen 2021 des Statistischen Landesamts ergibt für München im Vergleich mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 erneut ein schwieriges Bild. Jedoch zeigen sich in dem Zahlenwerk im Vergleich zum Coronajahr 2020 auch Lichtblicke für die Branche: Die Zahl der Übernachtungen stieg um 13 Prozent auf 7,95 Millionen (2019: 18,3 Millionen), die Zahl der touristischen Ankünfte um 3,5 Prozent auf 3,11 Millionen (2019: 8,8 Millionen). Die durchschnittliche Zimmerauslastung lag bei 34 Prozent (2019: 75 Prozent).
Corona war 2021 erneut der zentrale Einflussfaktor auf den Tourismus. Das Referat für Arbeit und Wirtschaft, München Tourismus, hat im Zeitraum Juni mit Oktober, in dem wegen der Lockerung von Infektionsschutzmaßnahmen agiert werden konnte, erfolgreich auf die richtige Themen- und Zielgruppenwahl gesetzt. Die Entwicklung der Reiseströme in dieser vom pandemischen Geschehen weitgehend unbeeinflussten Phase stimmte
optimistisch. Im Laufe des Novembers führte der Anstieg der Infektions- zahlen jedoch zu einer erneuten deutlichen Eintrübung der Tourismusentwicklung.
Der für den Tourismus zuständige Referent für Arbeit und Wirtschaft, Clemens Baumgärtner: „Wir haben trotz schwierigster Rahmenbedingungen das Bestmögliche aus dem Tourismusjahr 2021 herausgeholt und dabei besser performed als manche Mitbewerber. Dabei hatte München als international aufgestellte urbane Destination mit einer deutlich anderen Nachfrageschwäche zu kämpfen als ländliche Reisegebiete. Die positive Entwicklung in den Monaten zwischen dem Lockdown im Frühjahr und der herbstlichen Coronawelle machen jedoch Mut für das Jahr 2022.“
Ankünfte und Übernachtungen
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 3,11 Millionen Ankünfte (2020: 2,99 Millionen, 2019: 8,8 Millionen) in gewerblichen Beherbergungsbetrieben registriert. Sie generierten 7,95 Millionen Übernachtungen (2020: 7,03 Millionen, 2019: 18,3 Millionen). Dies entspricht einem Zuwachs von insgesamt 3,5 Prozent bei den Ankünften und 13 Prozent bei den Übernachtungen gegenüber 2020. Verglichen mit den Zahlen von 2019 ergibt sich ein Minus von 64,6 Prozent bei den Ankünften und von 56,6 Prozent bei den Übernachtungen.
Die Aufenthaltsdauer stieg auf 2,57 Übernachtungen (2020: 2,35 Übernachtungen, 2019: 2,09 Übernachtungen).
Inland und DACH Märkte
Auch im zweiten pandemischen Jahr hat sich der Inlandsmarkt insgesamt als am wenigsten beeinträchtigt gezeigt. Für das Jahr 2021 wurden 5,66 Millionen Übernachtungen verzeichnet (+15,4 Prozent im Vergleich zu 2020, -41,5 Prozent im Vergleich zu 2019).
Im Zeitraum Juni mit Oktober 2021 konnte München annähernd die gleichen Übernachtungszahlen aus dem Inland registrieren wie 2019. Der Anteil der DACH Märkte (Deutschland, Österreich und Schweiz) am Gesamtübernachtungsaufkommen lag 2021 wie im Jahr 2020 bei rund 74 Prozent und damit deutlich höher als vor der Pandemie (2019: rund 57 Prozent).
Internationale Märkte
Insgesamt wurden aus den Auslandsmärkten 2,39 Millionen Übernachtungen verzeichnet, 7,8 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Im Vergleich zu 2019 liegt die Differenz bei -72,8 Prozent.
In den Monaten Juni mit Oktober zeigte sich eine zunehmende Wiederbelebung der europäischen Märkte. Bedingt durch die sehr lange Aufenthaltsdauer kamen vor allem bei einigen osteuropäischen Märkten (zum Beispiel Rumänien oder Bulgarien) die Übernachtungszahlen den Ergebnissen von 2019 nahe.
Auch aus den USA, den Arabischen Golfstaaten oder auch Südostasien konnten wieder mehr Gäste begrüßt werden. Diese für München so bedeutsamen Fernmärkte haben sich 2021 besser entwickelt als erwartet, ein positives Signal auch für 2022. Dennoch war der Tourismus aus den Fernmärkten insgesamt auch 2021 am schwersten betroffen.
So mussten die touristischen Leistungsträger zum Beispiel auf Gäste aus China fast komplett verzichten (20.366 Übernachtungen, -61,6 Prozent zu 2020, -95,3 Prozent zu 2019). Auch die Gäste aus Australien generierten mit nur 7.358 Übernachtungen -68,9 Prozent weniger Übernachtungen als 2020 (2019: -95,7 Prozent).
Betrachtet man exemplarisch die USA, den stärksten Auslandsmarkt 2021, so zeigt sich trotz der positiven Entwicklung gegenüber 2020 (+35,6 Prozent), dass es bis zum Erreichen des Niveaus von 2019 noch ein weiter Weg ist. 2021 wurden rund eine Million weniger Übernachtungen aus diesem Markt verzeichnet als 2019 (-80,4 Prozent).
Der russische Markt war bis 2019 bedeutend für München. Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist der Markt sehr stark eingebrochen und hat bislang keine Zeichen der Erholung gezeigt. Infolge des Kriegs, den Russlands gegen die Ukraine führt, wird der russische Markt nun vom internationalen Flugnetz und von den international gängigen Finanztransaktionsplattformen abgeschnitten. Somit fehlen zusätzlich die Grundvoraussetzung für einen funktionierenden Tourismus. Es ist trotz des Wegfalls vieler pandemiebedingter Reisehindernisse und dem Anrollen des internationalen Reiseverkehrs nicht davon auszugehen, dass der russische Markt in absehbarer Zeit wieder eine größere Rolle für München spielen wird. Die Übernachtungen sind seit 2019 um - 87,5 Prozent zurückgegangen (2021: 55.000).
Top Ten der internationalen Märkte 2021 (Übernachtungen)
USA 200.285
Österreich 197.127
Italien 173.553
Arabische Golfstaaten 172.656
Schweiz 163.293
Niederlande 109.501
Frankreich 107.583
Spanien 100.237
Großbritannien 86.822
Polen 83.786
Die Städtereisedestination München ist traditionell sehr stark international aufgestellt. Das Verhältnis des Gästeaufkommens aus dem In- und Ausland war bis zur Corona-Krise nahezu ausgewogen. Bei den Auslandsgästen war der Anteil aus den Überseemärkten zudem überdurchschnittlich. In den Monaten Juni mit Oktober 2021 motivierte München Tourismus erfolgreich Städtereisende zu einem Besuch in München und erzielte damit ein besseres Ergebnis als andere deutsche Großstädte. Der schnellste Erholungseffekt stellte sich erwartungsgemäß bei den Gästen aus dem Inlandsmarkt ein.
Zimmerauslastung
Die Zimmerauslastung lag 2021 bei 34 Prozent, 16 Prozent höher als 2020, jedoch -55 Prozent niedriger als 2019. Die unerwartet positive Entwicklung in den für die Hotels so bedeutsamen Fernmärkten wie USA, den Arabischen Golfstaaten oder Südostasien war auch für die Hotelbranche ein hoffnungsvolles Signal für das Jahr 2022.
Restart nach dem Lockdown
Zur Förderung des Tourismus und der Veranstaltungswirtschaft hatte das Referat für Arbeit und Wirtschaft in Abstimmung mit dem Tourismus Initiative München e.V. (TIM) frühzeitig eine Restart-Strategie erarbeitet und verabschiedet. Somit erfolgte ohne nennenswerten Zeitverlust eine sofortige Reaktion auf die ersten Ankündigungen zur Wiederaufnahme des Reiseverkehrs.
Die werblichen Maßnahmen waren darauf ausgerichtet, zunächst Gäste aus der Metropolregion München bis hin zum gesamten deutschsprachigen Markt anzusprechen. Danach wurde der Aktionsradius auf die europäischen Märkte und schließlich auf die Fernmärkte erweitert. Nach dem Lockdown richtete sich München Tourismus mit einer Postkartenaktion und Radiospots an die Münchner*innen, um sie auf die speziell buchbaren Angebote für ihre Freund*innen und Verwandten aufmerksam zu manche. VFR -Reisende (Visiting Friends and Relative) waren die ersten, die nach den Lockerungen wieder in die Stadt kamen.
Mit dem Programm zum „Sommer in der Stadt“ wurden Reiseanreize für Tagesgäste und Reisende gesetzt, die im Umland von München Urlaub machten. Das Konzept wurde von vielen weiteren Städten aufgegriffen und sorgte auch 2021 für positive Schlagzeilen.
Die Besucherzahlen zur Mobilitätsmesse IAA Mobility (zirka 400.000) machten deutlich, wie groß das Bedürfnis war, wieder an einem großen Event teilhaben zu können.
Das Leitthema „Viertelliebe“, mit dem das Abenteuer-Gen der Gäste angesprochen werden soll, konnte München Tourismus sehr erfolgreich auf dem Markt etablieren. Der Wunsch, die Stadt und ihre Viertel zu entdecken und in das authentische Leben der Einheimischen einzutauchen, gehört zu den stärksten Treibern bei der Entscheidung für eine Städtereise nach München.
Ausblick 2022
Die Lage für die Tourismusdestination München bleibt auch 2022 herausfordernd. Die weitere Entwicklung der pandemischen Situation ist schwer prognostizierbar. Kaum abzusehen ist, wie sich der Ukraine-Krieg auf das gesamte touristische Geschehen auswirken wird.
Dennoch kann die vorsichtige Prognose gestellt werden, dass im Jahr 2022 eine Belebung sowohl in der Tourismus- als auch in der Kongresswirtschaft erfolgen wird. Dabei wird sich der Leisure-Bereich schneller erholen als der Geschäftsreise-Tourismus. München Tourismus rechnet damit, dass das touristische Geschehen deutlich früher Fahrt aufnehmen wird als 2021.
Clemens Baumgärtner: „Der in Aussicht gestellte Wegfall aller tiefgreifenden Beschränkungen durch Infektionsschutzmaßnahmen am 20. März ist ein deutliches Zeichen der Zuversicht und passt zum Frühlingsbeginn. Von Optimismus und Zukunftsvertrauen zeugt auch der diesjährige Veranstaltungskalender. Darin finden sich bedeutende Attraktoren, die die Reiseentscheidung für München positiv beeinflussen, von attraktiven Konzerten bis hin zum Oktoberfest. Ich glaube, dass bei rückläufigen Corona-Zahlen und den damit verbundenen Lockerungen selbst zögerliche Menschen wieder Mut fassen und ihre Reiselust ausleben wollen.“