Ein Konzertabend von Wolf Biermann: „Mein frecher Cousin Heinrich Heine“ am Sonntag, 3. April, bildet den festlichen Abschluss der Reihe „Erinnerung für die Zukunft – Jüdisches Leben in Deutschland“. Unter diesem Motto haben die Münchner Volkshochschule (MVHS) und das Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München & Oberbayern (IKG) ein umfangreiches Programm zum Festjahr „2021 – 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ angeboten. Wolf Biermann wird eine literarische und musikalische Zwiesprache mit Heinrich Heine führen. Vor Konzertbeginn spricht Kulturreferent Anton Biebl. Das Konzert ist bereits ausgebucht.
Im April stehen noch zwei weitere „Zwiesprachen“ auf dem Programm der Münchner Volkshochschule: Der Philosoph Wolfram Eilenberger trifft Walter Benjamin: „Als sei alles, was eigentlich uns bevorsteht, ein Vergangenes“ (Mi. 20.4., MVHS-Kursnummer O130067). Und der Historiker Micha Brumlik kommentiert Hannah Arendt: „Wenn man als Jude angegriffen wird, muss man sich als Jude verteidigen“ (Di. 26.4., MVHS-Kursnummer O130060).
Seit Oktober hatten die Münchner*innen in rund 50 Vorträgen und Podien, Filmen und Lesungen, Ausstellungen und Exkursionen Gelegenheit, sich intensiv mit jüdischer Kultur und jüdischem Leben in Geschichte und Gegenwart zu befassen.
Kulturreferent Anton Biebl: „Die Veranstaltungen und Kooperationen zum Festjahr ‚1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland‘ haben die vielfältigen Facetten jüdischer Kultur, jüdischen Denkens und Lebens in Geschichte und Gegenwart intensiv beleuchtet. Wichtig war dabei immer der Dialog: Die Besucher*innen konnten mit ganz unterschiedlichen Vertreter*innen aus der jüdischen Gemeinschaft ins Gespräch kommen und sich ein Bild vom heutigen jüdischen Leben in Deutschland machen. Ich freue mich, dass MVHS und IKG den Münchner*innen ein Forum dafür geboten haben und kontinuierlich weitere Veranstaltungen dazu anbieten werden. Das ist ein bedeutender Beitrag im Kampf gegen den Antisemitismus, der der Stadt München ein wichtiges Anliegen ist.“
Für Susanne May, Programmdirektorin der Münchner Volkshochschule, bot die Reihe spannende Einblicke: „Das Programm ´Erinnerung für die Zukunft´ war eine ungeheuer facettenreiche Entdeckungsreise, auf der ich immer wieder erkannt habe, wie tief die jüdische Kultur mit der Geschichte und Kultur Deutschlands verwoben ist.“
Wichtig war immer der Dialog, jüdische und nichtjüdische Menschen ins Gespräch zu bringen. „Durch die Kooperation zwischen Kultusgemeinde und MVHS ist das gut gelungen“, so Ellen Presser, Leiterin des Kulturzentrums der Israelitischen Kultusgemeinde: „Es ist schön, dass wir über den Kreis der Menschen, die an jüdischen Themen schon länger interessiert sind, hinaus ein breites Publikum erreichen konnten, wie es die Münchner Volkshochschule ansprechen kann.“
Mit dem Programm wollten MVHS und IKG auch dazu beitragen, dem aggressiver gewordenen Antisemitismus entgegenzutreten.
Bei Lesungen mit Robert Schindel und Minka Pradelski ging es um die Frage, wie Literatur mit Erinnerung umgehen kann. Vertreter*innen der jungen jüdischen Gemeinschaft diskutierten darüber, was Jüdischsein heute bedeutet. Weitere Podien sprachen über die Zukunft der Erinnerung in der modernen Migrationsgesellschaft oder den Umgang mit Antisemitismus. In der Reihe „Zwiesprachen zwischen gestern und heute“ kamen zeitgenössische Persönlichkeiten mit jüdischen Geistesgrößen „ins Gespräch“. Eine Ausstellung mit Karikaturen von J. D. Kirszenbaum präsentierte einen fast vergessenen Künstler der 1920er Jahre. Gegenseitige Exkursionen nach Augsburg, Regensburg und München ermöglichten intensive Studientage zur jüdischen Geschichte und Gegenwart. Thema waren auch immer wieder Gemeinsamkeit und Unterschiede zwischen Judentum und Christentum.
Auch über das Festjahr hinaus werden Themen rund um jüdisches Leben einen festen Platz im Programm der Münchner Volkshochschule haben. Dazu wird die bewährte Kooperation zwischen MVHS und Kulturzentrum der IKG weitergeführt, die bis ins Jahr 1988 zurückreicht. Ausführliche Informationen zum Festjahr in München sind online unter www.muenchen.de/2021jlid einsehbar. Das Abschlusskonzert mit Wolf Biermann wird gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.
(Siehe auch unter Terminhinweise)