Das Referat für Bildung und Sport (RBS) hat den Stadtrat in den Sitzungen des Kinder- und Jugendhilfeausschusses sowie des Bildungsausschusses und des Sportausschusses über die zahlreichen Aktivitäten des Referats für geflüchtete Menschen aus der Ukraine informiert. Neben der Unterbringung und der Erstversorgung von Geflüchteten besteht ein akuter Bedarf an Bildungs- und Beratungsangeboten für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sowie für Familien. Die besondere Herausforderung liegt darin, in allen diesen Bereichen Strukturen und Möglichkeiten aufzubauen, mit denen man flexibel auf die sich immer wieder ändernden Bedarfe reagieren kann.
Unterbringung und Erstversorgung als besondere Herausforderung
Von den zunächst insgesamt sieben belegten Standorten in Sporthallen beruflicher Schulen und freistehenden Hallen mit insgesamt fast 2.000 Betten wurden inzwischen vom Krisenstab eine Unterkunft geschlossen und vier Unterkünfte in den Stand-by-Modus versetzt. Das heißt, dass diese Standorte innerhalb von 24 Stunden wieder voll betriebsfähig gemacht werden können. Zu diesem Zweck werden Feldbetten, Decken und eine Erstausstattung am Standort gelagert. Insbesondere die Schulleitungen und die Technischen Hausverwaltungen an den jeweiligen Standorten, aber auch die Schüler*innen helfen engagiert mit, um die Unterbringung der Geflüchteten so gut wie möglich zu gestalten. So betreuen etwa in der Berufsschule für Kinderpflege Schüler*innen zeitweise die Kinder der Schutzsuchenden.
Zugleich betonte das RBS, dass die Nutzung schulischer Flächen zur Unterbringung von Geflüchteten nur eine kurzfristige Lösung zur Überbrückung sein könne. Mittel- und langfristig müssten geeignetere Unterkünfte aufgebaut werden, um einerseits den Geflüchteten mehr Privatsphäre zu ermöglichen sowie andererseits eine langfristige Beeinträchtigung des Schulbetriebs und der Nutzung der Sporthallen durch Vereine zu vermeiden. Dies gilt insbesondere angesichts der weiterhin spürbaren Auswirkungen für Schüler*innen und Vereine durch die Beeinträchtigungen der Corona-Pandemie. Für die mittel- bis langfristige Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine wurde im Sozialreferat eine Task Force unter Leitung von Bürgermeisterin Verena Dietl eingerichtet.
Schulische und außerschulische Bildungsangebote sind das zentrale Handlungsfeld
Für jüngere Kinder können sich geflüchtete Familien aus der Ukraine an die KITA Elternberatung wenden, die sie bei der Platzsuche berät, bei der Anmeldung im kita finder+ unterstützt und auch bereits Plätze vermittelt hat. Zudem sind niedrigschwellige Angebote an städtischen Kitas im Aufbau, zum Beispiel so genannte „Drop-in-Gruppen“. Sie sollen Betreuung in Randzeiten oder auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten für Eltern und Kinder ermöglichen, um die Kita und deren Angebote kennen zu lernen. Das Team Kinderschutz und Krisen bietet zudem mit seinen speziell geschulten Fachkräften Beratung zu Traumafolgestörungen an. An den städtischen allgemeinbildenden Schulen wurden nach Bekanntgabe der Rahmenbedingungen des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus schnell erste geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine im Gastschulstatus in Regelklassen aufgenommen. Aufbauend auf bereits bestehenden Angeboten – wie internationalen Klassen oder Deutschklassen – werden nun von den Schulen Möglichkeiten für die Beschulung von geflüchteten Kindern und die Umsetzung der staatlichen Rahmenkonzepte für Willkommensgruppen erarbeitet. Dabei werden auch Online-Materialien des ukrainischen Bildungsministeriums eine wichtige Rolle spielen. Gleichzeitig müssen Lösungen gefunden werden, wie zusätzliches pädagogisches Personal für Willkommensgruppen schnell angestellt werden kann, beispielsweise aus der Ukraine geflüchtete Lehrer*innen. In ähnlicher Weise wurden an den beruflichen Schulen schnell erste Angebote umgesetzt, etwa in Form von Plätzen für ankommende berufsschulpflichtige Geflüchtete in einer der Berufsvorbereitungsklassen der Städtischen Berufsschule für Spedition und Tourismus.
Ein weiteres wichtiges Handlungsfeld sind die außerschulischen Beratungs- und Unterstützungsangebote. Stand Mitte März haben sich etwa in der Bildungsberatung International die E-Mail-Anfragen und telefonischen Beratungsfälle verzehnfacht. Der Zentrale Schulpsychologische Dienst stellt Fortbildungen und Materialien bereit, um Lehrkräfte und Beratungsfachkräfte, die mit Schüler*innen aus der Ukraine arbeiten, für mögliche Auswirkungen von Flucht und Krieg zu sensibilisieren und bei einem professionellen Umgang mit potenziellen Traumatisierungen zu unterstützen.
Sportangebote in unmittelbarer Nähe der geflüchteten Menschen
Auch Sportangebote unterstützen geflüchtete Menschen dabei, sich willkommen zu fühlen und sich zu orientieren. Deshalb werden verschiedene, für Geflüchtete durchgehend kostenlose Spiel- und Bewegungsangebote bereitgestellt. Um beispielswiese Anreize in unmittelbarer Nähe der geflüchteten Menschen zu schaffen, werden Geräte-Spielaktionen und Betreuung durch erfahrene Spielleiter*innen in oder im Umfeld der Unterkünfte umgesetzt. So führen Sportlehrkräfte an der Unterkunft in der Görzerstraße bereits mehrmals wöchentlich Bewegungsangebote durch und am Elsa-Brändström-Gymnasium wird jeden Samstag ein festes Sportprogramm für geflüchtete Familien organisiert.
Ergänzt wird dies durch ein niederschwelliges Sport- und Bewegungsangebot ähnlich dem Konzept „Open Sports“. Die Umsetzung erfolgt teilweise durch Partner des RBS und mit Unterstützung von Trainer*innen und Spielleiter*innen des Bereichs Freizeitsport. Eine kostenfreie Teilnahme an dem sonst kostenpflichtigen Hallensportprogramm, das verteilt über das ganze Stadtgebiet während der Schulzeit stattfindet und sich vorwiegend an Frauen richtet, kann vor Ort durch Vorzeigen des ukrainischen Passes oder eines Nachweises des Geflüchteten-Status erfolgen. Um die verschiedenen Angebote bekannt zu machen, werden Postkarten in deutscher und ukrainischer Sprache erstellt und in den jeweiligen Unterkünften verteilt. Bürgermeisterin Verena Dietl betont die besondere Rolle von Kommunen: „Alle Menschen, die in München Zuflucht gefunden haben, sollen entsprechend ihrer Bedarfe unterstützt und versorgt werden. Hierfür kann auf die Erfahrungen und Strukturen von 2015 zurückgegriffen werden. Dies zeigt einmal mehr, dass die Landeshauptstadt und die Stadtgesellschaft Flüchtenden bestmöglichen Schutz sowie Angebote im Bereich Bildung und Sport bieten möchten.“
Stadtschulrat Kraus zeigt sich erfreut über die zahlreichen Aktivitäten: „Die Spontanität, Bandbreite und Zielgerichtetheit der ergriffenen Maßnahmen haben mich sehr beeindruckt. Das gilt sowohl für die Ideen und die Arbeit der vielen engagierten Mitarbeiter*innen im RBS als auch für das große Engagement unserer Münchner Schulfamilien – insbesondere vor dem Hintergrund der immer noch vorhandenen Belastungen durch die Corona-Pandemie.“
Finanzierungsbedarfe sollen ermittelt und das Bildungsclearing ausgearbeitet werden
Im nächsten Schritt wird das Referat für Bildung und Sport nun die konkreten Finanzierungsbedarfe in den vorgestellten Themenfeldern ausarbeiten und dem Stadtrat zur weiteren Beschlussfassung vorlegen. Dies betrifft etwa Honorarkräfte für frühkindliche Bildungsangebote, den Einsatz von freiberuflichen Spielleiter*innen und Trainer*innen oder die Anschaffung von zusätzlich benötigten Übersetzungslizenzen für Schulsoftware. Außerdem wurde das RBS beauftragt, einen Umsetzungsvorschlag für das so genannte zentrale Bildungsclearing zu erarbeiten. Diese Anlaufstelle soll die Steuerung angekommener Schüler*innen übernehmen und zugewanderte Familien beim Prozess der schulischen Integration ihrer Kinder von Anfang an begleiten – von der Empfehlung einer Schulart über die Vermittlung an eine Schule bis zur Koordination von geeigneten Freizeit- und Bildungsangeboten.