Der Kinder- und Jugendhilfeausschuss des Stadtrats hat ein umfangreiches Paket beschlossen, mit dem den negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie für junge Münchner*innen entgegengewirkt werden soll. Mit koordinierten Anstrengungen im Bildungs- und Ausbildungsbereich sollen die Entwicklungschancen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen gewahrt bleiben, die ansonsten abgehängt würden. Insgesamt werden für zusätzliche Maßnahmen in diesen Feldern – vorbehaltlich der Zustimmung der Vollversammlung des Stadtrats am 19. Januar – Haushaltsmittel in Höhe von 2,347 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Im Verlauf der Corona-Pandemie haben die Einschränkungen des Lockdowns die sozialen Ungleichheiten verschärft. Dies zeigt sich insbesondere im Bildungsbereich, in dem die größten Lern- und Entwicklungsrückstände vor allem bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu verzeichnen sind, die in weniger privilegierten Wohnverhältnissen oder in prekären Elternhäusern aufwachsen. Diese Effekte, die Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit verringern, wurden unter den Belastungen und Einschränkungen der Pandemie deutlich verstärkt. Die sichtbaren Folgen im Bildungs-, Betreuungs- und Sportbereich reichen dabei von Lernrückständen und Bewegungsmangel über verstärkt auftretende Ängste, Antriebslosigkeit und (Selbst-)Isolation bis hin zu Aggressivität. Die nun beschlossenen Maßnahmen sollen daher einen Beitrag dazu leisten, den jungen Menschen weiterhin die erforderlichen Teilhabemöglichkeiten in der Stadtgesellschaft zu eröffnen und den sozialen Frieden in München zu sichern.
Entstanden ist das Maßnahmenpaket aus einer vom Referat für Bildung und Sport initiierten Auftaktveranstaltung Anfang Oktober 2021 zur Entwicklung des Münchner Masterplans „Junge Menschen raus aus der Pandemie“. Dabei waren unterschiedliche Bildungsakteur*innen im Stadtgebiet eingeladen, sich auszutauschen, bestehende Maßnahmen zu sichern und auszubauen, geeignete neue zu entwickeln und sich eng zu vernetzen. An den Workshops nahmen neben Vertreter*innen der Regierung von
Oberbayern und des Staatlichen Schulamts, der Agentur für Arbeit München und des Jobcenters, der Kammern und mehrerer städtischer Referate auch zahlreiche freie und private Träger teil.
Gezielte Maßnahmen für Kitas und Schulen
Im Bereich der Kitas beinhalten die geplanten Maßnahmen in erster Linie den Ausbau des Kitapsychologischen Fachdienstes der Münchner Erziehungsberatungsstellen für alle Münchner Kindergärten und Horte. Sie ermöglichen zusätzliche psychologische Beratung und Angebote vor Ort in Kitas – unabhängig vom Alter der betreuten Kinder. Hinzu kommen Mittel für Angebote zur individuellen Förderung von sozial- und entwicklungsbe- nachteiligten Kindern mit besonderem Förderbedarf. Die Unterstützung für einzelne Kinder erfolgt dabei durch Fachkräfte in Abstimmung mit der jeweiligen Kita und zur Entlastung des pädagogischen Personals. Bei den allgemeinbildenden Schulen sollen vor allem bedarfsorientierte, zum Teil präventive Projekte im sozial-emotionalen Bereich finanziert werden und die Budgets der Schulen und Tagesheime in diesem Bereich verstärkt werden. Darunter fallen unter anderem Kosten für externe Referent*innen oder die Anmietung von entsprechenden Räumlichkeiten. Besonderer Handlungsbedarf besteht zum Beispiel bei der Verbesserung der Kommunikationskompetenz, der Stärkung des sozialen Miteinanders oder der Verbesserung der Selbstorganisation und Resilienz.
Ein weiterer Punkt betrifft gesundheitsförderliche Bewegungsangebote und so genannte Differenzierungshilfen für Schwimmanfänger*innen. Dabei werden bestehende Angebote für den Schulsport ausgeweitet, um beispielsweise zusätzliche Honorarkräfte zu beschäftigen, die die Schüler*innen und Lehrkräfte im Schwimmunterricht unterstützen. Die Maßnahmen im Bereich der beruflichen Schulen zielen unter anderem darauf ab, Lernrückstände bei Schüler*innen abzubauen, etwa durch Förderunterricht und Unterstützungskurse für betroffene Schüler*innen oder freiwillige Lern-Samstage zur Prüfungsvorbereitung, auch mit Kinderbetreuung für junge Eltern. Zur Bewältigung psychosozialer Probleme der Schüler*innen sollen die Zusammenarbeit von Schulsozialarbeit und Schulpsycholog*innen mit externen Trägern verstärkt werden und die Vermittlung von Resilienz und Stresskompetenz in Schule und Ausbildung ausgeweitet werden.
Ergänzend werden für Lehrkräfte, Sekretariatskräfte und Schulleiter*innen Unterstützungs- und Entlastungsangebote realisiert, etwa in Form von Präventionsmaßnahmen, psychischen Erste-Hilfe-Kursen oder Resilienz-Trainings.
Bürgermeisterin Verena Dietl: „Es ist mir wichtig, dass Kinder und Jugendliche Versäumtes schnell wieder aufholen können. Dazu sollen sie bestmögliche Entwicklungschancen bekommen und die Unterstützung, die sie und ihre Familien jetzt brauchen. Damit ist nicht nur Lernstoff gemeint, sondern auch Angebote für Sport, Freizeit und das soziale Leben. Es muss uns klar sein, dass die Folgen der Corona-Krise nicht nach ein bis zwei Jahren verschwunden sein werden. Die Landeshauptstadt München ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst.“
Stadtschulrat Florian Kraus: „Ich freue mich für die Münchner Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen über die Unterstützung aus dem Stadtrat. Die Auftaktveranstaltung hat verdeutlicht, wie zentral die Bewältigung der Pandemiefolgen im Bildungsbereich für die gesamte Stadtgesellschaft ist und dass die Entwicklungen ein schnelles Handeln erfordern. Mir ist nun besonders wichtig, dass die angeschobene Initiative dauerhaft wirkt. Daher werden wir vom Referat für Bildung und Sport die Fortschritte eng begleiten und die weitere Vernetzung durch einen regelmäßigen runden Tisch unterstützen.“