Anlässlich des Tags der Provenienzforschung am 13. April zeigt das Münchner Filmmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, in der nächsten Ausgabe der Reihe „Open Scene“ am Donnerstag, 14. April, 19 Uhr, den Dokumentarfilm „Die Versteigerer – Profiteure des Holocaust“ von Jan N. Lorenzen und Michael Schönherr. Anschließend diskutieren der Regisseur Jan N. Lorenzen und die Provenienzforscherin Dr. Carolin Lange über die Auflösung und systematische „Verwertung“ von jüdischen Haushalten zwischen 1933 und 1945.
Neue Aktenfunde rund um den Leipziger Versteigerer Hans Klemm waren für die Filmemacher Jan N. Lorenzen und Michael Schönherr der Anlass, sich mit der Auflösung und systematischen „Verwertung“ von jüdischen Haushalten zwischen 1933 und 1945 zu befassen. Klemm hatte jeden Verkauf ehemals jüdischen Eigentums zwischen 1933 und 1944 penibel dokumentiert. In seinen Unterlagen sind Listen von Gegenständen erfasst, die von ausreisenden und deportierten Juden zurückgelassenen werden mussten: Betten und Schränke, Tische und Stühle, Wäsche, Kleidung, Geschirr, Musikinstrumente und Spielzeug. Alle Gegenstände wurden geschätzt und anschließend auf öffentlichen Auktionen verkauft. Auftraggeber waren die Geheime Staatspolizei (Gestapo) und die Oberfinanzdirektion. Der Versteigerer selbst erzielte gewaltige Gewinne durch eine Gewinnbeteiligung in Höhe von zehn Prozent.
Die Filmemacher haben unveröffentlichtes Filmmaterial entdeckt, mit Zeitzeugen gesprochen und die Systematik des Raubes analysiert und dokumentiert. Sie stellen die Fragen: Wer hat den ehemals jüdischen Besitz verkauft? Wer hat sich bereichert? Und wo befinden sich die Gegenstände heute?
Nach der Filmvorführung gibt es eine Diskussion mit dem Regisseur Jan N. Lorenzen und der Provenienzforscherin Dr. Carolin Lange, die von Claudia Engelhardt (Filmmuseum) moderiert wird. Das Gespräch im Filmmuseum wird aufgezeichnet und ist ab Freitag, 15. April, eine Woche lang unter www.vimeo.com/filmmuseummuenchen zu sehen.
Der Eintritt kostet 4 Euro, 3 Euro bei Mitgliedschaft im Förderverein MFZ. Kartenverkauf nur an der Abendkasse, die 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn öffnet. Es sind keine Reservierungen oder Vorverkäufe möglich. Das Kino des Filmmuseums ist rollstuhlgerecht zugänglich und mit einer Induktionsschleife für Hörgeschädigte ausgestattet.