Die Schul- und Kitabauoffensive der Landeshauptstadt München ist mit ihren bisherigen Ergebnissen eine Erfolgsgeschichte der Bildungschancen, die angesichts der großen zukünftigen Herausforderungen fortgeschrieben werden soll. Dies hat der Stadtrat jetzt in der Sitzung des Bildungsausschusses mit der breiten Zustimmung zum gemeinsamen
Bericht des Referats für Bildung und Sport und des Baureferats über die bisherigen Schul- und Kitabauprogramme deutlich gemacht.
Eine der größten Herausforderungen ist dabei die stark wachsende Metropole. München befindet sich seit mehr als 15 Jahren in einer dynamischen Wachstumsphase. Bei einem jährlichen Bevölkerungszuwachs von zum Teil über 20.000 Einwohner*innen muss praktisch pro Jahr die Schulinfrastruktur einer Kleinstadt neu gebaut oder saniert werden. Dies konnte nur durch das koordinierte Vorgehen in der Systematik der Schul- und Kitabauprogamme und die enge Zusammenarbeit insbesondere von Baureferat und Referat für Bildung und Sport sowie der weiteren internen und externen Partner erreicht werden. Durch die Schaffung von Standardraumprogrammen und die Bildung von Bauprogrammen konnten die Entscheidungs-
wege und die Planungsprozesse verkürzt und Synergien geschaffen wer- den. In den Standardraumprogrammen gibt es feste Vorgaben je Schulart für die Flächengrößen und Raumanordnung von Klassenzimmern sowie für die Anzahl von zusätzlichen Räumen für Ganztag und Inklusion. Durch das eingeführte Berichtswesen der Bauprogramme erhält der Stadtrat einen kompakten Gesamtüberblick.
Größtes kommunales Bildungsbauprogramm Deutschlands
Insgesamt werden mit den 95 Bauprojekten der bisherigen 3 Schulbauprogramme – inklusive der zu Beginn des 1. Programms 2016 bereits finanzierten Maßnahmen – rund 55.000 Schulplätze errichtet. Mehr als 37.000 Schulplätze werden komplett neu geschaffen, rund 18.000 bestehende Plätze werden saniert beziehungsweise durch Neubauten im Lernhauskonzept ersetzt. Hinzu kommen 188 Betreuungsgruppen für jüngere Kinder in Häusern für Kinder, die auf Schulgrundstücken umgesetzt werden, sowie 181 Sporthalleneinheiten und zwölf Schulschwimmhallen. Das gesamte Investitionsvolumen der Programme beträgt 7,25 Milliarden Euro. Die Landeshauptstadt München stemmt damit das größte kommunale Bildungsbauprogramm in Deutschland.
Durch die 91 Bauprojekte der sieben Kitabauprogramme seit 2011 werden zudem rund 7.700 weitere Betreuungsplätze für die jüngeren Kinder geschaffen. Davon sind sechs Bauprogramme mit 64 Maßnahmen bereits fertiggestellt. Parallel wurden zur kurzfristigen Bedarfsdeckung seit 2015 in fünf komplett fertiggestellten Pavillonbauprogrammen 66 Bauprojekte mit mehr als 430 Klassenzimmern und 57 Kitagruppen umgesetzt und damit rund 11.500 Schulplätze und 1.100 Kitaplätze geschaffen. Zusätzlich zu den Maßnahmen innerhalb der Schulbauprogramme wurden zahlreiche weitere richtungsweisende Projekte auf den Weg gebracht. Dazu zählen insbesondere der 2019 fertiggestellte Bildungscampus Freiham mit seinen fünf Schulen und dem angrenzenden Sportpark sowie das – neben dem Projekt aus dem Schulbauprogramm in der ehemaligen Bayernkaserne mit vier Schulneubauten – aktuell größte Schulbauprojekt der Landeshauptstadt, der Bildungscampus Messestadt Riem. Dieses Projekt wird bereits in diesem Schuljahr mit bis zu 14 Klassen des Gymnasiums teilweise in Betrieb gehen und im kommenden Jahr fertiggestellt.
Hohe Standards bei Klimaschutz und Inklusion
Die Landeshauptstadt München möchte auch im Bildungsbau ihrer Vorbildfunktion gerecht werden. Der schon seit 2019 erhöhte Klimastandard bei stadteigenen Gebäuden wird deshalb weiter ausgebaut. Ambitionierte Gebäudestandards verbessern den Lebensraum Schule und tragen wesentlich zur Erreichung des Ziels der Klimaneutralen Stadtverwaltung 2030 bei. Bei allen neuen Schul- und Kitabauprojekten werden daher die Anforderungen aus dem Grundsatzbeschluss II des Referats für Klima- und Umweltschutz von Januar 2022 mit dem Ziel der Klimaneutralität erfüllt. Und auch bei vielen bereits laufenden Planungen konnten die Anforderungen noch ganz oder teilweise berücksichtigt werden.
Wesentliche Neuerungen in diesem Feld sind der nochmals gesteigerte Energiestandard zum Niedrigstenergiestandard mit einer hocheffizienten Gebäudehülle sowie Anlagentechnik mit Hybridlüftung. Die Betrachtung der Klimarelevanz der Baustoffe beispielsweise durch den Einsatz
von Holzmassiv- oder Holz-Hybridbauweise sowie Recyclingbaustoffen wird ausgebaut. Mit Hilfe des vom Baureferat mit Beratern entwickelten Holzbaukonzeptes ist es nun möglich – wie im Wohnungsbau – nicht nur zweigeschossige, sondern auch mehrgeschossige Schulbauten mit Lernhaus in Holz-Hybridbau zu realisieren. Die Planungen laufen auf Hochtouren. In den Bauprogrammen wird die verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energien im Strom- und Wärmebereich, insbesondere durch die konsequente Umsetzung der Baupflicht von Solaranlagen, sowie der Aspekt der Biodiversität durch Fassaden- und Dachbegrünung umgesetzt. Mit einem ganzheitlichen Blick auf den gesamten Lebenszyklus von Bildungsgebäuden – von der Projektentwicklung über die Auswahl der Materialien und dem Einsatz von Recyclingmaterial bis hin zur Steigerung der Wiederverwertungsquote – werden Bildungsbauten mit und für die Zukunft geschaffen.
Mit dem Beschluss des Stadtrats aus dem Jahr 2020 zum inklusionsorientierten Schulsportstättenbau sind auf Basis eines Leitfadens (https://stadt.muenchen.de/infos/standard-raumprogramm.html) zudem die Mindest-Standards in diesem Bereich für die Schulsportanlagen festgelegt worden. Die Veränderungen wurden soweit möglich auch bei Projekten umgesetzt, die sich bereits in Planung befinden.
Gewaltige Herausforderungen für ein 4. Schulbauprogramm
Trotz der zwischenzeitlich erforderlichen Haushaltssicherungsmaßnahmen durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie hat die Landeshauptstadt München an den geplanten Maßnahmen festgehalten. Einige Projekte mussten zwar verschoben oder die bauliche Umsetzung zeitlich gestreckt werden. Im Fokus stand dabei jedoch, dass die Versorgung der Schüler*innen sichergestellt ist, die Kita- und Ganztagsversorgung weiter ausgebaut wird und auch die Wohnbauraten in Neubaugebieten nicht beeinflusst wurden.
Die dynamische Stadtentwicklung macht auch weiterhin eine Ausweitung der Bildungsinfrastruktur nötig, um die Versorgung mit ausreichend Schul- und Kitaplätzen zu gewährleisten. Zu rechnen ist mit einem Anstieg der Bevölkerungszahlen, einer zunehmenden Nachverdichtung bestehender Wohnbaugebiete und der Ausweisung neuer Baugebiete. Daher müssen sowohl neue Standorte als auch Erweiterungen und Generalinstandsetzungen bestehender Schulstandorte in die Schulbauprogramme aufgenom- men oder zum Teil neu priorisiert werden. Verschiedene Faktoren müssen dabei berücksichtigt werden. Dazu zählen die demografische oder bautechnische Dringlichkeit sowie die Verfügbarkeit benötigter Grundstücke und die im Markt für den Schulbau vorhandenen Kapazitäten – vor allem aber die grundlegenden bildungspolitischen Entscheidungen der Rückkehr zum G9 und des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder.
Nach aktueller Planung sollen in einem 4. Schulbauprogramm, das dem Stadtrat voraussichtlich im Herbst 2022 zur Entscheidung vorgelegt wird, acht Maßnahmen aufgenommen werden, unter anderem die Erweiterung der Grundschule an der Schäferwiese und der Neubau von Grund-,Mittel- und Förderschule am Campus Freiham II Nord sowie die Modernisierung des Gymnasiums an der Drygalski-Allee. Bei zwölf Maßnahmen sollen Vorleistungen durch den Stadtrat genehmigt werden. Für das geplante Kita-Bauprogramm 2022 sind zum jetzigen Zeitpunkt zwölf Maßnahmen vorgesehen.
Dynamischer Bauunterhalt als kluge Investition in die Bildungsinfra- struktur
Die Umsetzung der verschiedenen Bauprogramme durch Erweiterungen und neue Standorte lösen gleichzeitig einen erheblichen Zuwachs an zu bewirtschaftenden Objekten aus, die zeitversetzt dann zu erhöhten Bedarfen im Bauunterhalt führen. Vor allem aber müssen auch in den Bestandsgebäuden neue pädagogische Anforderungen umgesetzt werden. Hinzu kommt in allen Feldern die Baupreisentwicklung. Diese zahlreichen zu berücksichtigenden Aspekte machen daher ein neues System zur Budgetierung nötig, das gemeinsam von Stadtkämmerei, Baureferat und Referat für Bildung und Sport entwickelt werden soll.
Als erster Schritt soll für das Haushaltsjahr 2023 das Bauunterhaltsbudget um 20 Millionen Euro auf 125 Millionen Euro aufgestockt werden. Die Erhöhung des Budgets ist notwendig, um bis 2025/26 für die zusätzlichen pädagogischen Bedarfe wie etwa die G9-Anforderungen bauliche Maßnahmen umsetzen zu können. Dies sind insbesondere Maßnahmen zum Ausbau der Ganztagsversorgung, Anpassung von Fachlehrsaalausstattungen oder bauliche Anpassung der Küchen an aktuelle gesetzliche Vorgaben und neue nachhaltige Versorgungskonzepte. In Zukunft soll dann jährlich das Budget für den Bauunterhalt dynamisch fortgeschrieben werden, in dem unter anderem Aspekte wie Sanierungsrate, Flächenzuwachs und Baupreisentwicklung berücksichtigt werden.
Bürgermeisterin Verena Dietl: „München stemmt das größte Bildungsbauprogramm in Deutschland. Vor allem angesichts der Wachstumsdynamik sind die Herausforderungen für die Zukunft gewaltig. Die Schul- und Kitabauoffensive der Landeshauptstadt ist aber eine Erfolgsgeschichte, an die wir weiter anknüpfen wollen. Wir brauchen zukunftsfähige Schulbauten, die die Themen Ganztag, Inklusion und Digitalisierung im gebauten Raum umzusetzen.“
Stadtschulrat Florian Kraus: „Ich freue mich über die breite Unterstützung aus dem Stadtrat bei dieser für die Zukunft der Stadtgesellschaft entscheidenden Aufgabe. Das Fundament der Bildungsgerechtigkeit ist der Schul- und Kitabau. Das zeigt sich nicht nur bei neuen Schulbauten durch die Umsetzung moderner Lernhauskonzepte oder höhere Standards für Klimaschutz und Inklusion, sondern auch im klugen und vorausschauenden Bauunterhalt. So gelingt es uns auch in herausfordernden Zeiten, Bildungsbauten für und mit Zukunft zu schaffen. Auf diese Leistung bin ich stolz.“ Baureferentin Rosemarie Hingerl: „Mit der enormen Effizienz der Bauprogramme und der sicheren Steuerung durch unser Projektmanagement
waren wir trotz der pandemiebedingten Hindernisse äußerst erfolgreich: Bei den 95 Schulbauprojekten der drei Programme sind fast 60 Prozent fertiggestellt oder im Bau. Das ambitionierte Terminziel des 1. Schulbauprogramms konnte vollumfänglich erreicht werden. Und auch der gesetzte Finanzrahmen wird hier nach bisheriger Prognose eingehalten. So weit wie möglich haben wir dabei auch noch im laufenden Prozess die neuen Klimastandards integriert.“
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