Am Mittwoch, 11. Mai, werden im Literaturhaus die Ernst-Hoferichter-Preise 2022 an die Kabarettistin, Slam Poetin und Sängerin Felicia Brembeck (FEE) und den Journalisten und Autor Alex Rühle sowie die Ernst-Hoferichter-Preise 2021 an den Filmemacher Wolfgang Ettlich, den Schriftsteller und Slampoeten Jaromir Konecny sowie die Comiczeichnerin Barbara Yelin vergeben. Die Preise werden im Rahmen einer geschlossenen Veranstaltung durch Kulturreferent Anton Biebl überreicht. Die Laudationes halten der Klavierkabarettist Bodo Wartke, der Filmemacher und Mitbegründer von „Goldgrund“ Christian Ganzer, Altoberbürgermeister Christian Ude, der Schriftsteller Moses Wolff und die Filmregisseurin und Autorin Doris Dörrie.
Die mit jeweils 5.000 Euro dotierten Preise werden seit 1975 jährlich an freischaffende Münchner Künstlerinnen und Künstler vergeben, die – wie Ernst Hoferichter – Originalität und Weltoffenheit mit Humor verbinden. Er wurde von Franzi Hoferichter, der Witwe des Münchner Schriftstellers, gestiftet. Über die Vergabe entscheidet der Stiftungsbeirat der Ernst-Hoferichter-Stiftung.
Aus den Jurybegründungen:
FEE (Felicia Brembeck)
„,Man spürt in jedem Moment, warum das Publikum gar nichts anderes tun konnte, als sich von dieser Fee verzaubern zu lassen.´ (SZ 2013). Es waren keine leichtfertigen Vorschusslorbeeren. An anderer Stelle zeigte man sich beeindruckt von ihrem ,feinsinnigen Umgang mit Sprache´, der sich in ,temporeichen und pointierten Texten´ Bahn breche. Hier habe jemand ,wirklich etwas zu sagen – mit erstaunlichem Tiefgang und Gespür für menschliche Abgründe.´ Auf so vielversprechender Grundlage weitete FEE Brembeck ihren künstlerischen Radius von der Slampoetin zur Kabarettistin und Schriftstellerin aus und parallel dazu zur klassischen Sängerin. Diese Felicia (die Glückliche, Fruchtbare) ist ganz in ihrem Element”
Alex Rühle
„In der Welt ist Alex Rühle häufig unterwegs: Seit 2010 arbeitet er als Redakteur beim Feuilleton der SZ und reiste dafür in das krisengeplagte Griechenland (2009), nach Lampedusa kurz nach dem Flüchtlingsdrama von 2013, nach Kanada zum großen Fotografen Robert Frank… Mit seinem ,Entzugs-Tagebuch´ ,Ohne Netz. Mein halbes Jahr offline´ (2010) wurde er auch als Sachbuchautor bekannt. Immer wieder lässt sich Alex Rühle auf Selbstversuche ein, verlässt den gewohnten Alltag und schenkt seinen Leserinnen und Lesern erkenntnisreiche und unterhaltsame feuilletonistische Reportagen. 2012 war er einer der Mitbegründer der ,Goldgrund Immobilien Organisation´, die auf gut gelaunte, pfiffige Weise auf die Auswüchse der Gentrifizierung und die rasant steigenden Mieten und Immobilienpreise aufmerksam macht. Alex Rühle engagiert sich auch als Mitinitiator des Flüchtlingsprojekts ,Bellevue di Monaco´ – weltoffen, originell und humorvoll.”
Wolfgang Ettlich
„1968 haben wir Münchner im allgemeinen und wir Schwabinger im besonderen nicht einmal geahnt, dass einer aus Neukölln in der eingemauerten Stadt Berlin kommen würde, um uns Aufbruchsstimmung und Lebensart, ja sogar avantgardistische Wirtshauskultur und Kleinkunstförderung zu lehren und zu zeigen, was hier um die Ecke und draußen in der Welt alles wert ist, liebevoll, präzise und geduldig filmisch festgehalten zu werden. Wolfgang Ettlich hat das alles geschafft und ist damit schon in jungen Jahren eine Schwabinger Institution geworden, ein dokumentarischer Erzähler der deutschen Einigung, und schließlich ein Liebhaber von Schwabing und dem Rest der Welt.”
Jaromir Konecny
„Jaromir Konecny ist seit langem eine feste Größe in der Münchner Literatur-Szene und gilt als einer der wichtigsten deutschsprachigen Slampoeten. 1994 nahm er erstmals im Münchner ,Substanz´ an einem Poetry-Slam teil und wurde innerhalb kürzester Zeit zu einem wahren Bühnen-Ereignis: Seine Geschichten voller Komik und Alltagsabsurditäten, seine Gestik und vor allem sein gut gepflegter unwiderstehlicher böhmischer Akzent verschafften ihm schnell eine große Fangemeinde. In seiner Prosa mischt er das ,Hohe´ mit dem ,Niedrigen´, die Literatur mit dem Banalen, das Traurige mit dem Komischen, feine Gedanken steckt er oft in eine derbe Sprache. 1996 erschien sein erster Erzählband ,Zurück nach Europa´, in dem viel selbst Erlebtes rund um seine Flucht aus der sozialistischen Tschechoslowakei steckt. Mehr als 20 Bücher hat Konecny inzwischen veröffentlicht und immer wieder erweist er sich als humorvoller Brückenbauer und Vermittler zwischen zwei Nachbarländern, zwischen Ost und West.”
Barbara Yelin
„,Mich interessieren Geschichten, wo ich selber eine Frage habe, etwas erforschen muss´, sagt Barbara Yelin, eine der wichtigsten Comic-Künstle- rinnen ihrer Generation. Ihre Bücher sind zeichnerisch ebenso vielschichtig wie inhaltlich, sie sind genauestens recherchiert, politisch und sozial engagiert. Barbara Yelin erzählt ,Geschichten mit Bildern´: Von der großen israelischen Schauspielerin Channa Maron, von Kidane, dem Flüchtlingsjungen aus Eritrea, vom Riesen Giga-Guhl (gemeinsam mit Alex Rühle). Und wie die beiden Hoferichters ist Barbara Yelin viel in der Welt unterwegs: Als Workshopleiterin und Reportage-Zeichnerin reiste sie nach Kairo, Bali, New Delhi, Tel Aviv und Pristina. Sie ist eine Meisterin ihres Fachs und erzählt nah am Puls der Zeit, mit Pinsel, Stift und Farbe, mit Geduld, einer höchst präzisen Beobachtungsgabe und künstlerischer Souveränität”.
Informationen zum Hoferichter-Preis auch unter https://stadt.muenchen.de/infos/auszeichnungen.html.