Anlässlich der Ausstellung „Friedrich Seidenstücker – Leben in der Stadt“ in der Pinakothek der Moderne zeigt das Münchner Filmmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, in der „Open Scene“ am Donnerstag, 1. Juni, um 19 Uhr, den halbdokumentarischen Stummfilm „Menschen am Sonntag“ von Robert Siodmak aus dem Jahr 1930. Die experimentelle Collage über einen Tag in der Großstadt Berlin wurde mit Laiendarsteller*innen gedreht und kommt fast ohne Zwischentitel aus. Der Film wird mit eingespielter Klavierbegleitung von Donald Sosin gezeigt. Die Kuratorin Simone Förster hält eine Einführung.
Robert Siodmaks semidokumentarischer Spielfilm gilt als eines der wichtigsten Werke der ausgehenden Stummfilmzeit und gehört zu den berühmtesten Vertretern der „Neuen Sachlichkeit“. Der Film zeigt die Alltagserlebnisse junger Berliner*innen – Christl, Wolf, Annie, Brigitte und Erwin – während eines Wochenendes, in dessen Mittelpunkt ein gemeinsamer Sonntagsausflug an den Wannsee steht. Dokumentarische Bilder und dramaturgische Inszenierung verbinden sich hierbei zu einer modernen Momentaufnahme, die zugleich den Status Quo des Weimarer Kinos Ende der 1920er Jahre reflektiert. Der Film wurde in Berlin und am Wannsee gedreht. Viele Größen der Filmgeschichte, wie Billy Wilder und der Erfinder des „Schüfftan-Verfahrens“, Kameramann Eugen Schüfftan, haben am Film mitgewirkt.
Der Fotograf Friedrich Seidenstücker (1882-1966) zählt zu den bedeutenden Chronisten des Alltagslebens im Berlin der Weimarer Republik. Seine atmosphärischen Großstadtaufnahmen erzählen von beiläufigen Ereignissen und Begebenheiten: vom leichten Sonntagsvergnügen und dem beschwerlichen Arbeitsalltag, von Kinderspielen auf der Straße und dem Treiben auf Bahnhöfen und im Zoo.
Die Ausstellung „Friedrich Seidenstücker – Leben in der Stadt “ ist vom 26. Mai bis zum 24. September in der Pinakothek der Moderne, Barer Straße 40, zu sehen. Mehr unter http://www.pinakothek-der-moderne.de/ausstellungen/friedrich-seidenstuecker.
Der Eintritt kostet 4 Euro, 3 Euro bei Mitgliedschaft im Förderverein MFZ. Kartenvorverkauf ist sieben Tage im Voraus online oder an der Abendkasse möglich, die 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn öffnet. Es gibt keine Reservierungen. Das Kino des Filmmuseums ist rollstuhlgerecht zugänglich und mit einer Induktionsschleife für Hörgeschädigte ausgestattet.