Aufarbeitung Heime: Weitere Aufstockung der Mittel für Soforthilfen
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Rathaus Umschau 111 / 2023, veröffentlicht am 14.06.2023
Die unabhängige Expert*innenkommission zur Aufarbeitung der Geschehnisse in den Heimen, Pflege- und Adoptivfamilien erhält vom Stadtrat erneut zusätzlich Mittel – in Höhe von insgesamt 1,5 Million Euro –, um Betroffene schnell mit Soforthilfen unterstützen zu können. Das hat der Stadtrat jetzt in der Sitzung des Kinder- und Jugendhilfeausschusses beschlossen.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Die Kommission hat seit ihrer Einrichtung alles daran gesetzt, dass die Betroffenen die Soforthilfen schnell und unkompliziert erhalten. Dafür möchte ich mich ausdrücklich bedanken. Damit das auch weiter möglich ist, ist es wichtig, dass die Mittel für die Soforthilfen vom Stadtrat bereits zum zweiten Mal aufgestockt wurden.“ Bis zum 19. Mai 2023 wurden insgesamt 55 Anträge auf Soforthilfen bewilligt und zwischen 10.000 Euro und 40.000 Euro (Gesamtsumme: 1.590.000 Euro) ausgezahlt. Die Soforthilfen sind als Vorgriff auf Anerkennungsleistungen zu verstehen, da im weiteren Aufarbeitungsprozess Kriterien erarbeitet werden sollen, auf deren Basis Betroffenen Anerkennungsleistungen zugesprochen werden. Auf diese Anerkennungsleistungen werden die bereits ausgezahlten Soforthilfen dann angerechnet.
Betroffene können Anträge auf Soforthilfen bei der Anlaufstelle einreichen per E-Mail an anlaufstelle@kinderschutz.de, telefonisch unter 089 231716-9170 oder online unter www.kinderschutz.de/anlaufstelle. Um möglichst viele der Betroffenen zu erreichen, hat die Kommission Anfang Juni eine Öffentlichkeitskampagne gestartet, die gezielt die Anlauf- stelle für Betroffene bewirbt, die beim externen Träger KINDERSCHUTZ MÜNCHEN angesiedelt ist. Die Kampagne wurde gemeinsam mit der Anlaufstelle für Betroffene sowie dem Betroffenenbeirat entworfen. Kampagnenstart war am 1. Juni mit Deckenflächenplakaten in der U-Bahn, bis zum 25. September werden zusätzlich Plakate in Rolltreppenrahmen veröffentlicht.
Kommissionsvorsitzender Ignaz Raab: „Wir als Kommission gehen von einer weitaus größeren Anzahl von Betroffenen aus als den knapp 70 betroffenen Personen, die sich bisher gemeldet haben. Bitte melden Sie sich bei unserer Anlaufstelle, die der KINDERSCHUTZ MÜNCHEN für die Kommission betreibt!“
München hat sich als erste große Kommune entschieden, die Missstände und Gewalterfahrungen ehemaliger Heim-, Pflege- und Adoptivkinder auf kommunaler Ebene umfassend aufzuarbeiten und dazu eine unabhängige Expert*innenkommission eingesetzt. Im November wurde als zweites, unabhängiges Gremium ein Betroffenenbeirat installiert, der gemeinsam mit der Expert*innenkommission den Aufarbeitungsprozess steuern soll.