Wie soll mit Hochhäusern im Münchner Stadtgebiet umgegangen werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich die aktuelle Hochhausstudie, eine Neuauflage der Hochhausstudien von 1977 und 1995. Nach einem umfangreichen Diskussions- und Beteiligungsprozess hat der Stadtrat nun die Anwendung der neuen Studie beschlossen. Die Fortschreibung der Hochhaustudie soll dazu beitragen, die Position der Landeshauptstadt München im Umgang mit Hochhäusern vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen zu klären und für Hochhausprojekte aktuelle Beurteilungsgrundlagen zu schaffen. Nach einem umfangreichen Diskussions- und Beteiligungsprozess erfolgte die Überarbeitung, Themen wie Nachhaltigkeit und Klima oder die Berücksichtigung von Sichtachsen wurden vertieft und ergänzt. Die bisherigen Bausteine wurden mit den Erkenntnissen aus dem Diskussionsprozess nachjustiert und erläutert. Nach der Anhörung der Bezirksausschüsse entschied nun der Stadtrat, dass die Erkenntnisse der Studie künftig in Planungsverfahren angewendet werden. „Wenn wir hohe Häuser in dieser Stadt planen und zulassen, sollen sie so gestaltet sein, dass sie einen Mehrwert für die Gesellschaft allgemein und vor allem für ihre Umgebung bieten.“, so Stadtbaurätin Professorin Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk. „Die Hochhausstudie gibt uns die Grundlage, diese Anforderungen nach mehr Qualität frühzeitig in die Planungsverfahren einzubringen. Sie wurde in einem vielfältigen und intensiven Beteiligungsprozess mit den Bürger*innen unserer Stadt entwickelt.“
Wesentliche Inhalte
Die Hochhausstudie ist eine fachliche Grundlage in den Planungsverfahren für Hochhäuser und profilüberragende Gebäude, ein Leitfaden für Planer*innen und Investor*innen, der einen strukturierten Planungsprozess und Anforderungen an Projekte aufzeigt. Aus der Studie lässt sich kein Baurecht ableiten, die Entscheidung über Projekte erfolgt durch den Stadtrat im Rahmen von Bauleitplanverfahren. Die Haltung zu Hochhäusern lautet kurzgefasst „Hochhäuser ja – aber nicht um jeden Preis“. Hochhausentwicklungen sind in München also nur an geeigneten Standorten und unter Erfüllung hoher gestalterischer, ökologischer und gesellschaftlicher Qualität (Mehrwert) möglich. Die neue Hochhausstudie steht wie die vorangegangenen Studien in der Kontinuität der „Münchner Linie“. Dies bedeutet, dass sie darauf abzielt, eine ausgewogene Balance zwischen dem Bewahren des traditionellen Stadtbildes und der Förderung von zeitgemä-ßem Bauen an geeigneten Standorten zu finden. Die Ziele der Klimaneutralität, der Langlebigkeit und der Nutzungsflexibilität sowie insbesondere das Schwammstadtprinzip sind zu berücksichtigen.
Die Hochhausstudie besteht aus mehreren Bausteinen: Grundlagentexte und -karten erklären die wesentlichen Rahmenbedingungen, ein Räumlicher Leitplan dient der ersten Einordnung von Hochhausprojekten in den gesamt-städtischen Kontext. Zentrales neues Element ist ein Katalog an Qualitätskriterien. Diese bilden die „Messlatte“ für die besonderen Anforderungen an Hochhausplanungen und den Mehrwert, den ein Hoch-
hausprojekt für die Stadt und ihre Bewohner*innen leisten muss. Dabei werden Vorgaben zur städtebaulichen Begründung, architektonischen Ausformulierung, dem gesellschaftlichen Mehrwert sowie der nachhaltigen und klimagerechten Umsetzung von Hochhausprojekten gemacht. In den Vorgaben zum Planungsprozess werden die konkret durchzuführenden Schritte im Planungsverfahren dargestellt.
Rückblick
Das Büro 03 Architekten hat den Entwurf der Hochhausstudie als fachliches Gutachten zur Fortschreibung erstellt. Nach der Vorstellung im Stadtrat am 5. Februar 2020 wurde der Entwurf in einem umfangreichen Informations- und Beteiligungsprozess diskutiert. Alle 25 Bezirksausschüsse, die Fachöffentlichkeit und Fachgremien wie auch die allgemeine Öffentlichkeit wurden hierbei mit unterschiedlichen Formaten angesprochen. Die öffentliche Gesprächsreihe „Hoch hinaus?“ beleuchtete zudem in vier Veranstaltungen verschiedene Aspekte des Themas.
Der Austausch war konstruktiv und brachte hilfreiche Hinweise, welche Bestandteile der Studie genauer erklärt oder inhaltlich ergänzt werden sollen. Ein häufig genanntes Thema war etwa die Frage nach der Nachhaltigkeit von Hochhäusern. Auch der „Mehrwert“ von Hochhausprojekten war ein zentrales Anliegen: Was kann ein Hochhaus für das Quartier und die Stadtgesellschaft leisten? Hochhäuser werden teils als Bereicherung, als neue Orientierungs- und Identifikationspunkte wahrgenommen. Veränderungen von bestimmten Blickbeziehungen in der Stadtsilhouette werden häufig kritisch bewertet – wie bringt man beides in Einklang? In Auseinandersetzung mit unter anderem diesen Themen erfolgte im letzten Jahr die Überarbeitung des Entwurfs der Hochhausstudie.
Die überarbeitete Fassung der Hochhausstudie 2023 (finaler Entwurf) sowie weitere Informationen sind unter http://muenchen.de/hochhinaus abrufbar.