Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur verankern II: Ausstellungen und
Veranstaltungen
Antrag Stadträtinnen Sonja Haider und Nicola Holtmann (Fraktion ÖDP/ München-Liste) vom 15.9.2022
Antwort Kulturreferent Anton Biebl:
Nach § 60 Abs. 9 GeschO dürfen sich Anträge ehrenamtlicher Stadtratsmitglieder nur auf Gegenstände beziehen, für deren Erledigung der Stadtrat zuständig ist.
Sie beantragen städtische Kultur-Institutionen zu ermuntern, vermehrt Nachhaltigkeit im Rahmen von Ausstellungen und Veranstaltungen zu behandeln. Dies betrifft die programmatische Planung und Schwerpunktsetzung der städtischen Kulturinstitutionen und damit eine laufende Angelegenheit, deren Besorgung nach Art. 37 Abs. 1 GO und § 22 GeschO dem Oberbürgermeister obliegt. Eine beschlussmäßige Behandlung im Stadtrat ist daher rechtlich nicht möglich.
Zu Ihrem Antrag vom 15.9.2022 teile ich Ihnen Folgendes mit:
Mit meinem Amtsantritt im Juli 2019 habe ich sieben Handlungsfelder definiert, die Schwerpunktsetzungen des Kulturreferats beschreiben. „Nachhaltigkeit“ ist dabei ein zentrales Anliegen, das sich in den letzten Jahren zu einem übergeordneten Ziel weiterentwickelt hat.
Denn Aspekte der Nachhaltigkeit spielen quasi immer eine Rolle – bei ökologischen, ökonomischen, personellen und auch inhaltlichen Planungen. Begonnen mit einem Strategieprozess zu den Handlungsfeldern 2019 haben alle städtischen Kultur-Institutionen sich auf Leitungsebene dazu vereinbart, weiter daran zu arbeiten.
Das Kulturreferat unterstützt die Institutionen dabei, in Sachen Klimabilanz, Öko-Profit und ähnlichen Programmen eigenständig Potenziale zu entdecken und sich zur Optimierung zu verpflichten. Gerade die Münchner Kammerspiele, die Münchner Philharmoniker und das Lenbachhaus sind hier bereits seit Jahren erfolgreich aktiv.
Um die umfassende Bedeutung des Begriffs „Nachhaltigkeit“ vor Augen zu führen und um zu bewirken, dass wir intern wie auch extern – und damit für die Öffentlichkeit sichtbar – mit einem deutlichen Bewusstsein für Nachhaltigkeit agieren, setzt die Referatsleitung bewusst inhaltliche Fach-Impulse für die Leitungsebene und lädt Expert*innen (zum Beispiel zum Projekt „Culture for Future“, das die Implementierung nachhaltigerEntwicklung in Kunst und Kultur am Beispiel der Landeshauptstadt Dresden zeigt oder zum Thema „Nachhaltiges Kuratieren“) ein. Ziel ist es aufzuzeigen, dass Nachhaltigkeit nicht mit der Klimabilanz gleichzusetzen ist, sondern auch hineinwirkt in Programmgestaltung, Dramaturgie, Kuratieren.
Mit dieser Perspektive erfährt auch die Ökologie in Stadtplanung und Baukultur eine immer größere Bedeutung: Ein Beispiel sind die Planungen des Kreativquartiers und im Besonderen für die denkmalgeschützte Jutier- und Tonnenhalle.
Das Kulturreferat setzt sich dafür ein, Nachhaltigkeit möglichst breit und wirkungsvoll zu einem selbstverständlichen Entscheidungs- und Planungsfaktor zu entwickeln. Nicht alle Projekte und Maßnahmen sind hier für die Öffentlichkeit sichtbar. Ihrem Antrag entnehme ich aber die klare Aufforderung, neben internen Prozessen auch an der Sichtbarkeit und damit der Verbreitung zu arbeiten.
Das tun wir aus Überzeugung. So spielt beispielsweise die Umsetzung nachhaltiger Programme und die Kompetenz in nachhaltigem Arbeiten eine entscheidende Rolle bei der Besetzung von Leitungs- und Schlüsselpositionen. 2022 förderten wir aus Mitteln der Referatsleitung eine performative Veranstaltung des „Netzwerk Klimaherbst“, die Fragen zum Verständnis von Naturverbundenheit und von der Kooperation zwischen Mensch und Natur mit künstlerischen Mitteln verhandelte. Die Münchner Philharmoniker integrierten in ihr 360°-Festival 2022 einen „Aktionstag Kosmos“, an dem Sie neben programmatisch passenden Konzerten auch Akteur*innen zu Gesprächs- und Infoveranstaltungen einluden. Das Lenbachhaus und die Kammerspiele haben sich ebenfalls mit den von Ihnen in Ihrem Antrag angesprochenen Programmen beschäftigt und werden das auch weiterhin tun. Die Münchner Volkshochschule bietet dauerhaft Veranstaltungen an, die sich mit verschiedensten Aspekten von Nachhaltigkeit auseinandersetzen und engagiert sich mit dem Kulturreferat im Bereich BNE (0,5 VZÄ). Uns ist bewusst, dass nachhaltiges Arbeiten auch von Kooperationen und Synergien profitiert. Daher haben wir bereits in der Vergangenheit eine Gesprächskultur mit den Akteur*innen von „Fridays for Future“ etabliert. Auf dieser Basis und in Abstimmung mit Vertreter*innen der Organisation sind verschiedene Veranstaltungen, Symposien, Vorträge, Workshops in zahlreichen Stadtteilkulturzentren vorgesehen. Dabei ist bereits an weiterreichende Kooperationen mit den Universitäten und „Science for Future“ gedacht, um ein hohes wissenschaftliches Niveau zu garantieren. Die erste Kooperationsreihe soll – je nach Kapazitäten – in den Jahren 2023/2024 umgesetzt werden. In diesem Zusammenhang können alle imAntrag angeführten Themen aufgegriffen und im Wechselspiel zwischen Wissensvermittlung und sinnlichem Erleben präsentiert werden. All dies soll den Bürger*innen niederschwellig und nach Möglichkeit gratis zugänglich gemacht werden und dazu beitragen, Themen der Nachhaltigkeit mit Events verschiedener Art auch im öffentlichen Raum zu etablieren, etwa durch die Arbeiten der Videokünstlerin Betty Mü oder den Charakter des „Ander Art“-Festivals als „Zero Waste“-Veranstaltung.
Grundsätzlich befindet sich das Kulturreferat im ständigen fachlichen Austausch mit anderen Kommunen, Netzwerken, Gremien, Verbänden, Universitäten usw. Im Lauf des Jahres 2023 plant das Kulturreferat, in der Referatsleitung eine Stelle „Nachhaltigkeit“ zu schaffen, um neben vielen anderen Aspekten auch daran maßgeblich mitzuwirken, dass dieses Thema in der Programmgestaltung – inhaltlich und organisatorisch – eine noch größere Rolle spielt und Inhalte, Prozesse und nicht zuletzt auch die Kommunikation dementsprechend koordiniert werden.
Ich bitte Sie, von den vorstehenden Ausführungen Kenntnis zu nehmen und hoffe, dass Ihr Antrag zufriedenstellend beantwortet ist und als erledigt gelten darf.