In einer gemeinsamen Ausstellung mit dem Jüdischen Historischen Institut Emanuel Ringelblum in Warschau widmet sich das NS-Dokumentationszentrum vom 29. Juni bis 7. Januar dem Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos. Die Eröffnung mit einem Grußwort von Bürgermeisterin Katrin Habenschaden findet am Mittwoch, 28. Juni, 19 Uhr, im NS-Dokumentationszentrum, Max-Mannheimer-Platz 1, statt. Ein weiteres Grußwort spricht Tobias Lindner, Staatsminister im Auswärtigem Amt. Die Direktorinnen Monika Krawczyk vom Jüdischen Historischen Institut Emanuel Ringelblum in Warschau und Dr. Mirjam Zadoff vom NS-Dokumentationszentrum München begrüßen. Die Eröffnungsrede hält Marian Turski, Überlebender des Ghettos Łódź und Stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft des Jüdischen Historischen Instituts in Polen. Die Kurator*innen Piotr Rypson vom Jüdischen Historischen Institut Warschau und Ulla-Britta Vollhardt vom NS-Dokumentationszentrum München führen in die Ausstellung ein.
Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen riegelten die deutschen Besatzer*innen 1940 einen großen Teil Warschaus ab und verschleppten die jüdische Bevölkerung Warschaus und weiterer besetzter Gebiete dorthin. Um das Geschehen für die Mit- und Nachwelt zu dokumentieren, initiierte der Historiker Emanuel Ringelblum eine beispiellose Sammelaktion im Ghetto: das heute so genannte Ringelblum-Archiv. Es war das gemeinschaftliche Projekt einer im Geheimen arbeitenden Gruppe von jüdischen Akademiker*innen, Schriftsteller*innen und Aktivist*innen, die sich Oneg Schabbat („Freude des Sabbat“) nannte. Das Oneg Schabbat-Archiv ist ein einzigartiges und herausragendes Beispiel jüdischer Selbstbehauptung während der Shoah. Es ist ein Akt zivilen Widerstands und der erste Versuch, den von Deutschen initiierten Massenmord an der jüdischen Bevölkerung Europas im Moment des Geschehens zu dokumentieren und archivieren.
In der Ausstellung „Wichtiger als unser Leben“ werden neben Reproduktionen und historischen Filmausschnitten rund ein Dutzend Original-Exponate des Archivs zu sehen sein. Toneinspielungen verleihen den Stimmen aus dem Ghetto eine beeindruckende Präsenz. Sie sind von Schauspieler*innen der Münchner Kammerspiele eigens für die Ausstellung eingesprochen worden. Infos zur Barrierefreiheit unter https://www.nsdoku.de/barrierfreiheit.
(Siehe auch unter Terminhinweise)