Veranstaltungen im NS-Dokumentationszentrum
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Rathaus Umschau 125 / 2023, veröffentlicht am 04.07.2023
Das NS-Dokumentationszentrum, Max-Mannheimer-Platz 1, lädt am Mittwoch und Donnerstag zu folgenden Veranstaltungen ein:
- Am Mittwoch, 5. Juli, 19 Uhr, findet ein Gespräch mit Andres Löw und Wolf Kaiser unter dem Titel „Aufzeichnungen ‚einen Schritt vor dem Tod‘. Holocaust-Tagebücher jüdischer Kinder und Jugendlicher“ statt. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Die Anthologie „Der papierene Freund“ versammelt Auszüge aus Tagebüchern, die Jüdinnen und Juden im Alter zwischen 11 und 24 Jahren in West-, Mittel- und Osteuropa während des Holocaust geführt haben. Die Kinder und Jugendlichen haben darin ihre Lebensumstände, ihre Hoffnungen und ihre Verzweiflung festgehalten. Zugleich bezeugen die Tagebücher ihren Lebenswillen.
Andrea Löw spricht mit dem Herausgeber der Anthologie, Wolf Kaiser, über die Tagebücher. Sie setzen diese zu den von Kindern verfassten Dokumenten aus dem so genannten Ringelblum-Archiv in Beziehung, das der Historiker Emanuel Ringelblum mit der im Geheimen arbeitenden Gruppe Oneg Shabbat im Warschauer Ghetto geschaffen hat.
Wolf Kaiser ist Historiker und ehemaliger Leiter der Bildungsabteilung der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannseekonferenz. Andrea Löw ist stellvertretende Leiterin des Zentrums für Holocaust-Studien München und Honorarprofessorin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der Universität Mannheim.
- Am Donnerstag, 6. Juli, 19 Uhr, findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe Diverse Memories eine Diskussion mit Asal Dardan, Naomi Henkel-Guembel, Natasha A. Kelly, Patrycja Kowalska und Vassilis Tsianos zum Thema „Durch Deutschland gehen, Gewalt erinnern“ statt. Dessau ist die Stadt der Bauhaus-Bewegung – und der Ort, an dem Oury Jalloh im Januar 2005 und Li Yangjie im Mai 2016 ermordet wurden. Hanau ist bekannt für die Gebrüder Grimm – und für den rassistischen Anschlag am 19. Februar 2020. München steht für das Oktoberfest – aber auch für das Oktoberfestattentat 1980 und den Anschlag am OEZ im Juli 2016. Es wird darüber diskutiert, warum die antisemitischen, rassistischen und antiziganistischen Verbrechen der vergangenen Jahrzehnte so wenig Raum im Gedächtnis der Gesellschaft finden – und warum sich nicht alle von dieser Gewalt betroffen fühlen.
Die Veranstaltungsreihe Diverse Memories sucht nach Möglichkeiten, Erinnerungskultur neu zu denken. Sie möchte Leerstellen aufspüren, Lücken füllen und Begegnungen ermöglichen. Dabei beleuchtet sie das Verhältnis zwischen einer interkulturellen Gesellschaft und einer national definierten Erinnerungskultur. Weitere Informationen zur Reihe unter www.nsdoku.de.
Die Diskussion findet in Kooperation mit der liberalen jüdischen Gemeinde München Beth Shalom, dem Münchner Forum für Islam und dem Festival ausARTen – Perspektivwechsel durch Kunst statt. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Infos zur Barrierefreiheit unter https://www.nsdoku.de/besuch/allgemeine-infos.