Fünf Jahre Erinnerungszeichen: Gedenken im Stadtzentrum
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Rathaus Umschau 128 / 2023, veröffentlicht am 07.07.2023
Im Juli 2018 wurden in München die ersten Erinnerungszeichen für die Opfer des Nationalsozialismus angebracht. Anlässlich des fünfjährigen Jubiläums hat gestern im Alten Rathaus eine Gedenkveranstaltung stattgefunden. Bei seiner Eröffnungsrede sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Vor fünf Jahren haben wir die ersten Erinnerungszeichen für Tilly und Franz Landauer in der Königinstraße angebracht. Seitdem hat die Landeshauptstadt München über 200 Erinnerungszeichen in ganz München gesetzt. Wir wollen so die Erinnerung an all jene Menschen wach halten, die von den Nationalsozialisten brutal verfolgt und ermordet wurden, und ihnen einen öffentlich sichtbaren Platz mitten unter uns widmen. Ihr Schicksal mahnt uns jeden Tag aufs Neue, wie wichtig es ist, unsere de- mokratische Gesellschaft gegen alle menschenverachtenden Angriffe zu verteidigen.“
Die Münchner Ehrenbürgerin, Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, betonte: „Ein Gedenken auf Augenhöhe: Das setzt die Stadt München mit den Erinnerungszeichen seit inzwischen fünf Jahren überall im Stadtbild um. Frühere Münchner, die verfolgt, entrechtet und ermordet wurden, werden so für die heutigen Bewohnerinnen und Bewohner dieser Stadt wieder sichtbar, eine scheinbar entfernte Vergangenheit rückt in den Alltag. In Zeiten eines wieder anwachsenden Extremismus setzt die Landeshauptstadt damit ein wichtiges Zeichen – für die jüdische Gemeinschaft und für die ganze Stadtgesellschaft.“
Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch, Rabbiner Shmuel Aharon Brodman, Oberbürgermeister Dieter Reiter, Andrea Stadler-Bachmaier, Vorsitzende Bezirksausschuss 1. Foto: © Tom Hauzenberger
Teilgenommen haben an der Gedenkveranstaltung außerdem Kulturreferent Anton Biebl, Professor Dr. Michele Barricelli von der Ludwig-Maximilians-Universität München, Jamie Hall und Gilbert Short als Angehörige der Personen, für die Erinnerungszeichen gesetzt werden, sowie Christoph Wilker und Andrea Stadler-Bachmaier als Initiator*innen zweier Erinnerungszeichen.
Mit ihrer Beteiligung wurden am Abend an fünf Orten im Stadtzentrum Erinnerungszeichen für insgesamt elf Münchnerinnen und Münchner angebracht: für Emma, Hertha und Erich Emanuel Steinitz am Marienplatz 22 (früher 24), für Hedwig, Jeanette und Rosa Hiller in der Burgstraße 1 (früher 3), für Melitta und Max Wallach am ehemaligen Trachtenhaus Wallach in der Residenzstraße 3, für Josef Kaltenbacher in der Marienstraße 10 sowie für Betty und Hugo Epstein in der Sendlinger Straße 21.
Über die Erinnerungszeichen
Seit Juli 2018 sind über 200 Erinnerungszeichen an rund 90 Orten gesetzt worden, an denen Menschen lebten und wirkten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Es gibt Erinnerungszeichen als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet, enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild. Weitere Informationen unter www.erinnerungszeichen.de und map.erinnerungszeichen.de.
Achtung Redaktionen: Weitere Fotos sind erhältlich per E-Mail an presse.erinnerungszeichen@gmail.com.