Am kommenden Dienstag, 18. Juli, spricht Bürgermeisterin Verena Dietl bei einer Gedenkveranstaltung zu Ehren von sechs ehemaligen Mieter*innen der GEWOFAG. Adolf Freitag, Mary Frohmann, Friedrich Johann Gemmel, Rudolf Gottlieb sowie Bella und Martin Stein wurden Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. Die Gedenkveranstaltung findet um 14 Uhr auf der Grünfläche an der Nodungstraße gegenüber Hausnummer 9 statt. Weitere Reden halten die Historikerin Dr. Sibylle von Tiedemann, der Angehörige Prof. Dr. Eberhard Standl und Sabine Nisko vom Bezirksaussschuss 9 (Neuhausen-Nymphenburg) sowie die Auszubildende bei der GEWOFAG, Emily Richter. Im Anschluss werden an den ehemaligen Wohnhäusern in der Wendl-Dietrich-Straße 30, 38 und 54 sowie der Arnulfstraße 194 die Erinnerungszeichen angebracht. Sechs Auszubildende der GEWOFAG verlesen die von ihnen recherchierten Biografien.
Bürgermeisterin Verena Dietl: „Nie wieder sollen in unserer Stadt Menschen wegen rassistischer Zuschreibungen, wegen ihrer religiösen Orientierung oder sexuellen Identität entmietet und entrechtet werden. Dass die Recherchen der Auszubildenden und die gesamte Zusammenarbeit von Public History und GEWOFAG jährlich fortgeführt werden, verstehe ich auch als wichtige Botschaft für das Grundrecht auf Wohnraum. Als Bürgermeisterin der Landeshauptstadt und Aufsichtsratsvorsitzende der GEWOFAG hoffe ich, dass diese Kooperation zwischen Kulturreferat und Münchens größter Wohnungsbaugesellschaft viele zum Nachahmen und Nachdenken animiert.“
Dr. Doris Zoller, Geschäftsführerin der GEWOFAG: „Die Erinnerungszeichen an den Wohnhäusern der GEWOFAG sind ein Bekenntnis zu unserer historischen Verantwortung und für ein gleichberechtigtes, solidarisches Zusammenleben. Die Beschäftigung mit der Geschichte unseres Unter- nehmens ist wichtig, daher wird es auch in den folgenden Jahren zur Ausbildung in unserem Haus gehören, sich mit den Schicksalen unserer ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner in der NS-Zeit zu beschäftigen.“ Adolf Freitag, geboren am 19. Oktober 1880 in Heilbronn, wohnte in der Wendl-Dietrich-Straße 54. Er wurde am 12. Oktober 1944 oder in den Folgetagen in Auschwitz ermordet.
Mary Frohmann, geborene Schatz, geboren am 4. März 1888 in Bochum, lebte in der Wendl-Dietrich-Straße 30. Sie starb am 26. Juni 1938 in München.
Friedrich (Fritz) Johann Gemmel wurde am 8. Mai1868 in Poppenreuth geboren und wohnte in der Arnulfstraße 194. Er wurde am 15. September 1943 mit großer Wahrscheinlichkeit im Zuge der NS-„Euthanasie“ in der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar ermordet.
Rudolf Gottlieb kam am 4. Oktober 1888 in Judenburg (Österreich) zur Welt und wohnte in der Wendl-Dietrich-Straße 54. Nach seiner Deportation nach Auschwitz am 1. Oktober 1944 verliert sich seine Spur.
Bella Stein, geborene Bernheim, geboren am 5. Februar 1889 in Laupheim, lebte in der Wendl-Dietrich-Straße 38. Sie wurde am 25. November 1941 in Kaunas ermordet. Ihren am 17. Februar 1877 in Pless geborener Ehemann Martin Stein verschleppte die Gestapo am 20. November 1941 nach Kaunas, wo er ebenfalls erschossen wurde.
Zu den Erinnerungszeichen
Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie in zwei Ausführungen – als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild. Durch die gelochte Oberfläche können die Informationen auch ertastet werden.
Weitere Informationen unter www.erinnerungszeichen.de und www.map.erinnerungszeichen.de
(Siehe auch unter Terminhinweise)