Energiesparen – Lokale Wärmewende konkret: Sonnenenergie nutzen in den Münchner Freibädern – Modellprojekt Schyrenbad
Antrag Stadtrats-Mitglieder Sonja Haider, Dirk Höpner, Nicola Holtmann und Tobias Ruff (Fraktion ÖDP/München-Liste) vom 2.3.2023
Antwort Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft:
Im o.g. Antrag werden die Stadtwerke München gebeten, dem Stadtrat die möglichen Maßnahmen zur lokalen Wärmewende in den Münchener Freibädern am Beispiel Schyrenbad darzustellen. Dabei ist auf die Wirtschaftlichkeit von energiesparenden Wärmeschutzabdeckungen und die Nutzung von Solarthermie und Photovoltaik einzugehen. Es wird angeführt, dass für die Solarnutzung Dächer der Betriebsgebäude und zu überdachende Parkplätze geeignet sein könnten.
Die SWM werden gebeten, im Schyrenbad auch bereits kurzfristig folgende Maßnahmen umzusetzen:
- Nachrüstung einer Wärmeschutzabdeckung an den Schwimmbecken
- Installation einer Solarthermie-Anlage zur Wasser-Erwärmung.
Als Begründung wird angeführt, dass die Bäder mit ihrem jährlichen Heiz-
energiebedarf von ca. 45.000 MWh und ihrem Strombedarf von ca. 19.000 MWh zu den großen Energieverbrauchern Münchens zählen. Auch viele Freibäder, z.B. das Schyrenbad, werden noch immer ausschließlich mit Erdgas beheizt, obwohl sich dort die Nutzung der Sonnenenergie geradezu aufdrängt, weil Wärme-Bedarf und -erzeugung im Jahresverlauf sehr gut korrelieren. Zudem war im Gemeinwohlbericht 2019/2020 der SWM Bäder zu lesen, dass das 2015 gesetzte Ziel, den Gesamt-Energieverbrauch oder die erzeugte CO2-Emission bis 2020 um 6% zu reduzieren, nicht erreicht wurde. Weiterhin bestehe aber das Ziel, die Bäder schrittweise auf regenerative Wärmeversorgung umzustellen. Bei den SWM besteht Handlungsdruck.
Darüber hinaus wird ausgeführt, dass im konkreten Fall des Schyrenbads die ehemals vorhandene Wärmeschutzabdeckung des Schwimmbeckens bei der Sanierung des Bades abgebaut und nicht wiederhergestellt wurde. Eine Wärmeschutzabdeckung erbringt eine Energieeinsparung von 45 bis 60%. Die Gebäudedächer im Schyrenbad sind zwar zum Teil durch Baumbewuchs verschattet, doch nach fachkundiger Einschätzung für die sommerliche Wassererwärmung trotzdem geeignet. Zudem gäbe es die Möglichkeit, Solarwärmeanlagen vertikal als Turm zu errichten.
In den Bädern seien nach eigener Auskunft verstärkt Wärmepumpen als Ersatz für Erdgasheizungen in Planung. Doch Wärmepumpen sind in der Anschaffung teuer und benötigen zum Betrieb Strom, der bekanntlich im Münchner Stadtgebiet noch immer zu großen Teilen aus fossilen Energien erzeugt wird.
Ihr Einverständnis vorausgesetzt, erlaube ich mir, Ihren Antrag als Brief zu beantworten.
Wir haben die Stadtwerke München um Stellungnahme gebeten, die uns hierzu Folgendes mitteilte:
„Die SWM sehen sich als kommunales Energieunternehmen in der Verantwortung, die Energiewende maßgeblich mitzugestalten. Dazu engagieren sich die SWM seit Jahren mit ihrer Ausbauoffensive Erneuerbare Energien im Bereich Strom und verfolgen im Bereich Wärme das Ziel, den Münchner Bedarf an Fernwärme CO2-neutral zu decken. Die SWM Bäder sehen sich als Teil dieser Strategie und befassen sich bereits seit Jahren mit Nachhaltigkeit, Dekarbonisierung und Energieeinsparung.
Auch den Ausbau der Photovoltaik im Stadtgebiet wollen wir massiv vorantreiben. Die Geschäftsführung hat deshalb eine PV-Pflicht für alle SWM Objekte beschlossen. Das bedeutet, dass PV bei Neubauten von vornherein mitgeplant wird und dass alle Bestandsobjekte geprüft und sukzessive nachgerüstet werden, wo immer dies möglich ist. Seit 2018 wurden auch Bäder dahingehend untersucht und auf den Prüfstand gestellt. Die betrachteten und in Frage kommenden Objekte wurden anschließend priorisiert. Die M-Bäder betreiben 15 Standorte mit Hallen- und Freibädern. Davon unterliegen aktuell vier Gebäude dem Denkmalschutz. Bei einigen Objekten der M-Bäder ist es nicht möglich, auf die Dächer zusätzliche Lasten aufzubringen, ohne die Standsicherheit maßgeblich zu gefährden. Es wurden bereits zwei Standorte der Bäder mit PV-Anlagen ausgerüstet. Im kommenden Winter wird eine weitere Anlage auf den Dächern des Freibades Georgenschwaige installiert werden. Weitere PV-Anlagen sind in Planung: im Westbad, im Ungererbad sowie im Hallenbad Forstenried. Bei Sanierungen wird das Thema PV stets mitbetrachtet und wenn möglich umgesetzt.
Die Bäder Volksbad, Nordbad, Südbad, Prinzregentenbad, Westbad, Cosimawellenbad, Olympiabad, Dantebad, Forstenried, Giesing-Harlaching und Ungererbad werden mit Fernwärme versorgt. Wie bereits bekannt, werden die SWM die Fernwärme in den kommenden Jahren schrittweise auf eine CO2-neutrale Erzeugung überwiegend mittels Geothermie umstellen. Für die letzten drei verbleibenden Bäder-Objekte (Michaelibad, Schyrenbad und Maria-Einsiedel), die noch mit Erdgas versorgt werden, werden derzeit Lösungen für eine Umstellung untersucht. Das Michaelibad wird voraussichtlich ab 2030 mit Abwärme aus der Geothermie Anlage versorgt werden können, die derzeit auf dem Gelände des Michaeli Freibades entsteht.
Das Schyrenbad wird aktuell mit Erdgas versorgt. Dies betrifft die Badewassererwärmung, die Erwärmung des Trinkwassers für die Duschbereiche der Kunden, des Personalbereiches und des Wohngebäudes. Derzeit befinden wir uns in der Projektplanung für den Ersatz der direkt befeuerten Trinkwassererwärmung für den Duschbereich. Es ist geplant, die bestehenden Geräte durch eine Wärmepumpe zu ersetzen. Wir werden voraussichtlich im April 2024 mit der neuen Anlage für die Erwärmung des
Duschwassers in Betrieb gehen. Mit der Projektplanung der Erneuerung der Badewassererwärmung kann danach gestartet werden.
Nachdem sich die Dachflächen im Schyrenbad mit rund 650qm auf mehrere Gebäude aufteilen und drei der Gebäude durch Baumbewuchs größtenteils verschattet sind, wurde die Belegung der Dachflächen mit PV-Modulen nicht mit oberster Priorität bewertet. Aktuell werden vorrangig Objekte der obersten Priorität in die Planung und Ausführung aufgenommen. Die SWM müssen hierzu die Finanzierung der Maßnahmen bewältigen und die Betreuung mit nur begrenzt zur Verfügung stehendem Fachpersonal durchführen können. Zudem müssen die ausführenden Firmen zur Verfügung stehen.
Um die Becken im Schyrenbad mit einer Beckenoberfläche von 2.419m² und einem Inhalt von rund 3.400m³ auf 24°C mittels Solaranlage zu erwärmen, ist eine solare Absorberanlage mit ca. 1.200m² notwendig. Dabei sind hierbei, je nach Witterungsverhältnissen, gleitende Badewassertemperaturen in Kauf zu nehmen. Die vorhandenen Dachflächen sind für die Montage einer solchen Anlage nicht ausreichend. Die Errichtung eines Turms, um eine solare Absorberanlage montieren zu können, ist in der Instandhaltung äußert problematisch. Zusätzlich ist zu beachten, dass für einen Turm zur Montage einer Absorberanlage wertvolle Liegefläche für unsere Kunden verloren gehen wird.
Bis zur Sanierung des Schyrenbads in 2005 wurden zwei Elemente für die Abdeckung des Schwimmerbeckens eingesetzt. In der Vergangenheit wurden die Kunststoffabdeckungen jedoch sehr häufig durch nächtliche Einsteiger beschädigt. Dies führte zu erhöhter Instandhaltung und einer Verkürzung der Lebensdauer dieser Abdeckungen. Die Becken werden seit der Sanierung 2005 mit einem gemeinsamen Badewasserkreislauf betrieben. Somit muss für den Einsatz einer Beckenabdeckung das Schwimmerbecken und das Nichtschwimmerbecken betrachtet werden, die beide mit einer Abdeckung auszurüsten wären. Die Erneuerung der Wärmeversorgung des Schyrenbads ist bereits in der Maßnahmenplanung der kommenden 5-Jahre vorgesehen. Im Rahmen dieser Maßnahme wird auch das Thema ‚Beckenabdeckung‘ erneut geprüft und umgesetzt.
Die Bäder der SWM arbeiten an dem Ziel, die Bäder möglichst rasch CO2 frei mit Wärme und Strom zu versorgen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde ein Programm erstellt mit dessen Umsetzung bereits begonnen wurde. Aktuell wird das Freibad Georgenschwaige saniert und mit einer biologischen Badewasseraufbereitung versehen. Auf den Dächern wird eine PV Anlage mit ca. 900m² Fläche montiert. Dieses Jahr startet die Projektplanung des Hallenbades Forstenried, der Eingangsgebäude des Ungererbades und des Saunabereiches des Prinzregentenbades. Weitere Projekte sind in der Planung und werden sukzessiv bearbeitet.“
Ich bitte Sie, von den vorstehenden Ausführungen Kenntnis zu nehmen und hoffe, dass Ihr Antrag zufriedenstellend beantwortet ist und als erledigt gelten darf.