Rezo Gigineishvili erhält Werner-Herzog-Filmpreis
-
Rathaus Umschau 140 / 2023, veröffentlicht am 25.07.2023
Den Werner-Herzog-Filmpreis erhält 2023 der georgische Regisseur Rezo Gigineishvili für seinen Spielfilm PATIENT #1 über die letzten Tage eines sowjetischen Generalsekretärs. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird jährlich von der Werner-Herzog-Stiftung in Kooperation mit dem Filmmuseum München verliehen. Die Auszeichnung kann an Spielfilme, Dokumentarfilme, an einen Filmemacher, Schauspieler und an Personen jeder Nationalität vergeben werden, die mit Mut, Entschlossenheit und Visionen im und um den Film herum arbeiten.
Am 6. Oktober um 19 Uhr wird Werner Herzog den Preis persönlich im Filmmuseum München überreichen und mit Rezo Gigineishvili im Anschluss an die Vorführung über den Film sprechen.
Werner Herzog über den Film PATIENT #1:
„Wie sein vorheriges Werk HOSTAGES aus dem Jahr 2017, handelt auch Rezo Gigineshvilis neuer Film vom Zerfall eines gesamten politischen Systems, ohne dabei je didaktisch zu sein. PATIENT #1 ist radikaler, inszeniert wie eine Farce. Die Ereignisse sind im Detail belegt: Innerhalb von etwas mehr als drei Jahren sterben drei Regierungschefs der Sowjetunion, Breschnew, Andropow und Tschernenko. Tschernenko wurde bereits
sterbenskrank vom Politbüro zum Regierungschef ernannt. Seine letzten Tage im Krankenhaus werden aus der Perspektive einer Krankenschwester erzählt, die eigens für diese Aufgabe ausgewählt wird, ihn zu pflegen. Im Detail bekommen wir als Zuschauer mit, wie – um eine reguläre Wahlteilnahme des Vorsitzenden vorzutäuschen – in seinem Krankenzimmer ein ,Wahllokal‘ errichtet wird, als Theaterkulisse sozusagen für einen Sterbenden, der aber intensiv trainiert werden muss, um für die Fernsehkameras des Staatsfernsehens ein gutes Dutzend Schritte frei zur Urne zu schreiten. Erst dann stützen ihn hilfreiche Hände des Geheimdienstes, um aufrecht stehen bleiben zu können. Als sich der Patient eines Tages besser fühlt und sofort im Kreml seine Führungstätigkeit wiederaufnehmen will, wird er kurzerhand in einen Krankenwagen verfrachtet, der so lange im Park der Klinik im Kreis fährt, bis der Patient wieder das Bewusstsein verloren hat. Rezo Gigineishvilis Film zeigt, nur im Detail sichtbar gemacht, die letzte Krise und den bevorstehenden Zusammenbruch eines gesamten Imperiums. Sein Ansatz ist mutig, radikal. Man möchte lachen, aber man kann es nicht, und man möchte weinen, aber das geht auch nicht.“ Achtung Redaktionen: Rezo Gigineishvili und Werner Herzog stehen nach Absprache für Interviews zur Verfügung. Kontakt und weitere Informationen per E-Mail an presse.filmmuseum@muenchen.de.