Die medizinisch-infektiologische Versorgung von Kindern und Familien mit Flucht- oder Migrationshintergrund hat in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Ein Team des Gesundheitsreferats und des Dr. von Haunerschen Kinderspitals des LMU Klinikums hat dies zum Anlass genommen, eine neuartige Versorgungsstruktur in München zu etablieren. Gestern ist das Pediatric Migrant & Public Health Center Munich, kurz PMPH Center Munich, zur Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Infektionserkrankungen sowie Migrations- bzw. Fluchthintergrund eröffnet worden.
Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek: „Ich freue mich über das gemeinsame Pilotprojekt des Gesundheitsreferates der Landeshauptstadt München und des Dr. von Haunerschen Kinderspitals des LMU Klinikums, das die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Flucht- oder Migrationshintergrund verbessern soll. Hierdurch verwirklichen wir erstmals eine direkte Zusammenarbeit von Ärzt*innen und Mitarbeiter*innen des öffentlichen Gesundheitsdienstes mit den klinisch-pädiatrisch tätigen Ärzt*innen in einer gemeinsamen Versorgungsform, die sowohl die zentralen medizinischen und sozialpädagogischen als auch infektionsschutz-relevanten Aspekte, bei gleichzeitiger Berücksichtigung eines kultursensiblen Ansatzes, einbindet. Insbesondere der Bereich der Tuberkulose-Fürsorge kann durch diesen neuen Versorgungsansatz nachhaltig verbessert werden, da Familien rascher medizinisch betreut und der teils langwierige Therapieprozess wesentlich umfassender begleitet werden kann.“
Privat-Dozent Dr. Ulrich von Both, Abteilung für pädiatrische Infektiologie der Kinderklinik und Kinderpoliklinik am Dr. von Haunerschen Kinderspital des LMU Klinikums: „Wir möchten auch unterstützende Hausbesuche bei Familien mit Kindern, die in ambulanter Betreuung sind, durch Pflegekräfte aus dem PMPH Team etablieren. Damit wollen wir unter anderem sicherstellen, dass eine notwendige Therapie adäquat verabreicht, gut im Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen begleitet und zudem in leitlinienkonformer Dauer durchgeführt wird.“
Darüber hinaus wird eine enge Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kinderfachärzt*innen angestrebt und schrittweise etabliert. Das Pilot-Projekt ist zunächst auf zwei Jahre ausgerichtet und wird die Prozesse der neuen Versorgungsstruktur begleitend evaluieren.
Prof. Christoph Klein, Direktor der Kinderklinik: „Wie viele andere segensreiche Projekte konnte auch das Pediatric Migrant & Public Health Center Munich nur durch eine großzügige philanthrope Unterstützung realisiert werden. Wir danken insbesondere der Kinder- und Jugendstiftung der Stadtsparkasse München, einer weiteren Stiftung, die namentlich ungenannt bleiben möchte, sowie der Care-for-Rare Foundation. Unser neues Projekt wird einen wichtigen Beitrag für die Gesundheit betroffener Kinder und Jugendlicher leisten und zeigt paradigmatisch, wie wir am LMU Klinikum die Rechte aller Kinder respektieren. Auch in wissenschaftlicher Sicht erwarten wir uns neue Erkenntnisse für die Entwicklung einer Präzisionsmedizin in der pädiatrischen Infektiologie.“