Die unabhängige Expertenkommission zur Aufarbeitung der Geschehnisse in den Heimen, Pflege- und Adoptivfamilien hat eine Öffentlichkeitskampagne gestartet, um mehr Betroffene zu erreichen. Banner in U-Bahnen und Plakate an U- und S-Bahn-Stationen machen auf die Anlaufstelle aufmerksam, bei der Betroffene Anträge auf Soforthilfen und Anerkennungsleistungen stellen können. Der Stadtrat hat mittlerweile in drei Beschlüssen ein Gesamtvolumen von 3,3 Millionen Euro für die Soforthilfen zur Verfügung gestellt.
Bürgermeisterin Verena Dietl: „Es ist uns allen in der Landeshauptstadt München ein wichtiges Anliegen, dass Betroffene, die Schreckliches in ihrer Kindheit erleben mussten, endlich Gehör in der Öffentlichkeit finden und ihr Leid anerkannt wird. Solche fürchterlichen Missstände dürfen sich niemals mehr wiederholen, dafür setzen wir uns alle ein.“
Stellten die neue Kampagne für Betroffene des Missbrauchs in Heimen vor (v.l.): Ignaz Raab, Carola Baumgartner, Klaus Hirschvogel, Benno Oberleitner und Bürgermeisterin Verena Dietl. Foto: Michael Nagy/Presseamt München
Ignaz Raab, Vorsitzender der Expertenkommission: „Wir betrachten die Betroffenen als unsere Auftraggeber und deshalb ist es auch unser Ziel, möglichst viele dieser Menschen zu erreichen und möglichst vielen schnell eine finanzielle Hilfestellung in Form der Soforthilfen geben zu können.“ Die Kampagne richtet sich an Betroffene, die durch das Stadtjugendamt in Heimen, Pflege- oder Adoptivfamilien untergebracht wurden und dort verschiedene Formen von Gewalt erfahren haben. Um Betroffene noch besser zu erreichen, sind Flyer erstellt worden, die die Arbeit des Betroffenenbeirats und der Kommission erläutern und auf die Möglichkeit der Antragsstellung hinweisen.
Carola Baumgartner, stellvertretende Vorsitzende der Expertenkommission: „Wir möchten mit dieser Kampagne nicht nur mehr Betroffene erreichen, sondern auch die Thematik in die Mitte der Gesellschaft holen. Durch die breit aufgestellte Kampagne soll das Leid, das diese Menschen erfahren haben, in das Bewusstsein aller geholt werden.“
Die Expertenkommission sowie der Betroffenenbeirat der Stadt München gehen davon aus, dass viele Betroffene noch nicht darüber informiert sind, Soforthilfen und Anerkennungsleistungen beantragen zu können. Benno Oberleitner, Vorsitzender des Betroffenenbeirates: „Wir gehen tatsächlich von einer viel höheren Zahl an direkt Betroffenen aus, da seit 1945 mehrere tausend Kinder durch die Landeshauptstadt München in Heimen und Pflege- und Adoptivfamilien untergebracht wurden. Bitte nutzen Sie die Möglichkeit der Antragsstellung und melden sich bei der Anlaufstelle, die der Kinderschutz München betreibt!“
Betroffene können Anträge auf Soforthilfen unter folgendem Kontakt bei der Anlaufstelle einreichen: E-Mail: anlaufstelle@kinderschutz.de; Telefon 089/231716-9170; Weitere Infos unter www.kinderschutz.de/anlaufstelle