Vergabe der Popmusik-Programmförderung 2024
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Rathaus Umschau 151 / 2023, veröffentlicht am 09.08.2023
Durch die Vergabe von Förderungen für nicht-kommerzielle Konzertreihen in kleineren Musiklocations oder Musikfestivals unterstützt die Stadt anspruchsvolle Programmvorhaben aller Genres der Popmusik. Sie fördert damit Projekte abseits des sogenannten Mainstreams, die Münchner Künstler*innen maßgeblich in das Programm miteinbeziehen. Über die Vergabe hat der Feriensenat des Stadtrats heute entschieden. Im Jahr 2024 wird diese Förderung zum fünften Mal ausgereicht. Diesmal ist es ein Fördervolumen von 55.000 Euro, bisher waren es 40.000 Euro Die Projekte „Alternative Fakten Festival“ von Thomas Bauer, „KREW love“ von Axel Gunderman, KREW, sowie „Picknick Voices & Noises“ von Stephanie Müller und Alligator Gozaimasu Kollektiv erhalten jeweils eine Förderung in Höhe von 13.000 Euro.
Die Projekte „Actionella“ von BetweenArt&People e.V. und „HipHop Conects“ von Taiga Trece erhalten jeweils eine Förderung von 8.000 Euro. Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt:
Thomas Bauer: „Alternative Fakten Festival“
„Im Münchner Nachtleben steht Thomas Bauer für die Subkultur wie kaum ein anderer und veranstaltet seit Jahren regelmäßig Konzerte, Partys und Raves mit lokalen Protagonist*innen aus verschiedensten Strömungen, die gerne eigensinnig und ungewöhnlich sein dürfen und somit eindeutig im tiefen, dunklen Tal der Subkultur heimisch sind. Im hier geplanten ‚Alternative Fakten Festival‘ soll in München eine nachhaltige Plattform entstehen, die nicht nur eine große Bandbreite Münchner Bands präsentiert, sondern auch andere Disziplinen einbindet. So bietet sie den unterschiedlichen Strömungen Raum für Diskurse mit Workshops, Vorträgen und Lesungen und fördert die Subkultur auf vielen Ebenen für den Austausch und das gemeinsame Wirken zur Stärkung der Szene. Das ‚Alternative Fakten Festival‘ kann ein wichtiger Baustein für die weitere und hoffentlich hellere Zukunft der Münchner Subkultur sein.“
Axel Gundermann, KREW: „KREW love“
„Als Münchens größtes HipHop-DJ-Kollektiv organisierten die Antrag- steller*innen bereits in der Vergangenheit erfolgreich verschiedene mu- sikalische Veranstaltungen und repräsentierten dabei alle vier Elemente des HipHop (Rap, DJing, (Break)dance, Graffiti/Streetart). Die Zielsetzung der geplanten Veranstaltungen umfasst faire sowie inklusive Ansätze und fördert die Vernetzung und den Austausch unter den teilnehmenden Künstler*innen. Besonders erwähnenswert sind die möglichen Veran- staltungstermine, für die symbolträchtige Daten gewählt wurden, wie beispielsweise der 8. Mai – Tag der Befreiung vom Faschismus/Nationalsozialismus oder der 30. Juli – Internationaler Tag der Freundschaft/Welttag gegen Menschenhandel. Die Reihe spielt eine bedeutende Rolle mit zentraler impulsgebender Funktion in der Popkulturlandschaft Münchens. ‚KREWnity‘ übernimmt Verantwortung und fungiert als tragende Säule in der Subkultursparte, indem der HipHop als Medium zur Transformation genutzt wird.“
Stephanie Müller mit dem Alligator Gozaimasu Kollektiv: „Picknick Voices & Noises“
„Im Rahmen des Festivals ‚Picknick Voices & Noises‘ für experimentelle Pop-Musik des Alligators Gozaimasu Kollektivs trifft größtmögliche Diversität kreativen Schaffens aus verschiedensten Disziplinen unter einem Dach bzw. unter freiem Himmel auf ein auch zufällig anwesendes Publikum. Anhand bildnerischer Ausstellungen und Präsentationen kann die experimentelle Ausrichtung der musikalischen Komponenten auf ein größtmögliches Publikum treffen und so in der Breite eine Resonanz erzeugen – die Empfängerschaft wird erweitert. ‚Im Zweifel für den Widerspruch‘ ist dabei ein zentrales Anliegen des Kollektivs – gerade in den scheinbar großen Unterschieden, in den unüberwindbar wirkenden Genregrenzen werden Partnerschaften gebildet und gefördert. So werden Protagonist*innen, aber auch das Publikum, eingeladen, gemeinsam abseits der Bühnen und des Alltags neue Klangwelten zu erkunden und selbst zu entwickeln, um dort vielleicht ganz neue Farben zu mischen. Grenzen, die in unserer Realität oft unüberwindbar scheinen, verschwimmen oder verschwinden – alles scheint möglich!“
BetweenArt&People e.V.: „Actionella“
„Ein eigenes Festival nur von und für Frauen existiert in München bisher noch nicht. Unter anderem deshalb hat der Vorschlag von Between- Art&People e.V.‘die Jury überzeugt, mit ‚Actionella‘ ein Festival zu etablieren, das sich sowohl an weibliche Netzwerke, aber auch männlich gelesene Zuschauer richtet.
Neben lokalen inhaltlich und qualitativ überzeugenden Künstler*innen schärfen die Macherinnen von BetweenArt&People e.V. den Blick nach außen durch die Einbindung von Musikerinnen aus dem Iran und Afghanistan – also mit Musikschaffenden, deren Positionen und Haltungen noch viel dringender sichtbar werden müssen.
Das zweitägige Festival ‚Actionella‘ wird das kulturelle Leben der Stadt München bereichern und Sichtweisen und Künstlerinnen fördern, die es verdient haben.“
Taiga Trece: „HipHop Conects“
„Taiga Trece ist eine der wenigen Musikerinnen in der Münchner HipHop Szene, sie rappt auf Deutsch und Spanisch – Mexiko und München sind ihr Zuhause. Taiga Trece ist klug, schnell, ziemlich eigenwillig, engagiert und kreativ. Unter dem Motto ‚HipHop baut Brücken‘ steht die interkulturelle, inklusive und verbindende Veranstaltung, in der sie 2024 ihre Kulturdoku- mentation über die urbane Musikszene in Mexiko City ‚Urban Music – von München nach Mexiko City‘ zeigen will.
Eine Veranstaltung, die in mehreren Dimensionen Aufmerksamkeit auf ur- bane Kulturthemen, verschiedene Sprachen, Engagement und das Verbin- dende in der Musik richtet und dazu den Blickwinkel des ,Female Empow- erment‘ im Genre HipHop / Rap unaufgeregt miteinbringt, ist ein wichtiger Beitrag in der Münchner Kultur- und Veranstaltungslandschaft.“ Informationen und ausführliche Jurybegründungen sind ersichtlich unter www.muenchen.de/pop-programmfoerderung.