München – Heimat fürs Handwerk XII Eine Kampagne für das Handwerk in Münchens Bildungseinrichtungen!
Antrag Stadtrats-Mitglieder Ulrike Grimm, Hans-Peter Mehling, Manuel Pretzl, Alexander Reissl, Sebastian Schall und Thomas Schmid (Stadtratsfraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) vom 8.12.2022
Antwort Stadtschulrat Florian Kraus:
Nach § 60 Abs. 9 GeschO dürfen sich Anträge ehrenamtlicher Stadtratsmitglieder nur auf Gegenstände beziehen, für deren Erledigung der Stadtrat zuständig ist. Bei den von Ihnen mittels Antrag vom 8.12.2022 vorgebrachten Anregungen handelt es sich jedoch um eine laufende Angelegenheit, die für die Stadt München keine grundsätzliche Bedeutung hat und auch keine erhebliche Verpflichtung erwarten lässt. Daher obliegt deren Besorgung nach Art. 37 Abs. 1 GO und § 22 GeschO dem Oberbürgermeister, weshalb eine Beantwortung auf diesem Wege erfolgt.
In Ihrem Antrag baten Sie darum, gemeinsam mit dem Referat für Arbeit und Wirtschaft eine jährlich wiederkehrende Werbekampagne für Handwerksberufe an den Münchner Bildungseinrichtungen zu entwickeln, zu etablieren und hierzu Vertreter aus der Praxis, z.B. verschiedener Innungen oder der Handwerkskammer in die Schulen einzuladen.
Hierzu kann ich Ihnen Folgendes mitteilen:
München verfügt über ein breites und ausdifferenziertes Angebot von Maßnahmen und Programmen im Übergang Schule-Beruf (siehe auch Bekanntgabe „Überblick der Angebote im Übergang Schule und Beruf“ im Bildungsausschuss des Stadtrates vom 21.9.2022, Sitzungsvorlage Nr. 20 - 26/V 07099). Diese sind vielzählig, unterschiedlich und in verschiedenen rechtlichen Kontexten geregelt. Dazu gehören auch die Berufsorientierung und Berufsvorbereitung, die die Grundlage für eine fundierte Berufswahlentscheidung bilden.
Um unter Wahrung der jeweiligen Zuständigkeiten die Angebote der stadtinternen und externen Institutionen abzustimmen, gibt es einen rechtskreisübergreifenden Verbund, bestehend aus dem Referat für Bildung und Sport, dem Referat für Arbeit und Wirtschaft, dem Sozialreferat, der Agentur für Arbeit München, dem Jobcenter München, dem Jobcenter im Landkreis München, dem Staatlichen Schulamt in der Landeshauptstadt München und der Regierung von Oberbayern – Förderschulen, dessen Zusammenarbeit in einer kürzlich erneuerten Kooperationsvereinbarungformuliert ist. Dabei sollen Doppelstrukturen vermieden und die sozialgesetzlichen Zuständigkeiten beachtet werden.
Das vom Referat für Bildung und Sport, dem Sozialreferat und der Agentur für Arbeit finanzierte Angebot „JADE – Jugendliche an die Hand nehmen und begleiten“ erreicht beispielsweise ca. 4.500 junge Menschen im Jahr und begleitet und unterstützt die Schüler*innen bei der beruflichen Orientierung, der Berufswahl und dem Übergang von der Schule in die Berufswelt.
Die über die Agentur für Arbeit und das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus geförderten Berufsorientierungsmaßnahmen (BOM) an Mittel- und Förderschulen erreichen über 3.000 Schüler*innen. Rund 60 Schulen nehmen an dem Berufsorientierungsprogramm (BOP) des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) teil. Diese exemplarisch dargestellten und die darüber hinaus angebotenen Maßnahmen behandeln das gesamte Spektrum an Ausbildungsmöglichkeiten und ziehen die Spezifika des Münchner Ausbildungsmarkt in Betracht. Die vielfältigen und attraktiven Möglichkeiten des Handwerks werden daher den Schüler*innen bereits früh und mit unterschiedlichen Methoden vermittelt.
Zusätzlich werden verschiedene Ausbildungsmessen, organisiert von der Handwerkskammer, von den Schulen besucht und Besuche der Internationalen Handwerksmesse werden mit Freikarten unterstützt. Die App der Handwerkskammer „Lehrstellenradar“ ist in den Schulen bekannt und wird häufig und gerne genutzt. Mit Unterstützung von JADE und der Handwerkskammer können jährlich über 600 Münchner Entlassschüler*innen der Mittelschulen direkt nach der Schule in eine Ausbildung begleitet werden. Auch in den Sommerferien wurden von der Handwerkskammer in den letzten beiden Jahren Praktikumswochen für Münchner Schüler*innen angeboten „5 Tage, 5 Berufe, 5 Unternehmen“. In diesem Jahr beteiligen sich auch das Referat für Arbeit und Wirtschaft und die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern an den Praktikumswochen München, wobei der Zeitraum für die vier Wochen vor Beginn der Sommerferien und die gesamten Ferien umfasst.
Erfolgreiche Messen der Betriebe, effektives Speed-Dating, unkomplizierte Vermittlung von Praktika sind wichtige und seit vielen Jahren praktizierte Beispiele der hervorragenden Zusammenarbeit der Handwerkskammer.
Darüber hinaus leisten die Beratungsangebote im Referat für Bildung und Sport wie die Berufswegplanungsstelle b-wege und die Schulberatung der Bildungsberatung einen wichtigen Beitrag zur Berufsorientierung. In der Schulberatung beraten Beratungslehrer*innen der Beruflichen Schuleninteressierte junge Menschen als Expert*innen zu Ausbildungsmöglichkeiten, Perspektiven und Berufsfeldern im Handwerk.
Für junge Menschen, die sich im Übergang zwischen Schule und Beruf befinden, bietet b-wege intensive Beratung, längerfristige Begleitung und sozialpädagogische Unterstützung an. Dieses Angebot richtet sich vor allem an junge Menschen ohne sicheren Anschluss nach ihrer Schulzeit.
Diese beiden Beratungsangebote, wie auch die Berufsberatung der Agentur für Arbeit an Schulen und die Angebote der Jugendberufsagentur JiBB beraten von den Stärken, Interessen und Potentialen der jungen Menschen ausgehend zu allen Berufsfeldern und dementsprechend auch zu Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk.
Neben den Angeboten in den weiterführenden Schulen sind beispielsweise die städtischen beruflichen Schulen bereits jetzt in der Nachwuchsgewinnung aktiv. So werden zum Beispiel Messestände auf Ausbildungsmessen gebucht, allgemeinbildende Schulen besucht oder Praxistage angeboten.
Die Städtische Berufsschule für das Metzgerhandwerk lädt sogar Grundschulklassen zur gemeinsamen Wienerherstellung (inklusive Verkostung), um möglichst früh an das Metzgerhandwerk heranzuführen. Im Rahmen des Berufsinformationsabends an den Schulen oder auch bei Werks- bzw. Messebesuchen haben Schüler*innen die Möglichkeit, auf Augenhöhe mit Berufstätigen ins Gespräch zu kommen, um Geschlechterklischees in der Berufswahl zu überwinden. Auch die Beratungslehrkräfte an den Schulen informieren gezielt in diese Richtung.
Um Mädchen dazu zu ermutigen, vermeintliche Männerberufe zu erlernen, sollten wir als Gesellschaft verschiedene Ansätze verfolgen, um Geschlechterstereotype zu überwinden und eine inklusivere Arbeitswelt zu schaffen. Um dem entgegenzuwirken und somit Schüler*innen stärker für neue Berufsfelder zu interessieren, gibt es bereits seit einigen Jahren den bundesweiten Girls‘ und Boys‘ Day. An diesem Tag geht es um die Berufsorientierung, frei von Geschlechter- und Rollenklischees. So können Schülerinnen der Klassen 5 bis 10 in Werkstätten, Büros, Laboren und Redaktionsräumen Einblick in die Praxis verschiedenster Bereiche der Arbeitswelt gewinnen und Kontakte herstellen.
Die Koordinierungsstelle Boys‘ Day informiert Jungen, Eltern, Lehrkräfte sowie Unternehmen und Organisationen über den Boys‘ Day und das Thema Berufs- und Lebensplanung für Jungen. Einen bundesweiten Überblick über die angebotenen Boys´ Day-Plätze bietet der Boys‘ Day Radar .Das Referat für Arbeit und Wirtschaft teilte uns ebenfalls mit, dass Ausbildungsmessen, bei denen Jugendliche und Betriebe zusammengebracht werden, ein wichtiges Instrument für die Unterstützung des Ausgleichs am Ausbildungsmarkt bilden.
Das Referat für Arbeit und Wirtschaft organisiert seit 2012 jeweils im September die Ausbildungsmesse LastMinit für die Zielgruppe der Jugendlichen und Arbeitgeber, die zum Beginn des Ausbildungsjahres noch leer ausgegangen sind. Seit 2017 wird die Ausbildungsmesse FirstMinit durchgeführt. Diese will die Ausbildungsabschlüsse des kommenden Herbsts unterstützen. Seit 2019 wird schließlich – ebenfalls im Frühjahr – die Ausbildungsmesse Pflege angeboten, um über Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten in München im Bereich Pflege und Gesundheit zu informieren und über die Anerkennung beruflicher Qualifikation und über Karrieremöglichkeiten in Pflegeberufen zu beraten.
Am 9.2.2023 wurde in der Mittelschule an der Cincinnatistraße zum ersten Mal die Ausbildungsmesse „FirstMinit trifft Pflege“ durchgeführt. Hierfür wurden die beiden bisherigen Ausbildungsmessen „FirstMinit“ und „Pflege“ zusammengeführt, um eine größere Zielgruppe zu erreichen und ihr ein breiteres Angebot an Ausbildungsbetrieben und -berufen zu präsentieren. Die Job- und Ausbildungsmesse wurde vom Referat für Arbeit und Wirtschaft in Kooperation mit dem Referat für Bildung und Sport, dem Gesundheitsreferat und dem Sozialreferat veranstaltet. Sie fand in Allianz mit der Bundesagentur für Arbeit, der Mittelschule an der Cincinnatistraße, der Handwerkskammer für München und Oberbayern, der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern, dem Jobcenter München, dem JIBB – Junge Menschen in Bildung und Beruf, dem Mittelschulverbund Südost München, der Münchner Volkshochschule und dem Schulewirtschaft-Netzwerk statt. Schulen konnten sich im Vorfeld zur Messe unter Angabe des gewünschten Zeitkorridors anmelden. Die Messe wurde von ca. 1.800 Personen besucht.
Die Ausbildungsmessen werden vom Referat für Arbeit und Wirtschaft jeweils in Form einer Online-Befragung der ausstellenden Unternehmen sowie mit Hilfe einer Befragung der Besucher*innen evaluiert. Mit der zuletzt durchgeführten Messe „FirstMinit trifft Pflege“ zeigten sich sowohl die ausstellenden Unternehmen als auch die Besucher*innen überwiegend zufrieden. Die Zusammenführung der zwei bislang separaten Messen wird von der Mehrheit der Aussteller*innen begrüßt und soll deshalb künftig beibehalten werden. Die nächste gemeinsame Messe von Pflege-, Gesundheits- und weiteren Branchen ist für das Frühjahr 2024 geplant. Zuvor soll im September 2023 die LastMinit durchgeführt werden.Wie Sie an den zusammengefassten Informationen zu den vielfältigen Werbemaßnahmen im Übergang zwischen Schule und Beruf sehen können, werden unsere Münchner Jugendlichen bereits sehr intensiv zu den verschiedenen beruflichen Optionen, insbesondere auch zu Handwerksberufen, beraten. Zudem wird in den dargestellten bestehenden Gremien mit der Handwerkskammer über mögliche Weiterentwicklungen der Maßnahmen beraten. Die Schaffung weiterer Gremien wird daher von keinem der Beteiligten, insbesondere im Sinne der Effizienz und zur Vermeidung von Doppelstrukturen, als förderlich angesehen.
Um Kenntnisnahme der vorstehenden Ausführungen wird gebeten. Ich gehe davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.