Am Freitag, 27. Januar, dem internationalen Holocaust-Gedenktag, setzt die Stadt München ein Erinnerungszeichen für August Gänswein, der wegen ihm unterstellter Homosexualität im Nationalsozialismus verfolgt, im Konzentrationslager als arbeitsunfähig deklariert und ermordet wurde. Die Gedenkveranstaltung findet um 15.30 Uhr im PlanTreff, Blumenstraße 31, statt. Die Übergabe des Erinnerungszeichens folgt im Anschluss ab 16.30 Uhr in der Müllerstraße 34.
Grußworte für die Stadt sprechen Bürgermeisterin Katrin Habenschaden und Stadtbaurätin Professorin Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk. Die Veranstaltung wird gemeinsam mit der GEWOFAG Wohnungsbaugesellschaft durchgeführt. Das Gedenken widmet sich insbesondere der Homosexualität August Gänsweins als Verfolgungsgrund. Dazu sprechen unter anderem Expert*innen der KZ-Gedenkstätte Dachau, der städtischen Koordi- nierungsstelle zur Gleichstellung von LGBTIQ*, des Kulturreferats und der Erinnerungswerkstatt München e.V.
August Gänswein wurde am 23. März 1891 in Riedern am Wald geboren. Er war seit 1912/13 Unternehmer und zog im Mai 1925 nach München. Seit 1932 wurde Gänswein aufgrund angeblicher „Verfehlungen wegen § 175 StGB“ verfolgt. Auch ohne Beweise seiner ausgelebten Homosexualität wies ihn die Polizei 1936 in das Konzentrationslager Dachau ein. Wegen einer früheren bleibenden Unfallverletzung wurde Gänswein als arbeitsunfähig deklariert und am 22. Januar 1942 in der Tötungsanstalt Hartheim bei Linz ermordet.
Der Zugang zu den Veranstaltungen ist barrierefrei möglich. Der PlanTreff ist rund 150 Meter von der Tramhaltestelle Müllerstraße entfernt und mit den Linien 16, 18 und 19 erreichbar.
Zum internationale Holocaust-Gedenktag am 27. Januar steht in diesem Jahr bundesweit das Gedenken an wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität verfolgter Menschen im Mittelpunkt. Die Gedenkveranstaltung für August Gänswein sowie die Sonderausstellung „TO BE SEEN. queer lives 1900–1950“ im NS-Dokumentationszentrum München mit Themenführungen greifen diesen Schwerpunkt auf.
Zu den Erinnerungszeichen
Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie in zwei Ausführungen – als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild. Durch die gelochte Oberfläche können die Informationen auch ertastet werden.
Weitere Informationen unter www.erinnerungszeichen.de und www.map.erinnerungszeichen.de.
(Siehe auch unter Terminhinweise)