Die Landeshauptstadt München zeichnet (Nachwuchs-)Autor*innen für vielversprechende literarische Projekte aus. Die alle zwei Jahre vergebenen zehn Literatur-Stipendien sind mit jeweils 8.000 Euro dotiert. Zusätzlich wird der Leonhard und Ida Wolf-Gedächtnispreis für Autor*innen unter 30 Jahren in Höhe von 3.000 Euro vergeben. Hierüber beschloss der am 23. August als Feriensenat tagende Verwaltungs- und Personalausschuss jeweils auf Empfehlung einer Jury.
Die Stipendien gehen an:
Bernhard Heckler: „Der Jenny Effekt“
„Bernhard Hecklers Romanprojekt ist eine humorvolle und hintersinnige Erzählung über eine Gruppe von Außenseitern: rasant, rhythmisch, mit klug gesetzten Pointen und viel Wortwitz.“
Annegret Liepold: „Sand“
„Das Romanprojekt folgt zwei Frauen in eine nicht allzu ferne, zumindest sehr gut vorstellbare Zukunft. Mit knappen, ungewöhnlich sprachmächtigen Bildern und einem klaren, starken Erzählton lässt Liepold eine ganze Welt entstehen, die vertraut und fremd zugleich erscheint.“
Slata Roschal: „Ich schreite en passant und tue deutsch“
„Slata Roschal zieht in ihrem Lyrikprojekt, thematisch und stilistisch, virtuos unterschiedliche Register. Es entstehen knappe Vignetten von großer poetischer und subversiver Kraft.“
Björn Stephan: „Heimweh“
„Björn Stephan befasst sich mit einem in der Literatur noch kaum behandelten Thema: der Rückkehr aus dem Westen in einen in der ehemaligen DDR gelegenen Heimatort. ,Heimweh‘ gewinnt hier eine neue Tiefenschärfe: als Schmerz über das Verlorene und Skepsis gegenüber dem Wiedergewonnenen.“
Dana von Suffrin: „Angst“
„Eine multiperspektivische Familiengeschichte über die 1940er Jahre und das Überleben der jüdischen osteuropäischen Großeltern, das Aufwachsen der Enkeltochter Rosa in den 80er und 90er Jahren in München und, als Rahmenerzählung, die Gegenwart der fast 40jährigen Rosa.“
Mirjam Raymond: „Mein verbuggtes Leben – oder Superhelden flennen nicht“ (Kinderbuchprojekt)
„In der Geschichte des elfjährigen afghanischen Jungen Lernon und seines Mitschülers Johnny fasst Mirjam Raymond die Themen Flucht, Asyl, Verlust und Einsamkeit mit Humor und Warmherzigkeit so gekonnt in Worte, dass sich mögliche Berührungsängste in pure Lesefreude verwandeln.“
Kornelia Szatko: „Insel der Langsamen“ (Jugendbuchprojekt)
„Auf der Karibikinsel Providencia wippen Palmen zu Reggae-Musik, als dort die beiden Backpacker Melvin und Shea ankommen. Was auf den ersten Blick wie ein Feel-Good-Roman nach dem Muster Boy-meets-Girl erscheint, wird zu einem intelligenten Spiel mit Komik und Tragik, mit Genre-Gesetzen und Leseerwartungen.“
Inga Meincke: „William Heinesen: Noatun“ (Übersetzungsprojekt)
„Der Übersetzerin gelingt es mit ihrem Gespür für Rhythmus und Stim- mung, die Beschreibungen der kargen faröischen Inselwelt und die eigen- tümliche Färbung der Romanszenen kunstvoll und zeitgemäß ins Deutsche zu übertragen.“
Luis Ruby: „Isaac Rosa: Lugar Seguro“ (Übersetzungsprojekt)
„Ein pikaresker Vater-Sohn-Roman, der nicht nur vom Auf- und Abstieg einer Familie über drei Generationen hinweg handelt, sondern auch wirtschafts- und sozialpolitischen Themen nachgeht und entsprechend von gesellschaftskritischen Strömungen und Sprechweisen geprägt ist. Ruby hat diese sprachliche Vielfalt souverän ins Deutsche übertragen.“
Sophia Merwald: „Sperrgut“ (Leonhard und Ida Wolf-Gedächtnispreis)
„Das Gast- und Wohnhaus ,Lusthansa‘ im abgelegenen Industriegelände ,Kummerfeld‘ ist auch symbolischer Ort für die Schwellensituation der Figuren. Es ist die Stärke Merwalds, den Leser*innen die ,dysfunktionalen Beziehungen‘ und die psychische Verfasstheit ihrer Figuren in präzisen Sprachbildern fühlbar zu machen.“
Dominik Wendland: „IMMER ALLES ANDERS“ (Illustrationsprojekt)
„In dem höchst originellen Comicbuchprojekt folgen Leser- und Betrach- ter*innen einer fluiden Hauptfigur durch einen Club- und Kneipenabend. Indem Wendland sich ganz auf seine expressiven Bilder verlässt, gelingt es ihm, das Seelenleben seiner Verwandlungskünstler*in nach außen zu kehren.“
Die Preisverleihung mit öffentlicher Lesung der Stipendiatinnen und Stipendiaten findet voraussichtlich am Dienstag, 31. Oktober 2023, im Literaturhaus München statt.
Ausführliche Jurybegründungen und Informationen zum Preis und den Jurys unter www.muenchen.de/literatur.