Wasser für München – Wie steht es um unsere Versorgung und den sparsamen Verbrauch?
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Professor Dr. Jörg Hoffmann, Gabriele Neff, Richard Progl und Fritz Roth (FDP BAYERNPARTEI Stadtratsfraktion) vom 3.7.2023
Antwort Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft:
In Ihrer Anfrage vom 3.7.2023 führten Sie als Begründung aus: „Das Thema Wasser und seine drohende Knappheit sind derzeit in aller Munde. Die Stadtwerke München werben damit, dass die Trinkwasservor- räte für München ,praktisch unerschöpflich´ seien¹. Dennoch gibt es immer wieder alarmistische Schlagzeilen, dass auch in der Stadt private Pools ver- boten werden könnten, das Gießen des Gartens wegen Wassermangels eingeschränkt werden könnte etc.
Auch Ministerpräsident Söder springt auf das Thema auf und veranstaltet einen ,Wasser-Gipfel´ für Bayern.
Mehr Sachlichkeit und Information statt Spekulation wären der Bedeutung des Themas angemessen. Im Wesentlichen geht es um die beiden The- menblöcke Versorgung (Ist für die Zukunft ausreichend Trinkwasser vorhan- den, unabhängig von politischen Zankereien mit den Quellgemeinden?) und Verbrauch (Gehen wir sparsam mit unseren Ressourcen um, wo gibt es noch Verbesserungspotenzial?).“
Zu den im Einzelnen gestellten Fragen kann ich Ihnen auf der Basis der Stellungnahmen der SWM, des Mobilitätsreferats sowie des Baureferates Folgendes mitteilen:
Frage 1:
Laut Wasserwirtschaftsamt gibt es in Bayern seit Jahren ein Defizit in der Grundwasserneubildung². Wie steht es um die Grundwasserspiegel in den Gewinnungsgebieten des Münchner Trinkwassers Mangfalltal, Loisachtal und dem Reservegebiet in der Münchner Schotterebene? Werden diese regelmäßig überprüft? Gibt es signifikante Veränderungen über die letzten zehn Jahre?
Antwort der Stadtwerke München:
Für die Grundwasserressourcen, die von den Stadtwerken München zur Versorgung der Landeshauptstadt und weiterer ca. 30 Gemeinden mit Trinkwasser bewirtschaftet werden, lassen sich in Bezug auf die zurückliegenden Jahre folgende Aussagen treffen:Seit 2018 kamen niedrige Grundwasserstände etwas häufiger vor als im Zeitraum 1999 bis 2018. Besonders ausgeprägt war eine Niedrigwasserphase von Ende 2021 bis Frühjahr 2023. Zwischen den 1960er Jahren und 1998 kam es immer wieder zu ähnlichen Niedrigwasserphasen, besonders ausgeprägt Anfang der 1970er Jahre.
Durch die überdurchschnittlichen Regenfälle von Mitte März bis Anfang Mai 2023 befinden sich die Grundwasserstände in den Gewinnungsgebieten Mangfalltal und Loisachtal aktuell im Mittelwasserbereich. Nur die sehr viel langsamer auf die meteorologischen und hydrologischen Entwicklungen reagierenden Grundwasserstände in der Münchner Schotterebene sind – trotz moderaten Anstiegen – weiter im Niedrigwasserbereich. Die Trinkwasserversorgung im Versorgungsgebiet der SWM ist folglich aktuell und auf absehbare Zeit uneingeschränkt stabil. Sie war dies auch zu Beginn des Jahres 2023.
Die Situation der von den SWM zur Versorgung genutzten Grundwasserressourcen wird täglich nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ bewertet. Hierfür werden einige hundert Grundwasserpegel betrieben, die die Situation in situ anzeigen, sowie zahlreiche Oberflächenwassermessstellen, die Voraussagen über die zeitnahe Entwicklung der Grundwasserdynamik zulassen.
Bei der Planung der zukünftigen Wasserversorgung stellen die SWM gegenwärtig die Weichen für die Zeit ab den 2040er Jahren. Bis zu diesem Zeitbereich reichen aktuell die Bedarfsprognosen und die Planungen für die Wasserrechte bzw. die technischen Anlagen. Diese Planungen werden eng mit den wasserwirtschaftlichen Fachbehörden abgestimmt, insbesondere mit dem Landesamt für Umwelt, das in wasserrechtlichen Verfahren des Großraums München als amtlicher Sachverständiger tätig ist.
Frage 2:
Sieht die Stadt Handlungsbedarf, um auch in Zukunft die Wasserversor- gung ihrer Bürger gewährleisten zu können?
Antwort der Stadtwerke München:
Zu den Kernaufgaben einer Wasserversorgung gemäß technischem Regelwerk in Deutschland zählt eine langfristige Zukunftsplanung. Insbesondere in Ballungsräumen mit steigendem Wasserbedarf – wie im wirtschaftsstarken und attraktiven Großraum München – müssen wasserrechtliche und technische Weichen ein bis zwei Jahrzehnte im Voraus gestellt werden.
Für das Versorgungsgebiet der SWM findet dies – aktuell und ständig – nicht nur auf Grundlage von Prognosen zur sozioökonomischen und technischen Entwicklung statt, sondern auch mit Berücksichtigung der gän-gigen Prognosen aus der Klimaforschung. Wie in 1) erwähnt, werden die Planungen eng zwischen den wasserwirtschaftlichen Fachbehörden und den SWM abgestimmt. Dies ist nicht zuletzt deshalb erforderlich, damit die Versorgungen der SWM und mehrerer Dutzend weiterer Versorger, die dieselben Ressourcen bewirtschaften, im Einklang miteinander stattfinden können. Nach gegenwärtiger Einschätzung der SWM und der wasserwirtschaftlichen Fachbehörden wird unter der Voraussetzung weiterer geeigneter wasserrechtlicher und technischer Weichenstellungen von einer langfristig stabilen Versorgungssituation im Großraum München ausgegangen.
Frage 3:
Gibt es Pläne zum Verbot bzw. zur Einschränkung privater Pools, des Gie- ßens privater Gärten etc.?
Antwort der Stadtwerke München:
Es gibt derzeit keine Pläne für ein Verbot oder eine Einschränkung privater Pools, des Gießens privater Gärten etc.
Frage 4:
Wie viele Wasserspielplätze gibt es im Zuständigkeitsbereich der LHM und werden diese mit Frisch- oder Regenwasser betrieben? Wie viel Wasser wird dabei jährlich verbraucht?
Antwort des Baureferats:
Wasserspielbereiche auf Spielplätzen haben sich inzwischen bei Neubau und Modernisierung von Spielplätzen zum Standard entwickelt. Sie bieten einen hohen Spielwert, können an heißen Sommertagen gut bespielt werden und sorgen für Abkühlung. Insbesondere für Kinder, die über keinen eigenen Garten verfügen, bieten diese öffentlichen Spielplätze eine echte Bereicherung. Das Baureferat (Gartenbau) betreibt inzwischen über 70 Wasserspielplätze. Aus hygienischen Gründen werden alle mit Trinkwasser betrieben.
Für den Wasserverbrauch an den Wasserspielplätzen stehen uns keine konkreten Verbrauchszahlen zur Verfügung. Vielfach wird über die Wasserzähler der Wasserverbrauch für mehrere Entnahmestellen in der jeweiligen Grünanlage abgerechnet, z.B. für Wasser zur Bewässerung von Neu- oder Schmuckpflanzungen.
Aktuell wird untersucht, ob Grundwasser über lokale Grundwasserpumpen zukünftig genutzt werden kann, welches anschließend wieder versickert.
Frage 5:
Auch das Projekt „aqt – autoreduzierte Quartiere für eine lebenswerte Stadt“ in der Kolumbusstraße wird von Anwohnern wegen Wasserver- schwendung kritisiert³. Handelt es sich hierbei um Trinkwasser, das zur Bewässerung der „Wiese“ benutzt wird? Wie viel Wasser wird für dieses Projekt verbraucht? Wie stehen die Stadt und die TU als Mitentwickler des Projekts zur Kritik der Anwohner?
Antwort des Mobilitätsreferats:
Im Rahmen des Projekts aqt wird die Rasen- und Wiesenfläche in der Kolumbusstraße sowie Hochbeete an insgesamt vier Standorten (Kolumbusstraße, „Schlotthauerplatz“, „Entenbach-platz“, Landlstraße) mit Trinkwasser bewässert.
Der Verbrauch liegt im Durchschnitt bei 0,69m³ Wasser pro Tag. Nach dem Aufbau der Grünflächen und Hochbeete musste in der Anwachsphase zunächst etwas intensiver gegossen werden, als es jetzt mittlerweile der Fall ist, weshalb der Wasserverbrauch mit Fortschreiten des Projekts pro Tag sinken wird.
Der Wasserverbrauch wird mit Blick auf den Nutzen für die Anwohnenden durch die zusätzliche Begrünung im Straßenraum und durch die Möglichkeit zum urbanen Gärtnern als verhältnismäßig angesehen. Zudem handelt es sich bei dem Projekt aqt um keine dauerhafte Maßnahme, sondern um ein temporäres Forschungsprojekt, das am 31.10.2023 endet und im Nachgang evaluiert wird.
Frage 6:
Verwendet das Baureferat Gartenbau zur Bewässerung der Pflanztröge etc. in der Innenstadt Trinkwasser? Falls ja, wie ließe sich ressourcenscho- nend auf Regenwasser umstellen?
Antwort des Baureferats:
Zur Verhinderung der Austrocknung ist die Bewässerung des mobilen Grüns unerlässlich. Dieser Aufwand wird auf die repräsentativen Bereiche der Innenstadt und die Sommerstraßen beschränkt.
Die Bewässerung mit Regenwasser würde eine entsprechende Infrastruktur mit Regenwasserbehältern (wie Zisternen u.Ä.) sowie Leitungssystemen erfordern, mit welchen nicht kontaminiertes Regenwasser angesammelt werden kann. Die Landeshauptstadt München hält diese Systeme derzeit nicht vor.
Für das bedarfsgerechte Bewässern des mobilen Grüns, einschließlich des erforderlichen Gießwassers, sind externe Unternehmen beauftragt. Ob die Auftragnehmer dafür Regenwasser vorhalten, ist zu bezweifeln. Würde dieNutzung von Regenwasser als eine Vorgabe im Vergabeverfahren gemacht werden, wäre kaum mit Angeboten zu rechnen.
Frage 7:
An welchen Stellen in der Stadt ließe sich noch Regenwasser statt Fri- schwasser verwenden?
Antwort des Baureferats:
Derzeit wird geprüft, ob noch häufiger als bisher die Sportplatzbewässerung mittels Regenwasser anstelle von Trinkwasser bewerkstelligt werden kann.
Ich hoffe, dass ich Ihre Fragen hiermit zufriedenstellend beantworten konnte.
- 1 https://www.swm.de/wasser/trinkwassergewinnung
- 2 https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/debat- te-umwassermangel-in-deutschland-droht-privaten-pools-in-muen- chen-das-aus-art-908494
- 3 https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/nach-umge- staltung-anwohner-fordern-rueckbau-der-kolumbusstrasse-in-muen- chen-art-909718