Leistungsfähiger und umweltfreundlicher Ausflugsverkehrvon München in die Berge
Antrag Stadtrats-Mitglieder Professor Dr. Jörg Hoffmann, Gabriele Neff, Richard Progl und Fritz Roth (FDP BAYERNPARTEI Stadtratsfraktion) vom 7.4.2022
Antwort Mobilitätsreferent Georg Dunkel:
Zunächst möchten wir uns für die lange Bearbeitungszeit entschuldigen und uns für die Gewährung der Fristverlängerung bedanken.
Gemäß o.g. Antrag fordern Sie verschiedene Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität des ÖPNV für den Münchner Ausflugsverkehr in die Berge.
Hierzu haben wir die Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH um Stellungnahme gebeten, die uns Folgendes mitteilte:
Zu Punkt 1 des Antrags (Taktverdichtungen am Wochenende nach Kochel, Murnau, Oberau und Garmisch-Partenkirchen):
„Im Werdenfels-Netz wird am Wochenende im Regelverkehr auf allen Eisenbahnstrecken ein stündlicher Regionalzugverkehr angeboten. Hinzu kommen in Lastrichtung zwischen München und Mittenwald, nicht in Richtung Kochel, je drei Expresszüge. Diese RE starten in München Hbf um 7.13 Uhr, 8.13 Uhr und 9.13 Uhr und in der Gegenrichtung in Mittenwald tageslichtabhängig im Sommerhalbjahr 17.04 Uhr, 18.04 Uhr und 19.04 Uhr sowie im Winterhalbjahr um 15.04 Uhr, 16.04 Uhr und 17.04 Uhr. Eine Ausweitung des Expresszugangebotes auf einen vierten oder gar fünften Zug je Richtung, ist aus finanziellen Gründen nicht darstellbar und würde auch mit Blick auf eine dann zu erhöhende Anzahl an einzusetzenden Fahrzeugen zu Sprungkosten führen.
Zwischen München und Kochel und hier speziell auf der Kochelbahn Tutzing – Kochel entspricht das aktuelle Fahrplanangebot den bayernweit einheitlichen und nachfrageorientierten SPNV-Bedienrichtwerten. Eine Ausweitung des SPNV-Angebots am Wochenende ist hier daher nicht geboten.“
Zu Punkt 2 des Antrags (Taktverdichtung am Wochenende nach Rosenheim, Prien am Chiemsee und Traunstein):
„Auf dieser Strecke verkehrt von früh bis spät auch am Wochenende stündlich die Linie RE 5 und bietet, auch bedingt durch die schnelle Fahrt ohne Zwischenhalte von München Ost bis Rosenheim, attraktive Verbindungen. Dieser Stundentakt stellt einen wesentlichen Fortschritt gegen-über dem noch vor ca. 20 Jahren hier üblichen 2-Stunden-Takt dar. Zudem verkehren neben dem RE 5 im 2-Stunden-Takt Fernzüge der DB AG, die ebenfalls die Stationen Rosenheim, Prien am Chiemsee und Traunstein sowie Freilassing bedienen.
Die Züge des RE 5 verkehren tagsüber in der Regel als Doppelgarnituren mit 666 Sitzplätzen und rund 60 Fahrradstellplätzen. An den Wochenenden zu den Haupt – Ausflugszeiten kommen auch Dreifachgarnituren mit 999 Sitzplätzen und entsprechend rund 90 Fahrradstellplätzen zum Einsatz. Somit werden Kapazitäten in grundsätzlich mehr als ausreichendem, auch auf zukünftige Nachfragesteigerungen vorbereitetem, Umfang angeboten. Hierbei ist auch zu berücksichtigen, dass der Ausflugsverkehr Richtung Kufstein bereits ab München mit der RB 54 in einer getrennten Linie abgewickelt wird, so dass die Fahrgäste von und nach Kufstein nicht den RE 5 von/nach Salzburg nutzen müssen.
Überfüllungen in den Zügen der Linie RE 5 von/nach Salzburg resultieren in der Regel daher, dass die Fahrgäste aus verschiedenen Gründen Richtung München den vorderen Zugteil und Richtung Salzburg den hinteren Zugteil nutzen und insofern die sehr kapazitätsstarken Züge über ihre Länge hinweg ungleich ausgelastet sind. Hier sind seitens des Eisenbahnverkehrsunternehmens noch Aktivitäten zur Gegensteuerung erforderlich. Aufgrund des oben beschriebenen, eine sehr hohe Kapazität umfassenden Angebots sehen wir derzeit keine Notwendigkeit, den Fahrplan um weitere Zugfahrten zu ergänzen. Gegebenenfalls wäre der Einsatz der Dreifachgarnituren noch weiter auszuweiten.“
Zu Punkt 3 des Antrags (Kapazitätssteigerungen durch Vierfachtraktionen und/oder Taktverdichtung nach Tegernsee):
„Seit Dezember 2020, mit der Inbetriebnahme der erneuerten und deutlich erweiterten Fahrzeugflotte der Oberlandbahn, verkehren auf der Strecke München – Tegernsee die Züge der Linie RB 57 an den Wochenenden nahezu ganztägig im Halbstundentakt. Grundsätzlich kommen zu den Hauptzeiten des Ausflugsverkehrs von/nach München Vierfachtraktionen zum Einsatz, wobei einmal pro Stunde Richtung Tegernsee eine Doppeleinheit sowie Richtung Lenggries und Richtung Schliersee jeweils eine Einfachtraktion verkehrt, und um jeweils 30 Minuten versetzt einmal pro Stunde Richtung Tegernsee und Richtung Lenggries jeweils eine Einfachtraktion sowie Richtung Bayrischzell eine Doppeltration verkehrt.Dieses Verkehrsangebot berücksichtigt die höhere Nachfrage auf den beiden Streckenästen Richtung Bayrischzell und Tegernsee und hat sich auch zu den Zeiten des 9-Euro-Tickets bewährt.
Es ist also grundsätzlich in einem gewissen Umfang auch noch aufnahmefähig für weitere Nachfragesteigerungen. Eine weitere Erhöhung der Kapazitäten durch den Einsatz zusätzlicher Zugfahrten oder längerer Züge ist aufgrund der begrenzten Infrastruktur (Anordnung der Zugbegegnungsbahnhöfe auf den eingleisigen Strecken für einen Halbstundentakt, Bahnsteiglängen) derzeit definitiv nicht möglich. Hier sind die aktuell laufenden Planungen für den weiteren Ausbau des Oberlandnetzes inkl. Elektrifizierung und Bahnsteigverlängerungen abzuwarten.“
Zu den darüber hinaus thematisierten Aspekten (Anschlüsse zum Busverkehr, Wanderticket) verweisen wir auf die aktuell laufenden Planungen zum „Münchner Bergbus“. Dieser soll nach aktueller Planung ab 2024 in einen Linienverkehr überführt werden und an Wochenenden von München startend verschiedene Wanderparkplätze in den Bergen anfahren, die über den SPNV nur schwer erreichbar sind. Ziel des Münchner Bergbusses ist es, den SPNV im Ausflugsverkehr sinnvoll zu ergänzen und den Münchner*innen eine attraktive ÖPNV-Alternative zum privaten PKW zu bieten.
Für die Verbindungen des Münchner Bergbusses soll das Deutschlandticket gültig sein. Die Anerkennung dessen wird als weiterer Erfolgsfaktor für ein attraktives Mobilitätsangebot für den Ausflugsverkehr von München in die Berge gesehen.
Um Kenntnisnahme der vorstehenden Ausführungen wird gebeten. Wir gehen davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.