GEWOFAG initiiert Erinnerungszeichen für NS-Opfer
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Rathaus Umschau 18 / 2023, veröffentlicht am 26.01.2023
Am morgigen internationalen Holocaust-Gedenktag beginnt eine wegweisende Kooperation für die Münchner Erinnerungskultur. Die Stadt München setzt seit 2018 Erinnerungszeichen für die Opfer des Nationalsozialismus. Künftig beteiligt sich an diesem Projekt mit der GEWOFAG auch die größte Wohnungsbaugesellschaft der Stadt.
Ihre Auszubildenden werden sich unter fachlicher Anleitung im zweiten ihrer drei Ausbildungsjahre mit den Biografien ehemaliger GEWOFAG-Bewohner*innen auseinandersetzen, die in der NS-Zeit verfolgt und ermordet wurden. Zum Abschluss dieser jährlich stattfindenden Projekte werden dann gemeinsam mit dem Kulturreferat Erinnerungszeichen an ihren einstigen Wohnorten angebracht. Derzeit arbeiten sechs Auszubildende jeweils an einer Biografie, ihre fertigen Texte werden unter http://www.erinnerungszeichen.de veröffentlicht. Im Juli sollen als erstes Ergebnis des Projekts Erinnerungszeichen in der Wendl-Dietrich-Straße und der Arnulfstraße angebracht werden.
Bürgermeisterin Verena Dietl: „Es ist ein großer Gewinn für die Gedenkkultur in München, dass die GEWOFAG künftig für die Opfer des Nationalsozialismus Erinnerungszeichen an ihren Gebäuden anbringen wird. Als Bürgermeisterin der Landeshauptstadt und Aufsichtsratsvorsitzende der GEWOFAG hoffe ich, dass diese Kooperation zwischen Kulturreferat und Münchens größter Wohnungsbaugenossenschaft viele zum Nachahmen inspiriert. Die Biografien der Opfer zeigen uns, wie gefährlich Gleichgültigkeit im Zusammenleben sein kann und wie wichtig es ist, gerade in unmittelbarer Nachbarschaft, Hass gegenüber nicht tatenlos zu bleiben.“ Das Projekt wird am morgigen Freitag, 27. Januar, um 15.30 Uhr im Plan-Treff München, Blumenstraße 31, vorgestellt. Dort findet die Gedenkveranstaltung zur Übergabe des Erinnerungszeichens für August Gänswein statt, der als Homosexueller von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurde. Bei der Veranstaltung sprechen unter anderem Bürgermeisterin Katrin Habenschaden und Dr. Klaus-Michael Dengler, Geschäftsführer der GEWOFAG. Im Anschluss wird um 16.30 Uhr das Erinnerungszeichen für August Gänswein an dessen ehemaligem Wohnhaus in der Müllerstraße 34 angebracht, das heute von der GEWOFAG verwaltet wird. Mit rund 37.000 Wohnungen und Gewerbeeinheiten ist die GEWOFAG
Münchens größte Vermieterin. Durch die Mitarbeit der GEWOFAG am Projekt der Erinnerungszeichen werden so in den kommenden Jahren die Schicksale vieler weiterer Münchner NS-Opfer sichtbar und vor dem Vergessen bewahrt.
Dr. Klaus-Michael Dengler, Geschäftsführer der GEWOFAG: „Indem unsere Auszubildenden die Lebensgeschichten der Menschen recherchieren, für die wir künftig Erinnerungszeichen an unseren Gebäuden anbringen, tragen sie nicht nur dazu bei, die Geschichte unseres Unternehmens in der NS-Zeit aufzuarbeiten. Durch die Beschäftigung mit den Schicksalen dieser Menschen lernen sie zudem, welche schrecklichen Auswirkungen Rassismus und Ausgrenzung haben und wie wichtig es ist, sich für eine demokratische und solidarische Gesellschaft einzusetzen.“
Zu den Erinnerungszeichen
Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Zeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie in zwei Ausführungen – als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild. Durch die gelochte Oberfläche können die Informationen auch ertastet werden.
Achtung Redaktionen: Weitere Infos unter www.erinnerungszeichen.de und http://map.erinnerungszeichen.de. Pressekontakt und Bildmaterial: Dr. Dominik Petzold, Telefon 0170-2083481, E-Mail presse.erinnerungszeichen@ gmail.com.
(Siehe auch unter Terminhinweise)