Safe Abortion Day: Information und Beratung statt Tabuisierung
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Rathaus Umschau 185 / 2023, veröffentlicht am 27.09.2023
Der Safe Abortion Day ist ein internationaler Aktionstag für sicheren und legalen Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen. Das Selbstbestimmungsrecht ungewollt schwangerer Frauen ist eine der Hauptforderungen, die jedes Jahr am 28. September im Rahmen des Safe Abortion Day laut werden.
In Deutschland sind Schwangerschaftsabbrüche nach § 218 StGB grundsätzlich verboten und strafbar. Diese Regelung stigmatisiert ungewollt schwangere Frauen und Ärzt*innen, die bereit sind, einen Abbruch vorzunehmen. Aufgrund des Straftatbestands sind Schwangerschaftsabbrüche kein Bestandteil des Medizinstudiums und der fachärztlichen Ausbildung. Die Bereitschaft von Ärzt*innen, Schwangerschaftsabbrüche vorzunehmen, ist entsprechend drastisch gemindert.
Gemäß Schwangerschaftskonfliktgesetz sind die Länder eigentlich verpflichtet, ein ausreichendes Angebot ambulanter und stationärer Einrichtungen zur Vornahme von Schwangerschaftsabbrüchen sicherzustellen. Aber die Versorgungslage in Deutschland ist in diesem Zusammenhang dramatisch schlecht.
Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek: „Das Thema Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland nach wie vor mit Tabus belegt. Gleichzeitig werden viele angstmachende und medizinisch falsche Informationen verbreitet. Schwangere als auch Fachkräfte müssen freien Zugang zu sachlichen Informationen über einen Schwangerschaftsabbruch haben, und es müssen ausreichende Angebote für die Betroffenen zur Verfügung stehen.“ Internationale Forschungsergebnisse zeigen, dass nicht der Abbruch einer Schwangerschaft Belastungen erzeugt, sondern die ungewollt eingetretene Schwangerschaft unter schwierigen Lebensumständen. Häufig werden die Belastungen jedoch dem Schwangerschaftsabbruch zugeschrieben. Auch das strafrechtliche Verbot hat keineswegs zu einer Verringerung der Anzahl von Schwangerschaftsabbrüchen geführt, wohl allerdings zu einer Verschlechterung der gesundheitlichen Lage für die betroffenen Frauen.
Im Rahmen der groß angelegten und durch das Bundesgesundheitsministerium geförderten Studie ELSA werden Einflussfaktoren auf das Erleben und die Verarbeitung einer ungewollten Schwangerschaft nun auch für Deutschland untersucht. Eines der Ergebnisse: Schwangeren stehen sachliche Informationen zum Schwangerschaftsabbruch häufig nicht zur Verfügung. Aber auch medizinisches Personal, das mit Frauen zu tun hat, die eine Schwangerschaft abbrechen wollen, ist oft nicht ausreichend informiert. Das betrifft zum Beispiel Mitarbeitende von ärztlichen Praxen, die selbst keine Schwangerschaftsabbrüche durchführen.
Das Gesundheitsreferat und die Gleichstellungsstelle für Frauen der Stadt München setzen sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten dafür ein, dass ungewollt schwangere Frauen in ihrer Notsituation in München vorurteilsfreie Unterstützung und gute gesundheitliche Versorgung erhalten.
Anlässlich des Safe Abortion Day 2023 hat das Gesundheitsreferat daher einen Flyer mit Informationen über Schwangerschaftsabbrüche und Beratungsangebote in München entwickelt. Er wird unter anderem allen gynäkologischen Praxen zur Verfügung gestellt.
Der Flyer ist bei der Fachstelle Frau & Gesundheit und Gendermedizin erhältlich. Sie ist erreichbar per E-Mail an fachstellen.gsr@muenchen.de. Die staatlich anerkannte Beratungsstelle im Münchner Gesundheitsreferat bietet Schwangerschaftskonfliktberatung an. Sie ist telefonisch erreichbar unter 233-47871 oder per E-Mail an schwangerschaftsberatung.gsr@muenchen.de. Eine Übersicht zu allen staatlich anerkannten Beratungsstellen in München ist unter https://schwangerinmuenchen.de zu finden. Informationen zur Arbeit der Gleichstellungsstelle für Frauen finden sich auf www.muenchen.de/gst.