Ein neues Familienbad für München
Antrag Stadtrats-Mitglieder Kathrin Abele, Verena Dietl, Anne Hübner, Bettina Messinger, Christian Müller, Cumali Naz, Jens Röver, Julia Schönfeld-Knor, Birgit Volk und Christian Vorländer (SPD-Fraktion) vom 31.07.2018
Antwort Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft:
Sie haben beantragt, dass der Oberbürgermeister bei den Stadtwerken eine Machbarkeitsstudie für ein neues Münchner Familienbad in Auftrag geben soll. Als Begründung wurde angeführt, dass es Münchner Familien an Sommertagen, aber auch an vielen Wochenenden das ganze Jahr über, an die Münchner Seen, Freibäder und Hallenbäder zieht. Gerade für Kinder und Familien sei es eine schöne gemeinsame Erholungsmöglichkeit im Alltag, die zudem gesundheitsfördernd und entspannend für alle Familienmitglieder wirkt. Hinzu kämen die positiven Effekte, wenn Kinder so spielerisch schwimmen lernten.
Angesichts der vielen Kinder, die in München in den letzten Jahren geboren wurden, seien die vorhandenen Bäder immer häufiger ausgelastet. Mit einem innovativen Konzept eines Familienbades sollen die Bedürfnisse der verschiedenen Altersgruppen noch besser berücksichtigt werden. Eine Machbarkeitsstudie solle Realisierungsmöglichkeiten und mögliche Konzepte darstellen.
Zu Ihrem Antrag teilen wir Ihnen, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, Folgendes mit:
Nach Auskunft der Stadtwerke München Ressort Bäder ist die Schwimmbaddichte in den Stadtrandgebieten von München geringer als in den innerstädtischen Bereichen. Die M-Bäder leisten einen wesentlichen Beitrag zur Lebensqualität und Gesundheit der Münchnerinnen und Münchner und stimmen zu, dass mit Wachstum der Stadt auch die Infrastruktur der öffentlichen Schwimmbäder mitwachsen sollte. Diese Einschätzung stützt eine im Jahr 2018 durchgeführte Bevölkerungsbefragung.
Die Bedarfsüberlegungen der SWM für ein Öffentliches Bad sowie die Überlegungen des Referates für Bildung und Sport für ein Schulschwimmbad wurden miteinander abgestimmt und haben einen übereinstimmenden Bedarf im Münchner Westen ergeben.
Dabei stellen sich zwei Herausforderungen: Standortsuche und WirtschaftlichkeitUm ein Hallenbad neu zu errichten und den Anforderungen an ein Stadtteilbad gerecht zu werden (Schul-, Vereinsschwimmen sowie öffentlicher Schwimmbetrieb) wird für ein ganzjährig nutzbares Hallenbad mindestens eine Gesamtfläche von ca. 6.000 – 10.000 qm benötigt. Für den sinnvollen Neubau eines Freibades wäre die dreifache Größe nötig. Zusätzlich ist eine Fläche für Parkplätze, Liegewiese, Außenspielplätzen etc. notwendig.
Die Standortsuche gestaltet sich in allen Stadtbezirken herausfordernd. Aktuell sind die SWM in enger Abstimmung mit dem Referat für Bildung und Sport („Schulschwimmbad“) und dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung („Öffentliches Schwimmbad“), um mögliche Flächen für die gemeinsame Nutzung zu untersuchen. Der Prozess befindet sich jedoch erst in den Anfängen.
Um die Planung und Ausführung eines solchen Hallen- bzw. Freibades durchführen zu können, muss mit einer Summe von ca. 25 bis 30 Mio. Euro gerechnet werden (ohne Kosten für Grundstücke, Erschließung und infrastrukturelle Anbindung). Zudem erhöhen die jährlichen anfallenden Betriebskosten das derzeitig defizitäre Jahresergebnis der SWM Bäder. Die aktuellen Eintrittspreise der M-Bäder decken nicht deren Kosten. Ein wirtschaftlicher Betrieb eines Bades der öffentlichen Daseinsvorsorge ist mit der aktuellen Preisstruktur nicht möglich. Unter Beibehaltung des aktuellen Preisniveaus für die Münchner Bürger würde jedes zusätzliche Bad ein weiteres Defizit in Höhe von ca. 2 Mio. Euro für die SWM und somit für den Stadtkonzern bedeuten, der bereits die Mittel für den Bau erbringen muss.
Eine Stellungnahme der Stadtkämmerei (zur thematisch gleich gelagerten Anfrage Nr. 20-26/F 00548 „Nutzung des Allacher Sommerbades zum Bau eines Hallenbades“) führte aus, dass eine solche Maßnahme („Bau eines Bades“) bisher nicht zum Mehrjahresinvestitionsprogramm angemeldet wurde. Da es sich um eine rein freiwillige Maßnahme handelt, sieht die Kämmerei angesichts der angespannten Haushaltssituation b.a.w. kein Spielraum für die Aufnahme in den Haushalt.
Trotz der angespannten Haushaltsituation wurde dennoch nach Möglichkeiten gesucht, wie im Münchner Westen auf pragmatischem Wege eine weitere Bademöglichkeit geschaffen werden könnte. Im Auftrag des Oberbürgermeisters an den Zweckverband Freiham wurde geprüft, ob auf Grundstücksflächen des Zweckverbandes die Realisierung eines Badesees möglich wäre. Mit Beschlussfassung der Vollversammlung des Stadtrats am 19.2.2020 wurde das Kommunalreferat gebeten, in Abstimmung mitdem Referat für Stadtplanung und Bauordnung sowie dem Baureferat und dem Referat für Gesundheit und Umwelt, eine Machbarkeitsstudie zur Umsetzung eines Badesees einschließlich barrierefreiem Zugang und barrierefreier Infrastruktur in Auftrag zu geben (Sitzungsvorlage Nr. 14-20/ V16576).
Die Ergebnisse dieser Machbarkeitsstudie zur Umsetzung eines Badesees in Freiham wurden dem Stadtrat am 27.7.2023 vorgestellt. Das Kommunalreferat wurde beauftragt und der Zweckverband Freiham wurde gebeten, im Rahmen des derzeit laufenden Kiesabbaus die Modellierung des Geländes zu einem Badegewässer zu regeln (Sitzungsvorlage 20-26/V 09794).
Bereits jetzt stehen zudem in dem 2020 eröffneten Sportpark in Freiham ein modernes Hallenbad für den Schulsport und den Vereinssport zur Verfügung.
Ein neues Schulschwimmbad und ein Badesee sind zwar kein adäquater Ersatz für den Neubau eines öffentlichen Familienbads, schaffen aber in Zeiten eines angespannten städtischen Haushalts dennoch ein zusätzliches attraktives Angebot für die Münchner Bürgerinnen und Bürger im Westen Münchens.
Ich bitte Sie, von den vorstehenden Ausführungen Kenntnis zu nehmen, und hoffe, dass Ihr Antrag zufriedenstellend beantwortet ist und als erledigt gelten darf.