Am Dienstag, 7. November, 19 Uhr, lädt das Jüdische Museum, St.-Jakobs-Platz 16, im Rahmen von „ausARTen – Perspektivwechsel durch Kunst“ zu einer Lesung mit Daniel Arkadij Gerzenberg ein.
In seinem Debüt „wiedergutmachungsjude“ erzählt Lyriker und Pianist Daniel Arkadij Gerzenberg vom Leben zwischen zwei Welten, von sexualisierter Gewalt, Wut und Heilung. Als Verkörperung der Migration unter sowjetischen Erziehungsmethoden, einer Kultur des Schweigens und elterlichem Erwartungsdruck im Übehaus aufgewachsen, wo der Traum, Pianist zu werden, vom Wunsch abgelöst wird, den Steinway-Flügel zu zertrümmern, probiert sich das lyrische Ich an Rebellion. Vermittler zwischen familiären Ansprüchen und jugendlichem Zorn ist der Kinderarzt, der über Jahre zum immer wichtigeren Teil seines Leben wird, bis schließlich zu jener Nacht, in der „alles an freundschaft und poesie, das zwischen uns lebt“, infrage gestellt wird.
Daniel Arkadij Gerzenberg erzählt in Versen voll bestechender Offenheit davon, wie sich jemand das ihm entgegengebrachte Vertrauen zunutze macht, davon, wie es ist, wenn plötzlich nichts mehr – nicht die Eltern, die berufliche Laufbahn, das eigene Jüdischsein, alles, was man liebt – unbelastet ist und frei von „seinem blick“, vor allem aber davon, wie Literatur zum Richterhammer werden kann, der ins Recht setzt, was die Wirklichkeit verwehrt.
Daniel Arkadij Gerzenberg, geboren 1991 in Hamburg, stammt aus einer deutsch-russisch-jüdischen Familie. Er ist Lyriker, Autor und Pianist. Er arbeitet zu den Themen Identität, Antisemitismus und sexualisierte Gewalt. Er ist Preisträger internationaler Liedwettbewerbe, Mitglied des Lyrikkollektivs G13 und Lehrbeauftragter für Lyrik an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Weitere Informationen und Anmeldung unter https://www.juedisches-museum-muenchen.de/kalender/details/wiedergutmachungsjude.