Am 9. November gedenkt die Stadt München alljährlich ihrer jüdischen Bürgerinnen und Bürger, die in der Pogromnacht 1938 und in den darauffolgenden Jahren entrechtet, verfolgt, deportiert, in den Suizid getrieben oder ermordet wurden. Um die Erinnerung an die Einzelschicksale der Schoah im Bewusstsein der Menschen zu bewahren, findet am Donnerstag, 9. November, um 10 Uhr im Saal des Alten Rathauses auch in diesem Jahr eine Lesung der Namen und Kurzbiografien der Verfolgten und Ermordeten statt. Die Veranstaltung wird auch online live übertragen unter www.youtube.com/nsdoku. Zudem legt die Stadt München am Donnerstag an der Gedenkstelle für die Alte Hauptsynagoge an der Herzog-Max-Straße/Ecke Maxburgstraße einen Kranz nieder.
Mit der diesjährigen Lesung im Alten Rathaus wird der Münchner Opfer der Novemberpogrome gedacht: der Männer, die ab dem 9. November 1938 wegen ihrer jüdischen Herkunft in das KZ Dachau verschleppt und dort ermordet wurden, sowie der jüdischen Bürgerinnen und Bürger, die sich unter dem Eindruck der gewaltsamen Ereignisse dieser Tage in ihrer Verzweiflung das Leben nahmen.
Die Namen und Kurzbiografien der Verfolgten und Ermordeten lesen Persönlichkeiten der Stadtgesellschaft, unter ihnen Kulturreferent Anton Biebl, Dr. Daniel Baumann, Leiter des Stadtarchivs München, Claudius Blank, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr München, Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Dr. Susanne May, Programmdirek- torin der Münchner Volkshochschule, Marcus Sillober, Schulleiter des Städtischen Heinrich-Heine-Gymnasiums, sowie Schülerinnen und Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums.
Mit der Gedenkveranstaltung wird an die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 vor 85 Jahren erinnert, die von den Zeitgenossen sogenannte „Reichskristallnacht“. Diese Nacht war ein Wendepunkt, ein Fanal für das Künftige, sie war der Auftakt zum Holocaust. Es handelte sich um systematisch geplante Gewaltaktionen gegen die jüdische Bevölkerung im gesamten Deutschen Reich. Vom Saal des Alten Rathauses aus hatte der nationalsozialistische Demagoge Joseph Goebbels in einer Hetzrede zur Jagd auf die jüdischen Menschen aufgerufen.
Der Gedenktag am 9. November wird von der Arbeitsgruppe „Gedenken an den 9. November 1938“ unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Dieter Reiter organisiert.
Aufgrund des begrenzten Platzangebots im Alten Rathaus ist eine Anmeldung per E-Mail an anmeldung-veranstaltung@muenchen.de erforderlich. (Siehe auch unter Terminhinweise)