Katja Huber und Pierre Jarawan werden mit den Ernst-Hoferichter-Preisen 2024 ausgezeichnet. Der mit jeweils 5.000 Euro dotierte Preis wird seit 1975 jährlich an Münchner Künstler*innen der erzählenden Kunst vergeben, die – wie Ernst Hoferichter – Originalität mit Weltoffenheit und Humor verbinden. Der Preis wurde von Franzi Hoferichter, der Witwe des Münchner Schriftstellers, gestiftet. Über die Vergabe entschied der Stiftungsbeirat der Ernst-Hoferichter-Stiftung, der auch als Jury fungiert.
Aus den Jurybegründungen: Katja Huber
„Originalität, Weltoffenheit, Humor – schwer zu sagen, was davon das hervorstechendste Merkmal im Werk von Katja Huber ist. Schließlich gelingt in ihren Büchern eine mitreißende Verquickung all dieser Elemente: In ihren Romanen ‚Fernwärme‘ (2005), ‚Reise nach Njetowa‘ (2007), ‚Coney Island‘ (2012), ‚Nach New York! (2014), und ‚Unterm Nussbaum‘ (2018) setzt sie sich, wie die Titel schon anklingen lassen, immer wieder mit dem Aufeinanderprallen fremder Kulturen, Zeiten und Lebenswelten auseinander. Mit leichter Hand und doch tiefgründig berührt ihre Literatur etwa ein Thema wie die tief verborgenen innerfamiliären Tabus zur Nazi-Zeit in ‚Unterm Nussbaum‘. Die Süddeutsche Zeitung schrieb dazu: ‚Der komplexe Plot […] spielt durch, was passiert, wenn Menschen, die sich durch die politischen Umstände ermutigt fühlen, in sich das Böse zu- und an anderen auslassen‘ – dieser Tage in mehrfacher Hinsicht wieder erschreckend aktuell.“
Pierre Jarawan
„Pierre Jarawan, Autor, Slam-Poet, Bühnenliterat und Veranstalter, ist seit langem eine feste Größe in der Münchner Literatur-Szene. Gekonntes Jonglieren zwischen Witz und Sprachpoesie verschaffte ihm schnell eine große Fangemeinde als Poetry-Slammer und 2012 den internationalen deutschsprachigen Meistertitel im Poetry-Slam. In der Stuttgarter Zeitung war zu lesen: ‚Er tänzelt auf einem schmalen Grat zwischen Tiefgründigem und Humorvollem. Er verliert selten das Gleichgewicht.‘ Zwei opulente, durchaus autobiografisch gefärbte Romane, ‚Am Ende bleiben die Zedern‘ und ‚Ein Lied für die Vermissten‘, erschienen 2016 und 2020 im Berlin Verlag. Die hohe Kunst des Gleichgewichts beherrscht Pierre Jarawan auch im epischen Metier meisterlich – im Austarieren von Gegensätzen zwischen libanesischem Vater- und deutschem Mutterland, zwischen eigener Erinnerung und literarischer Fiktion, zwischen dem Geschichtenerzählen und dem Erzählen von Geschichte.“
Dem Stiftungsbeirat gehören Kulturreferent Anton Biebl (Vorsitz), der Leiter der Münchner Stadtbibliothek, Dr. Arne Ackermann, sowie Wolfgang Görl, Dr. Brigitta Rambeck, Michael Skasa und Alt-OB Christian Ude an. Die vollständige Jurybegründung ist abzurufen unter http://www.muenchen.de/hoferichter-preis.