19 Kommunen mit 50 Teilnehmenden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben am 16. und 17. November das „Netzwerk Kommunales Konfliktmanagement im öffentlichen Raum“ weitergesponnen. Das Netzwerk trifft sich einmal im Jahr, um sich auszutauschen, wie Konflikte und Irritationen mit möglichst kommunikativen Mitteln gelöst werden können. Gastgeber ist seit 2018 die Fachstelle AKIM (Allparteiliches Konfliktmanagement in München) im Sozialreferat der Stadt München. Die diesjährige Tagung fand in Kooperation mit dem Büro für kommunale Prävention (BKP) im Augsburger Rathaus statt. Der Fokus lag auf dem Thema Konfliktbearbeitung als kommunale Daseinsvorsorge und Instrument für die Gestaltung von Stadt.
Teilnehmende des Netzwerktreffen Kommunales Konfliktmanagement im öffentlichen Raum. (Foto: Michael Hochgemuth/Stadt Augsburg)
Gelebte Praxis bei AKIM und BKP ist, dass dialogische Konfliktbearbeitung sich nicht in der aufsuchenden Arbeit mit potentiell störenden Gruppen im öffentlichen Raum erschöpft. Gestaltung von Stadt nutzt vielmehr den Konflikt als Ausgangspunkt, um gesellschaftliche Probleme, die sich im öffentlichen Raum spiegeln, aktiv anzugehen. Dies erfolgt beispielsweise durch Zusammenarbeit mit der Stadtplanung, um Konflikte vorausschauend planerisch und baulich zu vermeiden. Oder in Form von Rauminterventionen, die Nischen und Nutzungsmöglichkeiten schaffen für Bedürfnisse, die vor Ort da sind. Ein Beispiel ist die temporäre Aktion „Wir sind Messestadt Riem“, wo knallbunte Sitzsäcke an Jugendliche ausgegeben wurden, die sich im Stadtteil damit niederlassen konnten. Gestaltung von Stadt erfolgt aber auch durch die Vernetzung innerhalb der Verwaltung und mit Akteur*innen in Quartieren zu Konfliktlösungen, die nachhaltig über den Konfliktanlass hinaus wirken.
Der Fachtag setzte den zweiten Schwerpunkt auf das Thema Konfliktbearbeitung als kommunale Daseinsvorsorge. Dabei denkt man an die notwendige Versorgung der Bevölkerung mit Infrastruktur und Dienstleistungen. Die Gewährleistung von Sicherheit durch Polizei und Ordnungsdienste ist ein Teil davon. Zunehmend rückt aber auch die subjektive Sicherheit in den Fokus. München ist eine der sichersten Großstädte Europas – trotzdem fühlen sich Menschen oft unsicher, gerade im öffentlichen Raum. Subjektive Sicherheit entsteht beim einzelnen Menschen und lässt sich dadurch nicht beliebig steuern durch mehr Polizeipräsenz. Es geht um Transparenz und Partizipation, um Dialog mit den Menschen, die sich verunsichert fühlen durch z.B. marginalisierte Menschen auf Straßen, Plätzen und Grünanlagen. Dort, wo polizeiliche und ordnungsrechtliche Maßnahmen ausgeschöpft sind, braucht es Antworten, die in der Lage sind, Nutzungsverantwortung und -vielfalt, aber auch dialogische Aushandlungsprozesse und räumliche Gestaltung in ihrem Potenzial für die Konfliktbearbeitung auszuschöpfen.
Immer mehr Kommunen schaffen daher Stellen und Projekte für dialogische Konfliktbearbeitung. In München und Augsburg sind diese fester Bestandteil der kommunalen Sicherheitslandschaft.
So war das gemeinsame Fazit von Veranstaltenden und Teilnehmenden des Fachtags: Die kommunale Konfliktbearbeitung im Dialog wird zunehmend wichtiger und verstetigt sich als unverzichtbarer Bestandteil im Umgang mit Spannungen und Irritationen in Kommunen. Der Fachtag stärkte den selbstbewussten Blick.
Zum Hintergrund
Das Netzwerk wurde 2018 auf Initiative von AKIM in München gegründet und sollte jährlich stattfinden. 2019 musste aufgrund der Corona-Pandemie auf ein digitales Format umgestellt werden. Seither findet monatlich ein digitales Netzwerkcafé statt, jeweils mit der Vorstellung eines Best Practice-Beispiels kommunaler Konfliktbearbeitung. Teilnehmende sind deutschsprachige Kommunen sowie Polizeistellen, Landeskriminalämter, Lehrstühle und Beratungsinstitute.
Zum ersten Mal seit Corona fand nun wieder ein Treffen in Präsenz, das vierte Netzwerktreffen Kommunales Konfliktmanagement im öffentlichen Raum, statt.
Immer wieder kommen Kommunen, die sich im Strukturaufbau Kommunaler Konfliktbearbeitung befinden, auf AKIM und BKP als bereits etabliertere kommunalen Stellen zu, um mehr über die Erfahrungswerte und aktuelle Arbeit vor Ort zu erfahren. Das Netzwerktreffen bietet Raum für Austausch und gegenseitiges Lernen. Ressourcen können so gebündelt und kreative Lösungen verbreitet werden.